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Im Taumel der Sehnsucht

Im Taumel der Sehnsucht

Titel: Im Taumel der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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öffnete die Tür. Als er seine massige Gestalt mit einer Schulter voran durch die Öffnung schob, schwankte die Kutsche bedrohlich. Statt zum Kutschbock zu gehen, vor dem die Zugpferde eingespannt waren, schlenderte Benjamin nach hinten, wo Carolines zwei Araberpferde angeleint waren. Die edlen Tiere waren Geschenke für Carolines Vater, den Earl of Braxton, und hatten mit den dreien die lange Reise von Boston nach England unternommen.
    Der Hengst tänzelte unruhig, und auch die Stute war nervös, doch Benjamin beruhigte sie rasch, indem er in seinem melodiösen, mit afrikanischen Brocken durchsetzten Südstaaten-Dialekt, den nur Caroline wirklich verstehen konnte, leise auf sie einsprach. Schließlich band er sie los und führte sie an die Seite der Kutsche.
    »Du wartest hier, Charity«, befahl Caroline. »Und halt den Kopf unten!«
    »Bitte sei vorsichtig«, erwiderte Charity. Sie kletterte wieder auf den Sitz und steckte, ohne sich um Carolines Anweisungen zu kümmern, augenblicklich den Kopf aus dem Fenster. »Und du auch, Benjamin«, setzte sie hinzu, während der Riese erst Caroline in den Sattel hob und sich dann auf das andere Pferd schwang.
    Caroline lenkte den Hengst in die dichten Bäume hinein. Sie hatte vor, das Überraschungselement zu nutzen und sich den Räubern von hinten zu nähern. Die Anzahl der Schüsse, die sie gehört hatten, ließ auf vier, vielleicht fünf Angreifer schließen, und sie hatte keine Lust, bei einem so unausgeglichenen Verhältnis mitten in eine Truppe Halsabschneider zu platzen.
    Ein Zweig zerrte an ihrer blauen Haube. Sie band sie mit einer Hand auf und schleuderte sie von sich. Die Nadeln konnten das Gewicht der dicken schwarzen Locken nicht halten, und so fielen sie befreit auf ihre Schultern und ihren Rücken.
    Als sie Stimmen hörten, hielten Caroline und Benjamin an. Obwohl das Unterholz dicht genug war, um sie vor Blicken zu schützen, ließ es genug freie Sicht auf die Szene, die sich vor ihnen auf der Straße abspielte.
    Vier stämmige Männer, alle zu Pferd, hatten sich im Halbkreis um eine elegante schwarze Kutsche gruppiert. Alle bis auf einen trugen Masken. Ihre Blicke waren auf einen Gentleman gerichtet, der nun langsam aus der Kutsche stieg. Caroline sah hellrotes Blut an der Innenseite seines Beines entlangströmen und hätte beinahe einen empörten Schrei ausgestoßen.
    Der verletzte Gentleman hatte blondes Haar und ein attraktives Gesicht, das nun allerdings leichenblaß und schmerzverzerrt war. Caroline beobachtete, wie er sich gegen die Kutsche lehnte und seine Angreifer mit verächtlichem Blick musterte. Dann weiteten sich seine Augen plötzlich, und die Arroganz wich purem Entsetzen. Der Grund dafür war offensichtlich: Der Mann ohne Maske, bei dem es sich anscheinend um den Anführer der Banditen handelte, hob langsam seine Pistole und richtete den Lauf auf den Gentleman. Es bestand kein Zweifel daran, daß der Schurke sein Gegenüber kaltblütig ermorden wollte.
    »Er hat mein Gesicht gesehen«, sagte der Mann zu seinen Kumpanen. »Er muß sterben.«
    Zwei der Räuber nickten augenblicklich, der dritte zögerte jedoch. Caroline wartete nicht ab, wie er sich entscheiden würde. Sie zielte und zog den Hahn ihrer Pistole.
    Caroline wußte, wie treffsicher sie war - sie war nicht umsonst mit vier älteren Vettern aufgewachsen, die darauf bedacht gewesen waren, ihr beizubringen, wie man sich selbst verteidigte. Sie hatte auf die Waffenhand des Anführers gezielt und nickte nun befriedigt, als sie sein lautes Schmerzensgeheul vernahm.
    Benjamin grunzte anerkennend, als er ihr seine Waffe gab und ihr die leere abnahm. Caroline feuerte einen zweiten Schuß ab, mit dem sie den Mann zur Linken des Anführers an der Schulter traf.
    Dann war es schon vorbei. Laut schreiend und fluchend trieben die Banditen ihre Fersen in die Flanken ihrer Pferde und stoben davon.
    Caroline wartete, bis das Donnern der Hufe auf der Straße nicht mehr zu hören war, dann trieb sie ihren Hengst vorwärts. Als sie die Kutsche erreicht hatte, ließ sie sich aus dem Sattel gleiten. »Ich glaube nicht, daß sie zurückkommen«, sagte sie sanft. Sie hatte immer noch ihre Waffe in der Hand, senkte aber rasch den Lauf, als sie sah, wie der Mann zurückzuckte.
    Der Gentleman erwachte langsam aus seiner Erstarrung. Blaue Augen, ein wenig dunkler als Carolines, starrten sie ungläubig an, während ihm langsam dämmerte, was geschehen war. »Sie waren es, die geschossen hat? Sie haben

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