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Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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hätten aus dem Knast heraus Anweisung gegeben, mit den Burschen kurzen Prozess zu machen. Für Kazan wäre es am Ende auf dasselbe Ergebnis hinausgelaufen: den Tod. Die Frage war nun, ob Fendi ebenfalls bereits mit seinem Leben bezahlt hatte. In diesem Fall mussten sie nur noch herausfinden, welche der beiden Gruppierungen ihn als erste in die Finger bekommen hatte.
    Die Morgenstunden schleppten sich ereignislos dahin. Im Baucontainer fragten sich die Beamten, warum die Tür des Pravda durch eine neue ersetzt worden war. Drei glänzende neue Schlösser funkelten an der schweren Eichentür. Die beiden großen Fenster des Restaurants zur Straße hin waren mit massiven Brettern vernagelt worden. So bestand zwar keine Möglichkeit hineinzuschauen, doch nach wie vor stellte es kein Problem dar, alles, was drinnen gesagt wurde, mitzuhören.
    Doch bis halb zwölf geschah nichts. Dann erschien ein kleiner Lieferwagen mit der Aufschrift: »Deli Service – alles für’s Fest«. Darunter stand in kleineren Buchstaben: »Catering« Aus dem Auto stiegen zwei Männer. Irene erkannte sie von dem Fest wieder, auf dem Danni Mara ermordet worden war. Der eine war der Leibwächter Ali Reza, der andere ein jun ger Mann in Kellnerkleidung. Er hatte auf der Treppe gestanden und gelacht, als Kazan sein Glas auf den Stufen zerschlagen hatte. Der große Reza sah sich gründlich um und betrachtete lange den neuen Baucontainer. Alle, die darin saßen, starrten auf den Monitor und hielten den Atem an. Nach ein paar Sekunden, die ihnen wie eine Ewigkeit vorkamen, konnten sie ausatmen. Reza war mit seiner Aufmerksamkeit jetzt bei einer jungen Frau, die mit einem Springerspaniel an ihm vorbeiging. Sie lächelte dem muskulösen Iraner zu und setzte ihren Spaziergang Richtung Åvägen fort. Er betrachtete ihren Hintern in dem dünnen Kleid, ehe er sich wieder den Häusern in der Nähe zuwandte. Wenn er gewusst hätte, dass es sich bei dem Hund Frode um den Rauschgifthund des Jahres handelte und die junge Frau beim Rauschgiftdezernat arbeitete, hätte er sie sicher nicht so einfach vorbeigehen lassen. Dann hätte er vielleicht mit dem Revolver auf sie geschossen, der sich unter seinem Jackett abzeichnete, dachte Irene mit einem Schaudern. Bei dem Gedanken brach ihr der Schweiß aus, und ihre Bluse klebte an ihrem Rücken. Schuld daran war wohl auch, dass sich in dem Baucontainer mittlerweile die Hitze staute.
    So leise, dass es kaum zu hören war, flüsterte Fredrik:
    »Jetzt geht es tatsächlich los.«
    Ali Reza ging zur Tür und schloss sie auf. Einige Minuten lang war er im Haus verschwunden. Dann hörten sie ihn plötzlich sagen:
    »Wir können ausladen.«
    Alle im Baucontainer zuckten zusammen. Sie hatten nicht erwartet, dass er so deutlich in ihren Kopfhörern zu hören sein würde.
    Ali Reza erschien wieder in der Tür und ging zum Lieferwagen. Der junge Mann hatte bereits die hinte ren Türen geöffnet. Gemeinsam trugen sie ein paar große Styroporbehälter ins Haus. Offenbar Mittagessen für die Teilnehmer. Mehrere Kästen Bier und einige große Tüten, in denen Flaschen klirrten, wurden ebenfalls ins Haus getragen. Nach einer Einigung der Banden sollte wohl gefeiert werden. Doch was geschah, wenn die Verhandlungen scheiterten, da rüber konnten die Polizisten in dem Baucontainer nur mutmaßen.
    Fast eine Stunde lang hörten sie zu, wie die beiden in dem Haus herumräumten. Stuhlbeine quietschten auf dem Boden, Porzellan klapperte, und Gläser klirrten. Ab und zu sagten die beiden etwas, aber nichts, was für die Polizei von Interesse gewesen wäre.
    Eine in der Sonne reflektierende Windschutz scheibe machte Irene auf ein Fahrzeug aufmerksam. Ein großer weißer, nagelneuer Lexus näherte sich dem Haus. Derselbe Wagen hatte auch vor dem Konferenzhotel in Sävedalen gestanden. Irene wusste, dass er Danni Mara gehörte. Jetzt hielt er vor der Eichentür an der Bordsteinkante. Drei Wagentüren öffneten sich gleichzeitig, und vier Männer in Anzügen stiegen aus. Sie sahen aus, als wären sie im Finanzsektor tätig. Vielleicht traf das ja auch zu. Mit dem neuen Boss der Gangster Lions an der Spitze gingen sie auf das Pravda zu und traten ein, ohne zu klopfen. Im Auto sitzen blieb der Fahrer, den die meisten Polizisten und Kriminellen in Göteborg als »The Cobra« kannten. Ein kleiner, fetter Gangster mittleren Alters, der zu den Gründungsmitgliedern der Gangster Lions zählte. Seit einer schweren Schussverletzung in der Hüfte arbeitete er

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