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Im Zeichen des Adlers

Im Zeichen des Adlers

Titel: Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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geschundenen Leib vonstatten ging.
    Und aus gleichem Grund flohen ihre Gedanken in die jüngste Vergangenheit, reflektierten, was sich dort ereignet hatte.
    Lilith erinnerte sich ihres Erwachens in einem Bergkloster, das dem Untergang geweiht war. Wie sie an diesen Ort gelangt und was zuvor geschehen war, wußte sie nicht mehr. Es war, als hätte ihr Leben erst dort und zu diesem Zeitpunkt begonnen. Und doch spürte sie, daß dem nicht so war - daß es ein Vorher gegeben hatte; nur war es gelöscht worden aus ihrem Bewußtsein.
    Auf abenteuerliche Weise war sie aus jenem Kloster entkommen und mit einem Mann zusammengetroffen, der ebenso bar seiner Erinnerung war wie sie. Zunächst hatte er sich Hector Landers genannt, später dann erst hatte er seinen wahren Namen in Erfahrung bringen können: Landru. Und zugleich war es ihm gelungen, ihrer beider wahres Wesen zu ergründen: Vampire waren sie, nährten sich vom Blut der Menschen - und hatten vor dem Verlust ihrer Erinnerung ein Leben Seite an Seite geführt.
    So jedenfalls hatte es sich Landrus Worten zufolge zugetragen, und Lilith hatte weder Grund noch Gelegenheit gehabt, an ihrem Wahrheitsgehalt zu zweifeln. Sie war ganz und gar darauf angewiesen, sich auf die Worte anderer zu verlassen.
    Schließlich hatte Landru sie nach Hause gebracht, »in den Schoß ihrer Familie«, wie er es genannt hatte - in den Dschungel Mesoma-merikas, in eine Stadt namens Mayab, an der die Zeit seit fünfhundert Jahren spurlos vorübergegangen war, weil Magie sie vom Rest der Welt abschnitt. Die Menschen jener Hermetischen Stadt hatten unter der grausamen Herrschaft von acht Vampiren gestanden, die, laut Landru, ihrer beider Kinder waren.
    In der folgenden Zeit jedoch hatte Lilith den Schleier der Geheimnisse Stück um Stück gelüftet, bis sie endlich wußte, daß Landru sie belogen hatte - wenn sie auch den Grund seiner Lügengespinste noch immer nicht kannte.
    Aus einem uralten Buch, EWIGE CHRONIK genannt, das nur Li-lith zu lesen verstand, hatte sie erfahren, wer sie wirklich war - ein Kind zweier Welten, halb Vampir, halb Mensch, das zu dem Zwecke geboren worden war, die Ur-Mutter der Alten Rasse mit Gott selbst zu versöhnen. Und nicht zuletzt aus diesem Grund war Landru alles andere denn ihr Vertrauter oder gar Verbündeter und Geliebter -sondern ihr Todfeind!
    Im Zuge all dieser Geschehnisse veränderte sich die Situation in Mayab von Grund auf. Und als die vampirischen Tyrannen schließlich vernichtet waren, war damit auch die Hermetische Stadt selbst dem Untergang geweiht. Denn die Macht, die den magischen Wall in all der Zeit aufrechterhalten hatte, verlor mit dem Tod der Vampire ihre Existenzberechtigung - und verschlang Mayab mit ihrer Magie.
    Liliths Versuche, die Hermetische Stadt und deren Volk vor dem Untergang zu bewahren, waren fehlgeschlagen. Nur sie selbst war entkommen, ausgespien in dem Moment, da Mayab vollends verging - und nicht zuletzt gerettet durch das Eingreifen eines .
    ... unheimlichen Knaben. Dem sie hatte versprechen müssen, ihm zu Diensten zu sein, wann immer er seinen Preis einfordern würde. Was Lilith im Angesicht des sicheren Todes auch getan hatte. 7
    Jetzt aber, da Mayab buchstäblich verschwunden war, schien ihr all das auf eine Weise absurd, als sei es nie wirklich geschehen. Hätten die Schmerzen ihr nicht mit brutaler Nachdrücklichkeit alles unbarmherzig in Erinnerung gerufen .
    Der Schmerz verebbte nun zwar allmählich, das knirschende Geräusch, mit dem ihre Knochen unter der Haut wie im Zeitraffer zusammenwuchsen, war jedoch kaum weniger schlimm.
    Bis endlich auch die letzte Schramme verheilt war und Liliths Haut wieder jenen makellosen, vornehm blassen Teint zeigte, verging noch eine ganze Weile. Sie nutzte die Zeit, um sich in eine halbwegs bequeme Position aufzurichten, rutschte an einen Baum heran, dessen Stamm ihr den Rücken stützte. Zum Aufstehen fühlte sie sich noch nicht kräftig genug.
    »Was soll ich jetzt tun?« fragte sie sich im Selbstgespräch. Der Klang ihrer Stimme sollte ihr helfen, die Einsamkeit und überhaupt die ganze Situation erträglicher zu machen. Ein kläglicher Versuch, der scheiterte, ehe er recht begonnen hatte. Im Gegenteil fühlte Lilith sich noch mehr alleingelassen, weil niemand da war, der ihre Frage zu beantworten vermocht hätte.
    Landru kam ihr in den Sinn, natürlich. Ihn wollte und mußte sie aufspüren, wohin er auch geflohen war. Wenn er denn überhaupt geflohen war; wahrscheinlicher war wohl,

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