Im Stein
essen.
Recht hat er, der gute Mann, denkt Arnold, aber der Markt ist ruhig und konstant im Moment, die Zeit der Schüsse auf der Allee der schönen Augen scheint vorbei zu sein, er wusste schon früh, dass die Zukunft nicht auf der Straße, sondern in der Immobilie liegt, und er blättert in seinen Heften, während der Dozent immer noch erzählt und erläutert, der Bielefelder hat viel gesehen, und er hat Visionen, Ideen, Einfluss, hat seine Ohren überall, Frankfurt/Main, Frankfurt/Oder, er kennt die Leute in der Immobilienbranche, weiß, wie man die weichkochen kann oder auf seine Seite bringt. Er liefert gute Informationen, damit wir seine Burg beschützen und beliefern. Man muss im Hintergrund bleiben, denkt Arnold Kraushaar und hat plötzlich Lust auf die Brünette schräg vor ihm, auf die unscheinbare, unberührbare Brillenschlange, aber er hat keine Lust auf den Stress zu Hause, Claudia kriegt alles raus, und solange es nichts mit den Geschäften zu tun hat, kann sie ihm ganz schön die Hölle heiß machen, nein, verdammt nochmal, das braucht er nicht. Genug Stress mit der Lernerei und den Geschäften, und sein Sohn …, ja, ja schon gut, unser Sohn, Claudia , unser Sohn , ist er ein guter Vater? Manchmal fragt er sich das, aber er wird sich kümmern, mehr kümmern, in wenigen Jahren, wenn Stefan sieben, acht Jahre alt ist, wenn er in die Schule kommt, dann braucht er mich am meisten, und dann werde ich da sein. Und ich bin doch auch jetzt da, denkt er und fragt sich, ob er ein »Innovations-Champion« ist, jede freie Minute, wenn es denn mal freie Minuten gibt, kümmert er sich um seinen Sohn. Denn wenn es anders wäre, würde sich Claudia schon aufregen, ihm die Hölle heiß machen, und das kann sie, aber sie gibt ihm die Zeit, die er braucht. Und wenn Arnold Kraushaar, aka, AK47, eins weiß, dann, wie er mit Frauen umzugehen hat. (Ja, selbstverständlich, da gibt es nichts zu lachen! Wer lacht denn? Der Alte, der junge AK, greift nach seinem Stock. Er ist drin im Deal. Die Engel fliegen.)
Solche Unternehmen kennzeichnen sich durch eine Tätigkeit in einem schmalen Marktsegment mit innovativen Produkten und umfangreichem Service. Der Alte, der Dozent da vorne, hielt sie ganz schön auf Trab. Innovations-Champion. Was für ein selten bescheuertes Wort. Und schmales Marktsegment, na ja. Der Gesamtprozess stellt sich dar als Einheit von Produktionsprozess und Zirkulationsprozess; der Produktionsprozess wird Vermittler des Zirkulationsprozesses und umgekehrt … Aber man wird etwas bieten müssen in den nächsten Jahren, bis jetzt waren ein schneller Fick und ein schneller Blowjob das, was die meisten wollen. Vielleicht wird es ab zweitausend bei denen am besten laufen, die ohne Gummi blasen. Das ist jetzt noch anders. Wenn sie’s ihm sagen, wird er das so für sie inserieren. Französisch ohne. »Innovativ« und »Service«, denkt er. AV aktiv/AV passiv, Arschficken in beide Richtungen, klassisch Mann bockt Frau auf, oder aber Frau mit Umschnallriemen bockt Mann auf, ist groß im Kommen, und er wird darauf achten, dass immer ein paar von den Mädels, denen er einen Raum vermietet, das im Angebot haben … SM, NS, alles im Kommen, KV auch, was für eine Sauerei, von wegen gebumst wird immer . Das Jahr zweitausend ist noch fern. Aber er hat große Pläne, Service und Innovation, Sextempel, Internet, Gangbang Specials, die Zeit wird kommen, er wird investieren müssen, Geld muss fließen, damit Geld fließt. Fast muss er laut auflachen, weil das alles so simpel erscheint. In diesem Fall ist der Marktwert oder der gesellschaftliche Wert der Warenmasse – die notwendig in ihnen enthaltene Arbeitszeit – bestimmt durch den Wert der mittleren Masse.
Manchmal hat Arnold Kraushaar das Gefühl, dass ihn alle anglotzen in den Seminaren, oder wenn er kommt und geht. Dann möchte er am liebsten sagen: »Was glotzt’n so, Arschloch.« Die Mädels können ruhig glotzen, das ist schon o.k. Die meisten seiner Kommilitonen wissen, wer er ist. Er ist mit der Älteste in den Kursen und Seminaren, BWL, was die anderen wohl später mal anfangen werden, mit dem Abschluss in der Tasche? Karriere machen? Das wollten sie doch alle irgendwie und irgendwann. Ihm geht es nicht so sehr um den Abschluss, obwohl der sich gut machen wird im Lebenslauf und bei den Immobilienfritzen, den Banken, den Bullen, der Justiz, all den Leuten, die ihm das Leben schwermachen können. Er spürt, wie sein Arm hochfährt. Na, da hat er sich doch
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