Im Zeichen des Highlanders
als sie ihm durch die dunklen Gassen zu seinem Stelldichein gefolgt war. Jetzt aber, wo sie beobachten konnte, wie er sich elegant in einem schweren, geschnitzten Eichenstuhl räkelte, konnte sie verstehen, warum so viele Frauen seinetwegen seufzten.
Alles an ihm war anmutig und elegant, angefangen bei seinen schmalen, langgliedrigen Händen bis hinunter zu seinen teuren Stiefeln. Seine Kleidung war die eines Höflings, eines englischen oder französischen Edelmannes, besaß aber keine der üblichen Schnitte. Sein Wams war nicht zu kurz, die Spitzen seiner Stiefel waren nicht zu betont und die Farben, Tiefgrün und Schwarz, angenehm zurückhaltend. Diese Kleider wiederum umhüllten eine Gestalt, die das Herz eines Mädchens höher schlagen ließ, wobei Kirstie über diese Erkenntnis seltsam verärgert war. Er war nicht sonderlich groß, doch seine Figur wies die schlanke, anmutige Kraft eines Tieres aus edler Zucht auf. Oder eines Raubtieres, überlegte sie sich in Erinnerung an seinen liederlichen Ruf. Sein Gesicht war schön und dennoch unbestritten männlich – saubere, vollkommene und verführerische Züge. Insbesondere die Andeutung voller Lippen, fand sie, bemüht diese Lippen nicht anzustarren. Seine Augen, von einem faszinierenden Goldbraun mit belebenden smaragdgrünen Sprenkeln waren dazu geschaffen, den Blick einer Frau auf sich zu ziehen und festzuhalten. Unter sanft geschwungenen Brauen gelegen und umrahmt von dicken Wimpern waren sie eindeutig ein sehr fein geschliffenes Werkzeug der Verführungskunst. Seine vollen, rötlichen Haare, die ordentlich zurückgebunden waren, wirkten so weich, dass ihre Finger geradezu danach zuckten, sie zu berühren. Kirstie gestand sich kläglich ein, dass seine legendenhafte Zügellosigkeit gut und gerne daraus resultieren konnte, dass er annahm, was ihm offen angeboten wurde, und nicht aus herzloser Verführung.
»Nun, Mylady«, sagte Payton, »Ihr mögt mir jetzt vielleicht verraten, warum Ihr mich aufgesucht habt.«
Payton wartete, bis sie das Brot, an dem sie eben kaute, hinuntergeschluckt hatte. Ihr Aussehen brachte ihn auf den Gedanken, dass ihr Name Schatten nicht nur von ihrer verblüffenden Fähigkeit, sich in einen solchen zu verwandeln, herstammte. Ihr dichtes, glänzendes und rabenschwarzes Haar, das noch immer vom Bad feucht war, wurde in einem dicken, lockeren Zopf zusammengehalten, der ihr bis zu den schmalen Hüften reichte. Ihre Augen waren von einem Grau, das sich bei jedem Blick aufzuhellen oder zu verdunkeln schien. Es waren wunderschöne Augen, leicht schräg und doch groß, dank ihrer wechselnden Schattierung geheimnisvoll und eingerahmt von dichten schwarzen Wimpern, darüber dunkle Augenbrauen, die sich der Schrägstellung der Augen perfekt anpassten. Nichts schien ihre schimmernde milchweiße Haut zu beeinträchtigen. Die Formen ihres ein wenig herzförmigen Gesichts waren beinahe ätherisch, angefangen von ihrer leicht nach oben gebogenen, hübschen Nasenspitze bis zu ihrem schwach ausgeprägten Kinn. Unschuldig und elfenhaft waren die Worte, die ihren Gesichtsausdruck beschrieben, bis man einen Blick auf ihre sinnlichen vollen Lippen warf …
Er zwang sich, seinen Blick von einem Mund zu lösen, der danach bettelte, geküsst zu werden, und musterte den Rest. Ihr Nacken war anmutig lang und so schlank, dass er sich wunderte, wie er diese Fülle von Haaren tragen konnte, ohne umzuknicken. Sie war fast zu dünn, dennoch waren die Kurven ihrer kleinen Brüste und schmalen Taille verführerisch. Obwohl sie ein hervorragendes Benehmen an den Tag legte, konnte er den lange ertragenen Hunger, den sie zu stillen versuchte, geradezu körperlich spüren. Payton zweifelte daran, dass sie jemals mollig werden würde, nahm aber an, dass sie eher schlank als dünn sein sollte.
Er begehrte sie jetzt und er begehrte sie heftig. Vermutlich würde sein Verlangen nach solch einer dünnen, zerbrechlichen Frau seine Freunde überraschen. Früher hatte er die Hand immer nach dralleren Frauen ausgestreckt. Wahrscheinlich würde er nicht erklären können, was das brennende Verlangen weckte, sie in seine Arme zu schließen, aber er konnte nicht leugnen, dass er so empfand.
»Ihr sagtet, Euer Gatte hätte versucht, Euch zu ertränken?«, drängte er sie in der Hoffnung, dass ein Gespräch sein Blut abkühlen würde.
»Ja. Ich wurde vor fast fünf Jahren im Alter von fünfzehn Jahren mit Sir Roderick MacIye verheiratet. Ich versuchte meinen Vater von dieser Wahl
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