Im Taumel der Herzen - Roman
»Meinst du das ernst? Wir können an beiden Orten leben?«
»Was dein Herz begehrt, Jewels.«
51
S ie standen vor Julias Haus am Berkeley Square. Richard nahm ihre Hand, hob sie an die Lippen und küsste sie. Nun waren sie so schnell zurückgekehrt! Aber sie würden nicht lange bleiben, nur ein paar Tage, um die Triton wieder auf Vordermann zu bringen. Ein paar Tage reichten aus, um ihren Lieben die frohe Botschaft zu überbringen – und einen Schlussstrich unter eine alte, noch offene Rechnung zu ziehen. Richard wusste nur noch nichts von dem »Erledigt«-Stempel, mit dem Julia jenen Teil ihres Lebens endgültig ad acta legen wollte.
»Mein Vater wird sich so freuen!«, sagte sie, während sie die Stufen zum Haus hinaufstiegen. Dann fügte sie vorsichtig hinzu: »Besteht irgendeine Aussicht, dass du dich mit dem deinen jemals versöhnen könntest?«
»Soll das ein Witz sein?«
Sein Gesichtsausdruck bestätigte ihr, dass es dazu nie kommen würde.
»Ich musste dich das fragen«, erklärte sie, »weil ich die Sache mit ihm gern ein für alle Mal abschließen würde. Ich möchte ihm noch einmal ganz klar und deutlich zu verstehen geben, dass er nie Teil unseres Lebens sein wird.«
»Das wird er in der Tat nicht.«
»Wir wissen das, aber ich möchte, dass er es auch weiß, damit er nie wieder auf die Idee kommt, irgendwelche Pläne
oder Intrigen zu schmieden, die mit uns zu tun haben.
Können wir einen endgültigen Schlussstrich unter dieses Kapitel ziehen, damit keiner von uns beiden je wieder einen Grund hat, sich seinetwegen Sorgen zu machen?«
»Du möchtest tatsächlich noch einmal nach Willow Woods?«
»Ja, ein letztes Mal.«
»Lass mich darüber nachdenken, Jewels. Ich hatte eigentlich nicht vor, ihm je wieder unter die Augen zu treten.«
Julia nickte. Sie würde nicht versuchen, Richard dazu zu überreden. Die Entscheidung lag bei ihm. Nie wieder sollte jemand ihn daran hindern, seine Entscheidungen selbst zu treffen – zumindest nicht, wenn es nach ihr ging.
Sie fanden ihren Vater in seinem Arbeitszimmer vor, das im Erdgeschoss lag. »Du kannst wieder gehen!«, rief Julia überrascht.
Fast gleichzeitig fragte Gerald: »Was macht ihr denn schon wieder hier?«
Sie lachten sich an. Gerald ergriff als Erster das Wort: »Arthur hat eine Trage aufgetrieben, mit deren Hilfe ich problemlos nach unten gebracht werden kann. Dieser alte Sessel hier hat mir gefehlt. Außerdem fühlt es sich einfach nicht richtig an, einen Betrieb vom Bett aus zu leiten.«
»Das heißt, du arbeitest schon wieder?«
»Nur, soweit Arthur es mir erlaubt«, brummte Gerald.
Arthur ließ von seinem Platz neben der Tür ein »Ts« hören. »Einen Großteil des Tages muss er immer noch seine Übungen ausführen«, fügte er hinzu. »Anweisung des Arztes. Aber wir machen das inzwischen hier unten. Von seinem Schlafzimmer hat er einfach die Nase voll.«
»Was man ihm kaum verdenken kann«, meinte Julia grinsend. »Und dass wir schon wieder hier sind, haben wir einem
Sturm zu verdanken, der uns eingeholt hat, kaum dass wir auf hoher See waren. Wir sind nur zurückgekommen, um das Schiff reparieren zu lassen – obwohl wir auch gute Neuigkeiten haben.«
Da Julia über das ganze Gesicht strahlte, mutmaßte Gerald: »Neuigkeiten von längerfristiger Natur?«
Lachend sah sie ihren Vater an. »Ich weiß, was Richard dir an dem Abend verraten hat, bevor wir losgesegelt sind. Er hat es mir gebeichtet. Aber warum hast du mir nichts davon erzählt, Papa?«
»Dass er dich liebt? Fast hätte ich es getan. Aber er war so sicher, dass er Zeit brauchen würde, um dich davon zu überzeugen. Außerdem hast du die letzten Jahre so hart gearbeitet, Julia. Es war nicht richtig, dass du schon in so jungen Jahren gezwungen warst, derartig viel Verantwortung zu übernehmen. Ich dachte, die Reise würde dir guttun und dir ein wenig Zeit verschaffen, dich zu entspannen und das Leben zu genießen, wie man es in deinem Alter eigentlich tun sollte. Und … nun ja, ich hoffte, dass am Ende eine richtige Hochzeitsreise daraus werden würde.«
Sie hielt ihre Hand hoch, um ihm den schönen silbernen Ehering zu zeigen, den Richard am Tag vor ihrer Abreise aus London für sie gekauft hatte. Bevor sie an diesem Morgen in den Hafen eingelaufen waren, hatte er den hässlichen Ring genommen, den Milton für ihre Trauungszeremonie zur Verfügung gestellt hatte, und ihn in die Themse geworfen. Dann hatte er ihr den neuen an den Finger gesteckt und zu ihr gesagt:
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