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Im Winter der Löwen

Titel: Im Winter der Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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Sein Händedruck war fest, und der Ausdruck auf seinem Gesicht erinnerte Joentaa an die ewige Zuversicht im Gesicht Niemis, des Leiters der Spurensicherung.
    »Guten Tag«, sagte Pellervo Halonen und führte ihn auf den Flur, außer Hörweite der Kinder. Sie standen sich gegenüber, und die Zuversicht war aus Pellervo Halonens Gesicht gewichen, als er sagte: »Ich weiß, warum Sie kommen. Salme Salonen.«
    Joentaa nickte.
    »Ich wünsche mir, dass es nicht stimmt«, sagte Halonen.
    Joentaa nickte.
    Sie schwiegen eine Weile. »Sie hat von einem Mädchen erzählt, das hier lebt«, sagte Joentaa schließlich. »Das ihre Eltern verloren hat … bei dem Unglück in der Eishalle. Rauna.«
    »Ja«, sagte Halonen.
    »Frau Salonen sagte, dass sie Rauna habe adoptieren wollen.«
    »Ja«, sagte Halonen. »Aber es wurde nicht bewilligt. Frau Salonen galt wohl als … zu instabil. Sie arbeitet nicht mehr, seit dem Unglück. Ich hatte das Gefühl, dass Frau Salonen für Rauna sehr wertvoll ist, deshalb habe ich mich immer gefreut, wenn sie zu Besuch kam. Sie haben das alles, das Unglück, gemeinsam durchlebt.«
    »Ich weiß«, sagte Joentaa. »Frau Salonen hat es … beschrieben.«
    Halonen nickte.
    »Hat Rauna etwas mitbekommen von den … Ereignissen?«
    »Nein«, sagte Halonen. »Das wird sie zunächst auch nicht. Sie wird natürlich fragen, wo sie ist. Frau Salonen war mindestens ein Mal in der Woche hier.«
    Joentaa nickte. »Ich hoffe, dass Sie Rauna helfen können und dass Sie … die richtigen Erklärungen finden.«
    »Ja«, sagte Halonen.
    »Ich möchte jetzt gar nicht mit ihr sprechen, das wäre wenig sinnvoll«, sagte Joentaa. »Ich wollte einfach nur ein Bild gewinnen.«
    Halonen nickte und wirkte erleichtert. »Es freut mich, dass Sie das so sehen. Sie hat übrigens gerade Besuch. Da hinten, beim Puzzeln, das ist Rauna.«
    Joentaa folgte seinem Blick und sah das Mädchen, das auf einem Stuhl kniete und, die Ellenbogen auf den Tisch stützend, über dem Puzzle brütete. Neben ihr saß ein älterer Mann, und ab und zu lachte Rauna, wenn der Mann etwas sagte. Joentaa hörte gedämpft die Stimmen.
    »Ein Nachbar von Salme Salonen«, sagte Halonen. »Aapeli Raantamo. Ich habe lange mit ihm gesprochen und hin und her überlegt, aber er wollte Rauna unbedingt sehen. Und Rauna hat sich gefreut. Sie hatten vor einigen Tagen einen Ausflug gemacht, er, Rauna und … Frau Salonen.«
    Joentaa nickte und sah das Mädchen an und den alten Mann, der gleichzeitig ungeheuer traurig und ungeheuer glücklich zu sein schien.
    »Fertig!«, rief Rauna, und Aapeli klatschte in die Hände. Dann sagte sie etwas, das Aapeli nicht zu verstehen schien, und Raunas Erläuterung kam laut und bestimmt: »Die Löwen natürlich, du Doofi. Die anderen. Und ich lenke das Schiff, nicht der Mann mit dem langen Bart.«
    Aapeli lachte, und Rauna hielt ein unsichtbares, aber beeindruckend großes Steuerrad in den Händen, während sie das sagte.
93
    Am Abend saß Kimmo Joentaa in einem leeren Haus und sah den Kindern zu, die auf dem See Eishockey spielten. In blassem Mondlicht.
    Joentaa ließ sich von dem Spiel berieseln. Von den Schreien der Kinder, vom dumpfen Schlagen der Stöcke, die aufeinanderprallten, und er dachte vage, dass die Goalies einen schweren Job hatten. Man konnte doch den Puck kaum sehen.
    Das Spiel schien kein Ende zu nehmen. Irgendwann begann Joentaa, den Spielstand mitzuzählen. Ein ausgeglichenes Match, allerdings war er ja erst später dazugekommen, er wusste also nicht, ob eine der Mannschaften vielleicht schon deutlich in Führung gelegen hatte.
    Ein rechter Spielfluss wollte nicht aufkommen, es gab ständig Diskussionen, und ab und zu saßen Spieler am Rand auf dem Eis, vermutlich für zwei Minuten hinausgestellt, und Joentaa fragte sich, wo der Schiedsrichter war, der diese Entscheidungen traf und die Zeiten stoppte. Er sah keinen. Ständig fielen Tore.
    Irgendwann jubelten einige und lagen sich in den Armen, und andere sackten erschöpft zusammen. Das Spiel war zu Ende.
    Wenige Minuten später gingen alle zusammen vom Eis und riefen sich Grüße zu, bevor sie in verschiedene Richtungen nach Hause liefen. Joentaa erkannte Roope, den Jungen aus einem der benachbarten Häuser, und der Goalie, der unpassenderweise einen Fahrradhelm trug, kam auf die Scheibe zu, hinter der er stand. Er klopfte an die Terrassentür, und Joentaa dachte, dass er ohne Zweifel einer Sinnestäuschung unterlag, während er die Tür öffnete.
    »Gewonnen«,

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