Immer Ärger mit Vampiren: Argeneau Vampir 4
abzutrocknen. Dann wickelte sie es wie einen Sarong um sich und ging zu den Waschbecken. Dort zog Terri das kleine Handtuch von ihrem Kopf, griff nach einer Bürste und fing an, ihr Haar zu kämmen. Erst konnte sie nicht einmal ihr Spiegelbild ansehen oder auch nur denken; sie arbeitete automatisch und folgte dem morgendlichen Ritual, sich der Welt präsentabel zu machen. Aber dann fiel ihr Blick auf das Bild im Spiegel, und ihre Hand wurde langsamer, als sie die Bürste durch das nasse braune Haar zog, schließlich hielt sie inne.
Sie ließ ihre Hände sinken und starrte ihr Spiegelbild an, betrachtete sich zum ersten Mal seit langer Zeit wirklich. Seit Jahren hatte sie immer nur einen kurzen Blick in den Spiegel geworfen, um sicher zu sein, dass ihr Haar ordentlich war oder ihre Nase nicht glänzte, sich darüber hinaus aber keine weitere Beachtung geschenkt. Jetzt betrachtete sie sich mit anderen Augen und sah, was Bastien wohl an ihr sah: große grüne Augen, langes rotbraunes Haar, weiche volle Lippen, eine Nase, die ein bisschen was von einer Stupsnase hatte. Nein, sie hatte wirklich nichts Bemerkenswertes an sich - das hatte sie jedenfalls immer gedacht.
Aber irgendwie fügte es sich heute Morgen zu einem Ganzen zusammen, das wirklich recht hübsch anzusehen war. Ihre Haut schimmerte, ihre Augen glänzten, ein geheimnisvolles Lächeln umspielte ihren Mund. Das hier war eine Frau, die begehrt wurde.
Terri hatte bisher vielleicht nie sonderlich auf ihr Äußeres geachtet, aber sie wusste, dass sie nie in ihrem Leben besser ausgesehen hatte. Das hatte sie zweifellos Bastien zu verdanken. Er gab ihr das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Begehrenswert. Und er hatte nicht einmal versucht, mit ihr zu schlafen.
Sie grinste ihr Spiegelbild an. Der Mann hatte sie ins Museum und zum Einkaufen mitgenommen und hatte sie ins Theater und zum Essen ausgeführt. Er hatte die ganze Nacht lachend und redend mit ihr zugebracht, sie über eine Stunde um den Verstand geküsst, hatte ihr einen Kaffee und ein klebriges Weckchen gekauft, war Händchen haltend mit ihr zum Penthouse zurückgekehrt, hatte sie noch einmal leidenschaftlich geküsst und ihr dann mit heiserer, leidenschaftlicher Stimme schöne Träume gewünscht.... und sie in ihr eigenes Zimmer gehen lassen. Das war das schönste Erlebnis, das sie jemals beim Ausgehen mit einem Mann gehabt hatte. Sie hatte sich wie etwas Besonderes gefühlt - nicht nur wegen seiner Höflichkeit und Fürsorglichkeit, sondern auch dank der schlichten Tatsache, dass er nicht versucht hatte, sie ins Bett zu zerren. Für Terri war dies der Beweis, dass Bastien nicht einfach nur irgendeine Frau suchte. Er mochte sie wirklich.
Und sie mochte ihn. Es war wunderbar und das Beste, was sie je erlebt hatte - und es würde so wehtun, wenn es vorbei war. Der Schmerz würde ganz und gar unerträglich sein. Vielleicht sogar noch schlimmer als bei Ians Tod, fürchtete sie. Denn Terri erkannte nun, dass das, was Ian und sie erlebt hatten, die Liebe zwischen sehr jungen Menschen gewesen war. Sie waren Kinder gewesen, die leichtfüßig durch das Leben gingen, bis die Tragödie in Form des Hodgkins-Lymphoms über sie hereingebrochen war. Dann war alles schrecklich ernst geworden, und Terri hatte sich schon bald auf nahezu mütterliche Weise um ihren Mann gekümmert und ihn schließlich bis zum Ende gepflegt.
Was sie nun für Bastien empfand, hatte weder etwas mit der Liebe zwischen Kindern noch mit mütterlichen Gefühlen zu tun. Er war nicht nur ein Freund, mit dem sie durchs Leben tanzte. Er wurde wichtig für sie. Er bewirkte, dass sie sich rundum wohlfühlte, und das nur durch seine Gegenwart.
Terri war nicht naiv, sie wusste, dass es zu früh war, so etwas zu empfinden, aber das änderte nichts an ihren Gefühlen. Vielleicht waren sie intensiver, weil sie nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung hatte, aber das war nicht der eigentliche Grund. Tatsache war, sie dachte ununterbrochen an Bastien und wollte die ganze Zeit bei ihm sein. Er war das Erste, woran sie dachte, wenn sie morgens die Augen aufschlug, und ihm galt ihr letzter Gedanke, bevor sie einschlief. Und das gefiel ihr. Sie mochte diese überbordende Freude, die sie empfand. Es gefiel ihr, wie ihr Herz schneller schlug, wenn Bastien ins Zimmer kam oder sie ansah, sie anlächelte, ihr ein Kompliment machte oder sie küsste.
Ja, sie war so glücklich wie noch nie und hatte mehr Angst als je zuvor. Terri wollte wirklich nicht verletzt werden,
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