Im Sturm erobert
besten Schneider leisten konnte, war er keine Zierde. Sein kräftiger Körper eignete sich nicht für die augenblickliche Mode. Sein hellbraunes Haar war ordentlich gebürstet, aber nicht gewellt und gelockt und seine Krawatte war einfach gebunden.
»Miss Arabella.« Pearson neigte den Kopf. »Lady Ruston, Mrs. Poole. Gestattet mir, Euch zu sagen daß Ihr heute abend alle wunderbar ausseht.« Er drehte sich zu Leo. Seine Stimme wurde merklich kühler. »Monkcrest.«
Leo zog die Brauen hoch, als er Pearsons kühlen Tonfall registrierte. »Burnby.«
Pearsons Mund wurde so schmal, als würde er jeden Moment den Fehdehandschuh werfen. »Ich bin gekommen, um zu fragen, ob ich den Damen ein Glas Limonade holen kann.« »Ein Glas Limonade wäre wunderbar«, erwiderte Arabella rasch.
»O ja, ich hätte auch gerne eines«, sagte Beatrice.
Winifred blinzelte ihm zu. »Ein wunderbarer Einfall, Mr. Burnby.«
»Die Entscheidung scheint mir einstimmig, Burnby«, sagte Leo. »Ihr dürft drei Gläser Limonade holen.«
Pearson zögerte. Sein Gesicht wurde noch grimmiger, als ihm klar wurde, daß er sich selbst gerade aus der Loge manövriert hatte. Er nickte brüsk, machte auf dem Absatz kehrt und stolzierte hinaus.
Beatrice runzelte die Stirn. »Was in aller Welt ist denn Mr. Burnby über die Leber gelaufen? Er benimmt sich recht seltsam, findest du nicht?«
Arabella biß sich auf die Lippe. »Ich glaube, irgend etwas hat ihn aufgeregt. Ich frage mich, was das wohl sein könnte?« Winifred kicherte wissend. Ihre Augen funkelten befriedigt. »Ich glaube, wir können Monkcrest die Schuld daran geben.«
Leo hielt eine Hand hoch. »Keine Veranlassung, in meine Richtung zu sehen. Ich habe nichts getan, um den jungen Burnby zu verärgern. Ich kenne ihn kaum.«
»Aber für Mr. Burnby ist es offensichtlich, daß Ihr Arabella gut kennt, Mylord«, sagte Winifred. »Und in der Tat, Ihr habt es geschafft, sie und uns andere heute abend auszuführen. Und darin liegt der Grund für Mr. Burnbys Erregung.« Beatrice stöhnte. »Gütiger Himmel, du hast es erfaßt, Tante Winifred. Burnby ist eifersüchtig.«
Arabella zuckte zusammen. »O nein.«
Ein entschieden machiavellistisches Funkeln erschien in Winifreds Augen. »Das ist perfekt, meine Liebe. Mr. Burnby wird annehmen, daß Monkcrest dir den Hof macht. Warum sonst sollte er soviel Interesse an unserer Familie haben?« »Aber das ist ja furchtbar.« Arabellas Hände flatterten ängstlich. »Ich möchte nicht, daß Mr. Burnby denkt, ich hege Gefühle für Monkcrest.« Sie hielt inne und lief feuerrot an. »Ich wollte Euch nicht beleidigen, Sir. Ich weiß, daß Ihr ein sehr netter Gentleman seid, aber ich würde nie —«
Leo neigte den Kopf. »Grämt Euch nicht, Miss Arabella. Meine Wunden sind zwar tief, aber die Zeit wird sie heilen, da bin ich mir sicher.«
Arabella keuchte vor Schreck. »Sir, ich versichere Euch, ich wollte Euch nie verletzen.«
»Er neckt dich, Arabella«, sagte Beatrice verärgert. »Achte nicht auf ihn.«
Leo setzte ein unergründliches Lächeln auf.
Arabella seufzte erleichtert. »Dem Himmel sei Dank. Aber was ist mit Mr. Burnby?«
»Aber, aber meine Liebe.« Winifred tätschelte beschwichtigend Arabellas Hand und tauschte einen bedeutungsvollen Blick mit Beatrice. »Es ist nichts passiert. Wenn es hier ein kleines Mißverständnis geben sollte, wird es bald geklärt werden.«
Beatrice ließ sich nicht täuschen. Was immer sie Gegenteiliges behauptete, insgeheim war Winifred entzückt von Pearson Burnbys irriger Annahme in bezug auf Leo. Jede hochzeitsstiftende Verwandte verstand die Grundzüge des Heiratsspiels. Nichts brachte einen jungen Mann schneller an die Kandare als eine Dosis Konkurrenz.
Beatrice nahm an, sie hätte Mitleid mit Leo haben sollen. Es war nicht Teil ihrer Abmachung gewesen, ihn bei Winifreds Plan, Pearson Burnby dazu zu bringen, einen Antrag zu machen, als Spieler einzusetzen. Aber alles in allem, hatte sie beschlossen, hatte er es verdient, weil er sich geweigert hatte, sie an diesem Abend mitzunehmen.
Und wie Winifred bemerkt hatte, war ja nichts passiert. Pearson kam mit den Limonadegläsern zurück, als sich gerade der Vorhang zum dritten Akt heben sollte. Beatrice sah sofort, daß seine Stimmung völlig umgeschwungen war. Er sah geradezu triumphierend aus.
»Mama hat gefragt, ob Ihr Euch nach dem Theater zu uns gesellen wollt. Wir gehen zur Baker-Soiree, und dann möchten wir noch auf dem Talmadge-Ball vorbeischauen.« Er
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