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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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sechstausend machen? Er könnte sich einen Lammfellmantel kaufen, außerdem noch eine Digitaluhr, wie sie Taucher benutzen. Auch eine Stereoanlage wäre noch drin, und vielleicht ein Maßanzug. Er könnte sich im Touristenhotel Schneehuhnbraten gönnen und Ilse, die Serviererin, aus Spaß auf die Kanarischen Inseln zum Surfen einladen.
    »Kommt nicht in Frage«, sagte Hurskainen unsicher. Fünfzigtausend schienen ihm dennoch zu wenig zu sein.
    »Wissen Sie was? Sie kriegen siebzigtausend Finnmark, das ist ohne Zweifel ein guter Preis für ein bisschen Nachsicht«, schlug Oiva Juntunen vor.
    Hurskainen begann, die Sache gleichsam aus dem Blickwinkel des Zivilisten zu betrachten. Was zwang ihn, Zeit seines Lebens als Polizist zu arbeiten, noch dazu in Lappland, wo sich sogar die miesesten Rentierdiebe über ihn lustig machten? Er könnte alles hinschmeißen. Schließlich hatte er sich an nächtlichen Lagerfeuern und im Wind der Fjälls schon genug erkältet. Innerhalb von anderthalb Jahren hatte er sich zweimal das Gesicht erfroren. Bis zur Rente würde ihm das noch mindestens zwanzig Mal passieren. Scherte sich etwa die Polizeiverwaltung darum? Und die Renten der Polizisten kannte man ja.
    »Wenn ich es in echtem Gold kriege, hunderttausend?«
    Oiva Juntunen beeilte sich mit der Antwort.
    »Abgemacht! Sie bekommen hunderttausend Finnmark, entweder in Gold, oder wenn Sie lieber Bargeld wollen, dann wechselt der Major es Ihnen in Rovaniemi ein. Sie können sich auf uns verlassen.«
    »Ich würde doch lieber Gold nehmen, dort drinnen ist ja eine Briefwaage. Aber das darf nicht an die große Glocke gehängt werden. Korruption gibt es sowieso überall schon genug.«
    Oiva Juntunen versicherte ihm, dass die Sache vertraulich behandelt würde. Er bat ihn, seine Dienstwaffe abzugeben, und führte ihn dann in die Zelle, wo die Frauen und Remes auf das Ergebnis des Verhörs warteten. »Noch ein Insasse«, verkündete Oiva Juntunen, während er hinter Hurskainen die Zelle abschloss. Dann holte er die erforderliche Menge Gold aus dem Brunnen, fuhr zur Irreführung mit dem Motorschlitten im Gelände herum, und nach angemessener Zeit befreite er alle Gefängnisinsassen.
    Oiva Juntunen füllte Gold im Wert von hunderttausend Finnmark ab. Hurskainen unterschrieb eine Quittung. Oiva Juntunen beschwor ihn, so zu tun, als sei nichts geschehen, er müsse den armen Mann spielen, obwohl er hunderttausend Finnmark besitze. Hurskainen erklärte, das sei für ihn kein Problem. Er habe im Jahr 1967 auf der Arbeiterbühne von Hyvinkää den Juha gespielt und für die Darstellung dieser Rolle bessere Kritiken bekommen als Topi Hinkkanen, obwohl der den Shemeika spielen durfte, immerhin eine Charakterrolle.
    »Also gut, wir glauben Ihnen. Remes, hol mal Schuhwichse.«
    Oiva Juntunen rieb Hurskainens Fingerspitzen damit ein und drückte sie unter die Quittung. In diesen Dingen hatte er Übung. Er genoss es sehr, von einem Polizisten die Fingerabdrücke nehmen zu können. Einmal im Leben auch anders rum, sagte er sich zufrieden.
    »Dies tun wir zur Vorbeugung, damit es Ihnen nicht einfällt, wiederzukommen und noch ein paar Kilo Gold zu fordern«, erklärte Oiva Juntunen. Er drückte Hurskainens Fingerkuppen auch an andere Stellen, so auf die Goldflaschen, auf die Rückseite von Remes’ Militärpass, auf die Gürtelschnallen und auf die Stöckelschuhe der Frauen.
    Hurskainen freute sich so über sein Gold, dass er sofort aufbrach. Er wollte nicht übernachten, obwohl ihm die Bewohner der Hütte Essen und ein warmes Bett anboten. Glücklich fuhr der Wildmarkdetektiv mit seinem Motorschlitten durch den Wald der gehenkten Füchse in Richtung Pulju davon. Er nahm sich vor, dem Kommissar von Kittilä den Papierkorb über den Kopf zu stülpen, wenn er ihn nach dem Verkauf des Goldes aufsuchen würde, um sich in den Süden versetzen zu lassen. Er würde ihm das Ding bis über beide Ohren ziehen.
    »Dafür kriegt man höchstens fünf Tagessätze, wenn überhaupt.«
28
    In der Woche vor Weihnachten borgte sich Major Remes von Piera Vittorm einen Stutzen, schoss zwei Auerhähne, rupfte sie und hängte sie in die Gefängniszelle. Diesen Ort wählte er aus, damit die Füchse, einschließlich des Fünfhunderters, nichts von den Vögeln stibitzen konnten.
    Die Bewohner der Hütte trafen noch weitere Weihnachtsvorbereitungen. Die beiden Männer fällten im Juha-Vainaan-Maa eine ebenmäßige Fichte. Remes fertigte aus Brettern einen hübschen Ständer für den

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