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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Haaren wie Blut getroffen habe, der zusammen mit einer Eingeborenenfrau und ihrem Kind an einer abgeschiedenen Stelle am Ufer des Parramatta River lebe. Seitdem hielten die beiden so ungleichen Männer locker Kontakt.
    Den Brautstrauß fing zur allgemeinen Erheiterung Mrs Harris, die die Tatsache, dass sie demnächst noch einmal heiraten würde, ausgesprochen überrascht aufnahm. Als Duncan dann auch noch Moiras Strumpfband löste und zu den ledigen Männern warf, war das Gelächter groß, als ausgerechnet Tedbury es auffing. Und selbst wenn man es nicht sah: Moira hätte schwören können, dass der junge Mann unter seiner dunklen Hautfarbe rot wurde, als er Ningali einen verstohlenen Blick zuwarf.
    Â»Mrs O’Sullivan?«
    Sie brauchte einen Augenblick, um zu verstehen, dass sie gemeint war. Vater Dixon stand vor ihr, sein heller Talar war ein wenig derangiert.
    Â»Ihr wollt doch nicht etwa schon gehen?«, fragte sie. »Trinkt wenigstens noch einmal auf unser Wohl.«
    Der Priester schüttelte bedauernd den Kopf. »Wenn ich so weitertrinke, kann ich am Sonntag die Messe nicht lesen.«
    Â»Die Messe ist erst in zwei Tagen. Bis dahin habt Ihr Euren Rausch überwunden.«
    Â»Als neues Mitglied meiner Gemeinde solltest du nicht so lose Reden schwingen.« Vater Dixon bemühte sich, sie mit seinen dunklen Knopfaugen streng anzusehen, aber da er ein freundlicher Mann war, misslang es gründlich.
    Als es Abend wurde, leuchtete das Feuer wie ein großer, flackernder Edelstein in der Dunkelheit, und die vertrauten Geigenklänge weckten Erinnerungen. Nach einem weiteren Tanz entdeckte Moira zu ihrem Verdruss einen Riss im Rock ihres Kleides. Sie ließ sich auf eine der Bänke sinken und sah zu, wie Mr Betts’ jüngste Tochter und die kleine Mary Macarthur mit Joey ganz in der Nähe Nachlaufen spielten.
    Sie war erschöpft, glücklich und gleichzeitig von einer unerklärlichen Traurigkeit erfüllt. Vielleicht war es auch ein wenig Heimweh. Nach Irland, das plötzlich so nah und doch so fern schien. Drei Jahre war sie jetzt fort. Als sie damals hierhergekommen war, hatte sie es nicht freiwillig getan. Genauso wenig wie Duncan. Jeder war auf seine Weise ein Gefangener gewesen; unfrei, Zwängen unterworfen und mit wenig Hoffnung auf Besserung. Inzwischen hatten sie beide sich ihren Platz in diesem neuen Land erkämpft. Doch aus diesen Kämpfen waren sie nicht ungeschoren hervorgegangen, und die Angst, ihre beiden Liebsten zu verlieren, würde noch lange in Moira schwelen. Vielleicht sogar für immer.
    Â»Da ist ja meine wunderschöne Braut.« Sie blickte auf und sah Duncan, dessen Umrisse sich dunkel vor dem Feuer abhoben.
    Â»Eine Braut, die sich gerade ihr Kleid zerrissen hat.«
    Â»Das bringt Glück, wusstest du das nicht?«
    Â»Dann sollte ich besser aufpassen«, gab Moira trocken zurück. »Noch mehr Glück wäre ja kaum auszuhalten.«
    Duncan ließ sich schwerfälliger als sonst neben sie auf die Bank fallen; auch er war nicht mehr ganz nüchtern.
    Â»Geht es dir gut?«, fragte er.
    Sie zögerte nur kurz, dann nickte sie. »Es ist nur so neu. Und es fühlt sich seltsam an.«
    Â»Was? Katholisch zu sein?«
    Sie lachte. »Das auch. Und mit dir verheiratet zu sein. Und … das alles.« Mit einer vagen Bewegung deutete sie um sich.
    Sanft fasste er nach ihrer Hand und hielt sie fest. »Das geht mir genauso. Manchmal fürchte ich, ich träume nur. Und wenn ich aufwache, finde ich mich im Straflager von Toongabbie wieder und muss angekettet schuften. Und du bist noch immer mit dem Doktor verheiratet.«
    Â»Was für eine schreckliche Vorstellung.« Sie schauderte.
    Â»Wo er jetzt wohl ist?«
    Â»McIntyre?« Sie hob die Schultern. »Das will ich gar nicht wissen.«
    Nein, das stimmte nicht ganz. In Wahrheit hätte sie zu gerne gewusst, was aus dem alten Bock geworden war. Und aus Ann. Aber das würden sie wohl nie erfahren.
    Sie blickte auf, als sich plötzlich fremde Töne unter die Geigenklänge mischten und schließlich ganz übernahmen; kehliger Gesang und das rhythmische Schlagen kurzer ­Stöcke. Einige der Eora waren vor das Feuer getreten, ihre Körper mit weißen Mustern bemalt, und begannen nun ihren eindrucksvollen Tanz voller ruckartiger, vogelähnlicher Bewegungen.
    Für Moira fühlte es sich plötzlich an, als würde das

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