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Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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waren.
    »Nicht? Dann decken wir ab. Das Dessert ist in der Kiste da drüben. Eis und irgendwas mit Schokolade … Natürlich gibt es auch noch mehr zu trinken. Wein? Bier? Bedient euch!«
    Teller und Gläser wurden klappernd abgeräumt, und es war nicht zu hören, was die Männer am Tisch sagten. Alle Beamten starrten auf den Monitor, auf dem die beiden Autos, die rauchenden Fahrer und die Tür des Pravda zu sehen waren.
    Aus den Augenwinkeln nahm Irene etwas auf dem Monitor neben sich wahr, der die Überwachungskamera Richtung Westen auf die abgesperrte Querstraße zum Åvägen zeigte. Sie schaute auf den Monitor und sah ein Moped, das sich langsam näherte. Der Fahrer trug einen Integralhelm mit getöntem Visier, weiße Turnschuhe, Jeans, ein weißes T-Shirt und eine schwarze Daunenweste. Er stoppte das Moped, kurz bevor er die Straße zum Pravda erreicht hatte. Keiner der beiden Fahrer bemerkte ihn, denn beide schauten in eine andere Richtung. Irene sah, dass er dünn, drahtig und nicht sonderlich groß war. Trotz des Helms, der alles verdeckte, kam er ihr irgendwie bekannt vor. Als sie die schwere goldene Uhr an seinem linken Handgelenk entdeckte, wusste sie, wer der Mopedfahrer war: Fendi Göks. Entweder trug er Kazans Uhr, oder er besaß die Gleiche. Sie funkelte, als er sein Handy aus seiner Daunenweste zog. Erstaunt sah Irene mit an, wie er sein Handy hochhielt und ein Foto des Pravda und der davor geparkten Autos machte. Ehe sie ihre Kollegen noch auf ihre Beobachtung aufmerksam machen konnte, bemerkte sie etwas hinter Fendi. Ein kleiner Junge radelte sehr schnell auf den Baucontainer zu. Er raste an Fendi auf dem Moped vorbei. Als er die Baracke passierte, hörte Irene Andy Mara in den Kopfhörern sagen:
    »Klemmt? Dann lass mich mal …«
    Ein Paar bernsteinbraune Augen mit bösartigem Funkeln tauchten plötzlich vor Irenes innerem Auge auf, und sie hörte Kazan flüstern: »Am Fünfundzwanzigsten … da knallt’s!«
    Eine eiskalte Hand umklammerte ihr Herz, als ihr klar wurde, was gleich geschehen würde.
    Ihre Kollegen reagierten erstaunt, als sie sich die Kopfhörer vom Kopf riss und aufsprang. Mit wenigen großen Schritten war sie bei der Tür und drehte den Schlüssel um. Hinter sich hörte sie erboste Stimmen, die zischten: »Irene! Verdammt! Bist du nicht ganz bei Trost!« Sie kümmerte sich nicht weiter darum, sondern rannte hinter der kleinen Gestalt auf dem Fahrrad her. Er war nur wenige Meter vor ihr, und sie rannte, so schnell sie konnte. Als sie ihn eingeholt hatte, rief sie:
    »Anhalten!«
    Er schien sie nicht zu hören. Irene befand sich bereits mitten im Sprung. So behutsam wie nur möglich umfasste sie ihn und riss ihn vom Fahrrad. Die Druckwelle erreichte sie in derselben Sekunde, als sie mit dem Jungen in ihren Armen auf die Straße stürzte. Da sie über dreißig Jahre lang fallen trainiert hatte, fielen sie weich, aber sie spürte, wie sie mit dem Gesicht aufschlug, da sie sich nicht mit den Händen abfangen konnte. Rasch rollte sie zur Seite ab und drückte sich, den Jungen fest umklammert, an die Hauswand. Ein Regen aus Schutt und Glasscherben ging auf sie nieder. Große und kleine Trümmer trafen Irene, aber sie bewegte sich nicht. Unter ihr lag der Junge vollkommen still, vor Schrecken gelähmt. Die Luft ließ sich fast nicht atmen. Sand und Staub füllten Irenes Mund und Nase. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen, sie besaß nur die instinktive Kraft, die sie dazu veranlasst hatte, den Jungen mit ihrem eigenen Körper zu schützen. Sie drückte sich noch fester gegen die Hauswand, in dem sinnlosen Ver such, eine möglichst kleine Angriffsfläche zu bieten. Schutt schien eine halbe Ewigkeit auf sie niederzuregnen. Irene lag mit geschlossenen Augen vollkommen reglos da.
    Sie verlor nicht das Bewusstsein, fühlte sich aber gebeutelt und benommen, als man sie auf eine Trage hob. Die Explosion hatte ihr Gehör beeinträchtigt, und so verstand sie nicht, was um sie herum gesagt wurde. Obwohl alle, den Mienen nach zu schließen, schrien. Um den kleinen Jungen hatte sich Fredrik gekümmert, der ihn vorsichtig zu dem zweiten wartenden Krankenwagen führte. Als der Junge einstieg, ließ seine Anspannung nach, und er begann laut zu weinen. Fredrik legte einen beschützenden Arm um seine schmalen Schultern und redete beruhigend auf ihn ein, während die Sanitäter die Türen schlossen, um ihn dann in die Drottning-Silvia-Kinderklinik zu fahren.
    Kommissar Tommy Perssons Gesicht war

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