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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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brünette Schönheit von vorhin plauderte fröhlich mit einer anderen, womöglich noch schöneren Frau. Beide waren nur spärlich bekleidet, so als bereiteten sie sich auf einen Revueauftritt vor. Netzstrümpfe, Stöckelschuhe, schwarze Büstenhalter ... Hurskainens in der Wildmark abgestumpfte Augen weiteten sich vor Staunen.
    Die Tür der Speisekammer öffnete sich, und in die Küche trat eine uralte Frau, die ihm irgendwie bekannt vorkam. Eine winzige Greisin, die in einen Bademantel gehüllt war. Sie hatte ein Bad genommen, Remes hatte also die Speisekammer zu einem Badezimmer umgebaut. Hurskainen spähte hinein. Dort stand tatsächlich jene Badewanne, die der Major mit seinem Motorschlitten durch den Schnee gezogen hatte.
    Der Polizist erkannte jetzt die kleine Greisin. Es war garantiert jene alte Frau, die seit dem Spätherbst vermisst wurde. In der Zeitung waren Fotos von ihr gewesen, und sogar das Fernsehen hatte von der Sache berichtet. Die Alte war also noch am Leben und gesund, badete quietschfidel, als wäre es die natürlichste Sache der Welt.
    Durch das Fenster der Hauptstube entdeckte Hurskainen endlich den Major selbst. Der saß mit zufriedener Miene am Tisch und legte Patience. Der Major schien gegen sich selbst um Geld zu spielen. Eine verdorbene Art, seine Zeit zu verbringen, dachte Hurskainen. Er hatte einige Male dasselbe versucht, dabei aber immer an sich selbst verloren, manchmal sogar große Summen. Wenn man dieses Geld dann ausgab, hatte man das Gefühl, sich selbst zu bestehlen. Der Major schlürfte hin und wieder Bier aus der Dose und paffte schlanke Zigarren. Der Mann ließ es sich gutgehen, wahrhaftig! Man lebte wie ein Kaiser und hatte dabei eindeutig allerlei auf dem Kerbholz. Dass das Verbrechen aber auch so tief im Wesen der Menschen saß! Das Gesetz wurde umgangen, und wenn man es nicht umgehen konnte, brach man es. Fast wie in New York.
    Die Wunder nahmen noch kein Ende. Dicht am Fenster, am Tisch des Auszahlers, saß ein jüngerer Mann, eindeutig ein Städter. Er hielt Hammer und Meißel in der Hand, mit dem zierlichen Hammer klopfte er auf einem kleinen gelben Metallstück herum, zerkleinerte es zu Krümeln. Vor ihm standen ein bronzener Gewürzmörser, eine Briefwaage, ein Trichter und eine Glasflasche mit einem Liter Inhalt. Auf dem Tischtuch lagen viele gelbe Körnchen, die der Mann jetzt mit Hilfe eines Vergrößerungsglases sortierte.
    Gold, keuchte Wildmarkpolizist Hurskainen. Hier war tatsächlich der Gipfel der Gesetzlosigkeit erreicht.
    Hurskainen beschloss, eine gesetzlich erlaubte und blitzartige Razzia in diesem sonderbaren Holzfällerlager durchzuführen. Er entsicherte seine Dienstpistole, ging um das Gebäude herum, trat die Vordertür ein und stürmte in die Stube.
    »Alle an die Wand!«
    Hurskainen prüfte, ob jemand eine Waffe bei sich hatte. Nein, niemand. Major Remes trug einen Dolch am Gürtel, den nahm er ihm ab. Als der Polizist Naska nach einer Waffe abtastete, wurde die Alte wütend und gab ihm einen Klaps.
    »Mich betatschst du nicht«, fauchte sie stolz.
    »Sie nennen hier ja ein hausgemachtes Gefängnis Ihr Eigen. Marschieren wir mal alle da rüber«, ordnete Hurskainen an. Es war ihm ein Rätsel, weshalb Major Remes dieses Gefängnis im Lager eingerichtet hatte. Aber das würde sich alles klären, wenn er erst mal mit den Verhören begonnen hätte.
    Zunächst vernahm er die alte Frau. Es stellte sich heraus, dass sie tatsächlich Naska Mosnikoff war, die sich auf der Flucht von zu Hause und vor dem Altersheim befand. Sie hatte die Behörden irregeführt, indem sie sich nicht verirrt hatte und nicht gestorben war, wie es im Fernsehen und in der Presse bekannt gegeben worden war. Mindestens sechzig Tagessätze, schätzte Hurskainen. Es würde sich kaum lohnen, einen so betagten Menschen ins Gefängnis zu stecken, da konnte auch eine kurze Haft leicht lebenslänglich bedeuten. Nach dem Verhör durfte Naska wieder in die Zelle zurück.
    Anschließend kamen die beiden jungen Frauen an die Reihe. Sie waren Schwedinnen und sprachen kein Wort Finnisch. Polizist Hurskainen hatte in Hyvinkää die Mittelschule besucht, und mit Hilfe seiner bescheidenen Sprachkenntnisse konnte er so viel herausbekommen, dass die Frauen nicht sehr tugendhaft waren. Im Grunde genommen brachen sie das Gesetz gegen Landstreichertum. Wer wusste schon, was die schwedische Rechtsprechung dazu sagte, sinnierte Hurskainen. Hier hätte Eila Käntö wieder jemanden zum Ausweisen.
    Major

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