Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Zauber des Mondes

Titel: Im Zauber des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
Vom Netzwerk:
und sie würde ihn beim Wort nehmen.
    »He, Sie. Erinnern Sie sich noch an mich?« Sie trat aus dem Schatten und marschierte auf den Engländer zu. Er drehte sich um und musterte sie mit gerunzelter Stirn. Dann lächelte er langsam.
    »Ja, doch. Und, willst du's mit den Schafen versuchen?«
    »Ja. Ansehen kann ich's mir ja mal.«
    »Gut. Klettere zu Mickeen auf den Wagen. Wir haben ein schönes Stück Weg vor uns, und ich möchte los.«
    Mickeen musterte seinen Herrn. »Ihr wißt, daß wir auf Donoughmore niemanden mehr brauchen. Wir haben schon fast mehr, als wir versorgen können.«
    »Halt den Mund, Mickeen, und steig auf den Wagen. Dir und Rory sind in der letzten Zeit öfter Schafe weggekommen, und das kann ich mir wirklich nicht leisten. Vielleicht schaffen dann drei die Arbeit von zwei Leuten.«
    Mickeen sah von dem Engländer zu Caitlyn, dann spuckte er auf die Pflastersteine. »Nun gut. Macht, was Ihr wollt, wie immer. Also los, Junge, komm auf den Wagen! Aber benimm dich gefälligst, ja?«
    Zögernd nahm sie ihr Bündel. Sie schluckte trocken und musterte den Mann, der alles verkörperte, was sie gelernt hatte zu hassen. Es fiel ihr nicht leicht, ihn um einen Gefallen zu bitten.
    »Äh ... es gibt da noch etwas, was ich Ihnen sagen muß.« Der Engländer hatte einen Fuß schon im Steigbügel und wollte sich gerade aufs Pferd schwingen. Er hielt inne und sah sie an. »Ich habe einen Freund.«
    Herausfordernd starrte sie ihn an, den Kopf zur Seite geneigt, und ihre Augen funkelten. Der Engländer musterte sie aus zusammengekniffenen Augen und schwang sich in den Sattel. Dann sagte er resignierend: »Wo ist er?«
    »Willie, komm raus!«
    Willie kam langsam aus dem Schatten eines Gebäudes und stellte sich neben Caitlyn. Ängstlich blickte er zu dem Engländer auf, der das Gesicht verzog.
    »Ach, der kleine Bettler. Ich hätte es mir denken können. Und du willst also auch einen Versuch mit den Schafen unternehmen?«
    »Aye, Sir. Wenn es möglich ist.«
    »Wir beide sind ein Team«, sagte Caitlyn herausfordernd. Der Engländer warf ihr einen Blick zu. Der Ausdruck seiner Augen war nicht zu deuten.
    »In Ordnung. Steigt auf, ihr beide, und laßt uns fahren, ehe wir hier ersaufen.«
    Er schnalzte seinem Pferd zu und begann die Straße hinabzureiten. Caitlyn und Willie starrten ihm nach. Hatte er tatsächlich nicht mehr dazu zu sagen, daß er noch ein Maul mehr zu füttern hatte?
    »Der Himmel sei uns gnädig! Ehe wir's uns versehen, hat er da draußen ein verdammtes Waisenhaus eröffnet. Als ob er nicht auch schon so genügend Sorgen am Hals hätte!« Sie sahen beide den Pferdeknecht an. Er runzelte die Stirn, spuckte und deutete auf den Wagen. »Ihr habt's gehört, steigt auf!«
    Willie jauchzte und kletterte auf den Wagen. Caitlyn folgte ihm langsam. Allmählich entspannte sie sich. Sie war die ganze Zeit mit geballten Fäusten dagestanden, und wenn es nötig gewesen wäre, hätte sie für Willie gekämpft. Sie hatte ihm gestern erzählt, daß sie in Zukunft auf einer Farm leben würde, mit einem Bett und zu essen, ohne dafür stehlen zu müssen. Daraufhin hatte er sie mit einem Blick angesehen, der sie zutiefst gerührt hatte. Gott sei Dank hatte der Engländer zugestimmt, ihn zu nehmen. Sie wußte nicht, was sie sonst getan hätte.
    Während sie noch darüber nachdachte, machte sie es sich auf der schmalen Holzbank so bequem wie möglich. Ihr Bündel hatte sie sorgfältig unter dem Öltuch verstaut, das den Inhalt des Wagens bedeckte. Mickeen schimpfte leise vor sich hin, während er neben Willie auf den Kutschbock kletterte. Abgesehen von Mickeens unverständlichem Gebrummel verließen sie Dublin schweigend.
    Wenig später begann es zu regnen. Zitternd drückten sich Caitlyn und Willie aneinander, ihre Mäntel über den Kopf gezogen. Mickeen zog seine Mütze tiefer ins Gesicht und fluchte ununterbrochen vor sich hin; so passierten sie Clonee und Dunshaughling, ehe es am frühen Nachmittag aufhörte zu regnen.
    Zögernd streckte Caitlyn den Kopf unter dem Mantel hervor. Weder sie noch Willie waren je zuvor außerhalb Dublins gewesen, und die größte Grünfläche, die sie kannten, war der Phoenixpark. Der Anblick der smaragdgrünen Hügel, die sich bis zum Horizont erstreckten, war für sie überwältigend. Gelegentlich sahen sie auch eine Schafherde oder ein paar Häuser, die eine Stadt darstellen sollten. Sie waren von der Landschaft fasziniert, aber nach einer Weile gewann körperliches Unbehagen bei

Weitere Kostenlose Bücher