Im Wald der gehenkten Füchse
Baum. Man trug Wasser in die Sauna, hackte Holz für den Herd, scheuerte die Badewanne und schrubbte die Fußböden. Oiva Juntunen schnitzte eine Anzahl Sterne aus Span. Er war im Zentralgefängnis von Turku einmal zur Weihnachtszeit eigens für diese Arbeit ausgezeichnet worden. Die Sterne waren zugunsten der Gefangenenbetreuung auf dem Flohmarkt von Turku verkauft worden. Für das eingenommene Geld kauften sich die Häftlinge gewöhnlich Beruhigungstabletten auf dem schwarzen Markt.
Gemeinsam mit den Frauen fertigte Oiva Juntunen außerdem allerlei Baumschmuck aus den Zapfen und Flechten, die er im Laufe des Sommers in so großen Mengen gesammelt hatte.
Je näher das Fest rückte, desto frommer wurde Naska und klagte, dass sie keine Gelegenheit habe, in die Kirche zu gehen, nicht einmal zu Weihnachten. Major Remes beschloss, ihre Kirchensehnsucht zu lindern. Er schnitt eine Holzplatte zurecht und hobelte daraus eine große Ikonentafel, sie wurde etwa einen Meter hoch. Christine, die ausgezeichnet mit Schminke umgehen konnte, wurde beauftragt, das entsprechende Bild auf die Tafel zu malen, nachdem der Major zuvor mit Kopierstift die groben Umrisse der Jungfrau Maria und des Jesuskindes aufgezeichnet hatte. Für das Ausmalen des Heiligenbildes benötigte Christine fast vier Stunden, während sie beim Schminken des eigenen Gesichts im Allgemeinen mit einer oder zwei Stunden auskam. Das Ergebnis war dann auch wirklich gelungen. Mit ihrem Aussehen wäre diese Jungfrau Maria, wäre sie lebendig, eine ernst zu nehmende Kandidatin bei der Wahl der Miss Europa gewesen, und das Jesuskind sah noch niedlicher aus als einst Shirley Temple. Die Haltbarkeit des Bildes, historisch gesehen, ließ sich nicht garantieren, denn Christine hatte beim Malen hauptsächlich Mascara, Lippenstift, Make-up, Nagellack und dergleichen verwendet. Oiva Juntunen formte Rosetten aus reinem Gold, die er in allen vier Ecken der Ikone anbrachte, und mit dem Hammer drückte er in das Gesicht des Jesuskindes goldglänzende Augen. Für die Jungfrau Maria hämmerte er echte Goldzähne zurecht. Die teure, prachtvolle Ikone wurde in Papier eingeschlagen und für die Bescherung bereitgelegt.
Am Heiligabend standen die Männer früh auf und nahmen sich die Auerhähne vor. Sie spülten die Vögel aus, streuten Salz hinein und entzündeten auf dem Hof ein großes Lagerfeuer, in dessen Flammen sie die Haut der Auerhähne goldgelb rösteten. Dann, während das Holz in den erlöschenden Flammen verkohlte, füllten sie die Auerhähne mit getrockneten Äpfeln, Pflaumen und Speck. Nachdem sie die Vögel zugenäht und in feuchte Birkenrinde eingewickelt hatten, vergruben sie sie tief in der Glut. Der Major sah auf die Uhr.
»Ich schätze, zum Abendessen sind sie gar.«
Gegen Mittag schmückten Agneta und Christine den Baum. Sie hängten die mit Flechten verzierten Tannenzapfen an die Zweige, befestigten die Spansterne und steckten eine Spitze auf. Außerdem schnitten sie kleine Zettel zurecht, aus denen sie Fähnchen bastelten, die sie in den Landesfarben bemalten. Auf Remes’ Bitte hin wurde auch Finnlands Kriegsflagge nachgestaltet.
Die Männer heizten die Weihnachtssauna tüchtig ein. Zuerst badeten die Frauen, sie vergnügten sich etwa eine Stunde im Dampf, bis sie laut kichernd über den schneebedeckten Hof in die warme Stube rannten. Anschließend saunierten Major Remes und Oiva Juntunen. Zu Ehren des Weihnachtsfestes wusch Oiva Juntunen, entgegen seinen Gewohnheiten, dem Major den Rücken; sie machten gemeinsam Aufgüsse und unterhielten sich nett. Einstimmig stellten sie fest, dass sich das Weihnachtsfest in Lapplands Wildmark vorteilhaft abhob von all jenen entsprechenden Feiern, die sie bei der Armee oder im Gefängnis erlebt hatten.
Während die Frauen den Tisch für das Festessen deckten, kümmerten sich die Männer um die kleinen und auch die etwas größeren Tiere des Waldes. Major Remes öffnete mit dem Dolch eine Dose Rind- und Schweinefleisch und verteilte für die Füchse und Maulwürfe den Inhalt auf der Schwelle des Schuppens. Da würden für den Fünfhunderter auch ein paar schmackhafte Happen abfallen, wenn er denn so schlau wäre, rechtzeitig zu kommen und sich seinen Teil zu holen. Für die Vögel verstreuten sie am Brunnen und vor der Treppe mehrere Hand voll Haferkörner. Am unteren Hang des Kuopsu fällten sie Espen, die den Hasen als Nahrung dienen sollten. Hinter die Sauna, in die Scheune und in den Mannschaftsteil der Hütte
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