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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Remes zeigte sich nicht sehr kooperativ. Er drohte Hurskainen, ihm die Kinnlade zu zerschmettern, das Genick zu brechen und die Beine zu verknoten. Der Major gestand nichts, sondern gab zu verstehen, dass Hurskainen klug daran täte, nicht länger seine Pistole zu schwenken und sich schleunigst aus dem Staub zu machen. In diesem Land seien auch schon früher Obduktionen durchgeführt worden. An Lebenden!
    Der Gedanke ließ Hurskainen frösteln, denn er hatte an einigen Obduktionen teilgenommen. Er schickte Remes in die Zelle zurück und nahm sich nun Oiva Juntunen vor.
    Dieser Mann war aus ganz anderem Holz geschnitzt. Er setzte sich mit warmen Worten für die Skolt-Samin Naska Mosnikoff ein. Er rührte den Polizisten fast zu Tränen, als er von den grenzenlosen Leiden erzählte, die die arme Alte mit ihrem Kater hatte durchmachen müssen. Durch die stürmische, eisige Wildmark war diese älteste Skoltfrau der Welt geirrt, fiebernd und mit einem altersbedingten Schock, bis er und Major Remes die Ärmste gerettet und ihr vorübergehend ein warmes Heim gegeben hatten.
    »Unsere Absicht war es, Ihnen, sprich den Behörden, von der Frau Mitteilung zu machen, aber die Alte wollte das nicht, und wir dachten uns, es hat Zeit ... Es gibt ja keine Angehörigen, die auf sie warten. Ich bitte Sie um Verständnis für die arme Frau, schließlich ist sie dem Gesetz nach auch ein Mensch.«
    Hurskainen sah sich gezwungen zuzugeben, dass es sich um kein großes Vergehen handelte. Aber woher stammte das Gold? Wie lauteten Name, Beruf und Geburtsdatum seines Gegenübers?
    Oiva Juntunen erkannte sofort, dass man sich jetzt auf gefährliches Gebiet begab. Er nannte seinen Namen, log aber bei den Angaben zu Geburtstag, Sozialversicherungsnummer und Beruf. Dann bereute er, dass er seinen Namen preisgegeben hatte, und versuchte zu erklären, er sei in Wahrheit Assistent Asikainen. Das überzeugte den Wildmarkdetektiv jedoch nicht. Er beschloss, sämtliche Bewohner der Hütte nach Kittilä zu schaffen.
    »Der Kommissar kann Sie alle verhören. Zur Not bringe ich jeden von Ihnen einzeln hin. Schließlich gilt das Gesetz auch in der Wildmark.«
    Oiva Juntunen versuchte, die Sache zu verharmlosen.
    »Nun, hier geht es wohl mehr um die Auslegung als um ein eigentliches Vergehen. Seien Sie doch ein bisschen flexibel, sehen Sie die Sache mal aus unserer Sicht. Wir haben in der Tat zwei Ausländerinnen bei uns, aber ist das ein Verbrechen? Wollen Sie uns deshalb verhaften? Auch Gold haben wir, ein wenig zumindest ... Ich könnte übrigens auch für Sie ein kleines Stückchen abspalten. Ich kann Ihnen, ganz im Vertrauen, versichern, dass es sich heutzutage lohnt, in Gold zu investieren.«
    Hurskainen musste an seine Ehescheidung vor anderthalb Jahren denken. Seine Frau hatte ihn verlassen und die Kinder mitgenommen. Er musste achthundertfünfundvierzig Finnmark Unterhalt im Monat zahlen, bezogen auf das Gehalt eines Polizisten war das eine schmerzliche Summe. Gerade jetzt zum Beispiel war er schon ein halbes Jahr mit den Zahlungen im Rückstand. Das Auto hatte er auch nicht mit Rostschutz konservieren können, da er kein Geld hatte. Andererseits war es sowieso schon verrostet. Wenn er es gegen ein neues eintauschen wollte, müsste er dreißigtausend Finnmark Differenz bezahlen. Hurskainen seufzte. Und hier konnte sich einer leisten, von Gold zu reden.
    »Und selbst wenn Sie mir fünfunddreißigtausend Mark geben, ich kann bei dieser Sache nicht einfach ein Auge zudrücken«, erklärte er kurz und bündig. Oiva Juntunen winkte großzügig ab.
    »Wer redet denn von fünfunddreißigtausend? Ich zahle Ihnen fünfzigtausend in reinem Gold auf die Hand, wenn Sie uns erlauben, hier unser bescheidenes Einsiedlerleben fortzusetzen. Wir stören ja niemanden, oder? Wer könnte an uns Interesse haben? Ich versichere Ihnen, wir haben nichts zu verbergen, im kriminellen Sinne, meine ich. Wir sind nur ein bisschen eigenbrötlerisch, haben Ehescheidungen und all so was hinter uns. Da steht einem manchmal der Sinn nach Einsamkeit und Ruhe. Die böse Welt ist fern von hier, und fern wollen wir sie halten, koste es was es wolle. Fünfzigtausend sind ein kleiner Preis dafür. Als Freund zahle ich Ihnen den ohne zu zögern, wenn Sie wollen.«
    Hurskainen überlegte. Wenn er die Unterhaltsschulden auf einen Schlag bezahlte, ein neues Auto und dazu 09-Reifen von Nokia kaufte, wären das immer noch erst vierundvierzigtausend Finnmark. Was könnte er mit den restlichen

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