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Im Zauber des Mondes

Titel: Im Zauber des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
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Protestanten. Er kann sie ganz gut imitieren, wenn er es will.«
    »Aber warum . . .«
    »Ah, das reicht jetzt aber. Einem Bettlerjungen wie dir steht es wohl kaum zu, über Seine Lordschaft zu sprechen.« Caitlyns Augen glühten, als er sie einen Bettlerjungen nannte, aber Willie stieß sie so heftig in die Rippen, daß sie den Mund hielt. Im Grunde hatte er ja recht, es würde nichts bringen, sich mit dem Alten anzulegen.

4
    Kurz vor Sonnenuntergang bekamen sie die Burg zum erstenmal zu sehen. Mickeen mußte anhalten, weil eine Herde Schafe die Straße überquerte. Die Tiere blökten und ließen sich reichlich Zeit, während Mickeen fluchend auf dem Kutschbock saß. Caitlyn mußte grinsen, und als sie aufsah, bemerkte sie die Burg. Sie war auf einen Hügel gebaut und überblickte die steilen Ufer des Boyne. Die vier runden Steintürme zeichneten sich majestätisch gegen den rötlichen Abendhimmel ab. Der Wagen setzte sich wieder in Bewegung, aber Caitlyn konnte ihre Augen nicht losreißen. Donoughmore war mindestens ebenso groß wie Christchurch in Dublin, das beeindruckendste Gebäude, das Caitlyn bisher gesehen hatte. Auch Willie starrte gebannt zu der Festung hinauf.
    »Lebt er hier?« Caitlyn konnte sich die Frage nicht verkneifen.
    »Für dich immer noch Seine Lordschaft«, meinte Mickeen schlecht gelaunt und warf ihr einen unfreundlichen Blick zu. Dann fügte er hinzu: »Nein. Auf der Farm. Obwohl Seine Lordschaft und seine Brüder dort geboren wurden und seine Mutter dort starb. Genau wie der alte Lord, aus dem Fuinneog an Mhurdair, damals, als Donoughmore in Brand gesetzt wurde.«
    »Dem was? Fuen . . .og?« Caitlyn hätte sich so gerne in würdevolles Schweigen gehüllt, aber sie war so fasziniert, daß sie sich nicht zurückhalten konnte.
    »Du kannst also kein Gälisch«, sagte er, als ob er sich das schon gedacht hätte. »Das Fuinneog an Mhurdair. Das Mörderfenster. Wird so genannt, weil der alte Lord aus ihm in den Tod gestürzt wurde.«
    »Er wurde ermordet?« fragte Willie aufgeregt.
    »Ja, wegen des Landes. Diese dreimal verdammten Gesetze verbieten einem Anhänger der wahren Kirche, Land zu besitzen. Der alte Earl gehörte zur wahren Religion, und auch seine Frau hatte diesen Glauben angenommen. Aber ihre Mutter, Lady Ferman, gehörte zu den Anglikanern, und sie nützte ihren Einfluß, um zu verhindern, daß Donoughmore beschlagnahmt wurde. Sie starb wenige Tage, bevor der alte Earl ermordet wurde. Wahrscheinlich dachten sie, es wäre einfacher, einem kleinen Jungen das Land zu stehlen als einem alten Fuchs wie dem Earl. Aber der hatte das schon vorausgesehen. Also ließ er Seine Lordschaft, den jetzigen Earl, als Protestanten eintragen und erziehen, obwohl es ihm fast das Herz brach. Ja, der alte Earl liebte sein Land mehr als seinen Gott, und jetzt bezahlt er sicherlich dafür. Aber Donoughmore gehört immer noch den d'Arcys, wie schon seit Brian Borus Zeiten, und ich schätze, der alte Earl würde sagen, das sei die Höllenqualen schon wert.«
    »Wer hat den alten Earl denn ermordet?« fragte Caitlyn.
    »Ah, das wissen wir nicht, obwohl es ein paar. . . Aber wenn Seine Lordschaft es sicher wüßte, hätte er seinen Vater schon längst gerächt. Und wäre dafür wahrscheinlich gehängt worden. Also ist es ganz gut, daß wir es nicht wissen.«
    »Und wer hat das Schloß in Brand gesetzt?«
    »Auch das wissen wir nicht so genau. Wir wurden im Schlaf überrascht, wißt ihr, und diese anglikanischen Feiglinge trugen Masken. Sie versuchten uns auszuräuchern. >Tod den Baptisten!< schrien sie, während sie töteten und zerstörten. Sie haben den alten Earl ermordet und viele andere, die es sahen, aber nicht, ehe er seine Söhne in Sicherheit schicken konnte. Wahrscheinlich wollten sie die Kinder auch umbringen, aber das ist ihnen nicht gelungen. Seine Lordschaft war damals erst zwölf, aber er hat sich um seine kleinen Brüder gekümmert, in jener Nacht und der Zeit danach. Seit dreizehn Jahren ist er jetzt Vater und Mutter für sie, und aus ihnen sind stattliche junge Männer geworden, wenn sie auch ihre Sorgen haben. Aye, aber den möchte ich sehen, der Seiner Lordschaft heute noch sein Land wegnehmen könnte.«
    »Aber . . .«
    »Pfui, ihr zwei plappert ja wie Eichhörnchen.« Aber der böse Blick, den er ihnen zuwarf, galt dieses Mal nicht ihnen. Er drückte nur Mickeens Wut aus auf die maskierten Protestanten, die nachts auszogen, um die irischen Katholiken mit ihren blutigen Anschlägen das

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