Im Sturm erobert
nicht erkennbar.
»Was ist los?« Die krächzende Stimme war zornig. »Ich hatte heute nachmittag keinen Termin.«
»Ich bin Monkcrest«, sagte Leo.
Beatrice hob stumm die Augen gen Himmel. Sie bezweifelte, daß Leo eine Ahnung hatte, wie eisig arrogant er sein konnte, wenn er nur seinen Namen aussprach. Aber vielleicht wußte er es doch, ob Irrer oder Hexer, denn an den Generationen von Stolz, die da hineingezüchtet waren, bestand kein Zweifel.
»Monkcrest.« Trübe Augen spähten über den Rand der Brille. »Ich hab von Euch gehört. Ihr seid der, den sie den Irren Monk nennen. Was wollt Ihr von mir, Sir?«
»Meine Freundin, Mrs. Poole, und ich möchten Euch in einer privaten Angelegenheit sprechen.«
»Private Angelegenheit, was?« Ein wissendes Lachen explodierte aus den Koteletten, gelbe Zähne blitzten. »Das ist es also. Wir haben ein kleines Problem privater Natur, haben wir? Ja, Mylord, da seid Ihr hier richtig. Ich werde Euch in kürzester Zeit wieder zum Stehen bringen.«
Beatrice sah, wie Leo die Zähne zusammenbiß. Sie trat hastig vor. »Das ist ein Mißverständnis, Mr. Cox. Wir sind nicht hier, um über Seiner Lordschaft Gesundheit zu diskutieren. Wir möchten uns nach dem Gebräu erkundigen, das Ihr meinem Onkel, Lord Glassonby, verkauft habt. Erinnert Ihr Euch an ihn?«
»Glassonby. Glassonby.« Cox dicke Augenbrauen vollführten ein Tänzchen. »Hört mal, der Mann ist tot, stimmt’s? Hab gehört, er hat den Löffel in einem Hurenhaus abgegeben.«
»Ja. Ich werde direkt zur Sache kommen, Dr. Cox. Ich möchte wissen, ob in dem Tonikum, das ihr für ihn zubereitet habt, etwas Ungewöhnliches war.«
»Ungewöhnlich? Was soll das?« Mit einer krabbenähnlichen Bewegung zog sich Cox in die dichteren Schatten zurück. »Was sagt Ihr da, Mrs. Poole? Ich hatte nichts mit Glassonbys Tod zu tun. Der Mann ist in einem Bordell gestorben. Ein Herzanfall, sagt man. Das könnt Ihr mir nicht in die Schuhe schieben, Madam.«
»Beruhigt Euch, Cox.« Leo kam näher.
Beatrice beobachtete, wie er einen Arm auf die Theke stützte. Dann warf er einen Blick auf die dicke Schicht Schmutz und zog den Arm wieder zurück.
»Mrs. Poole möchte sich und ihrer Verwandtschaft versichern, daß Glassonby eines natürlichen Todes gestorben ist.« »Ich hab ihn davor gewarnt, sich zu heftig zu stimulieren«, winselte Cox. »Ich weise alle meine Kunden darauf hin, wie gefährlich zuviel Aufregung ist. Männer, die seit Jahren nicht in den Genuß ihrer vollen Manneskraft gekommen sind, übertreiben es manchmal, wenn sie über Nacht ihre Kraft zurückbekommen. Nicht meine Schuld, wenn sie auf meinen Rat nicht hören.«
Beatrice machte einen Schritt nach vorn. »Dr. Cox, das einzige, was ich wissen will, ist, ob in der letzten Dosis Tonikum meines Onkels eine andere Zutat war als bei früheren Gelegenheiten.« »Nein, ganz sicher nicht.« Cox zitterte vor Empörung. »Das Elixier der Manneskraft ist meine eigene, spezielle Formel. Ich habe viele Gentlemen damit beliefert, und es hat noch nie einen Unfall gegeben.«
»Würdet Ihr mir eine Liste der Ingredienzen geben?«
»Hört mal, Ihr könnt doch von einem Mann nicht verlangen, daß er seine Geschäftsgeheimnisse preisgibt.« Cox winkte sie mit einer flatternden Handbewegung zurück. »Geht jetzt. Ich hab nichts mehr zu sagen.«
»Aber Dr. Cox...«
»Mrs. Poole, Euer Onkel hat sich offensichtlich überstimuliert, und sein Herz hat versagt. Das ist traurig, aber so ist das eben. Solche Sachen passieren, besonders bei älteren Gentlemen, die keine robuste körperliche Verfassung haben. Jetzt wäre ich dankbar, wenn sie beide gehen würden. Ich bin ein beschäftigter Mann.«
Leo warf Beatrice einen Blick zu und hob fragend die Augenbraue. Sie zermarterte sich frustriert das Gehirn nach einer anderen, nützlicheren Frage.
»Dr. Cox, ich weiß es zu schätzen, daß Ihr mir gesagt habt, daß das Tonikum meines Onkels nichts Ungewöhnliches enthielt. Die Information wird meine Familie sehr beruhigen.«
»Das sollte sie auch«, sagte Cox ungnädig. »Ich bin ein Mann der Wissenschaft, Mrs. Poole. Ich mache keine Fehler.« »Nein, natürlich nicht.«
Leo sah Cox an. »Erinnert Ihr Euch an Euer letztes Treffen mit Glassonby?«
»Natürlich. Er ist wie immer am ersten Tag der Woche gekommen, um seine Flasche Elixier zu holen.«
»Ihr habt ihm jedesmal einen Wochenvorrat geliefert?«
»Das ist richtig.« Cox starrte sie wütend über den Rand seiner Brille an. »Und was
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