Immer dieser Knasterbax
rief Knasterbax wütend und buddelte in den Kartoffeln, als wollte er
ein Loch bis zum Mittelpunkt der Erde graben. „Brauch ich auch nix lernen das
Unsinn“, knurrte er, während er die Kartoffeln in den Korb klaubte, „versteht
mich jedes Mensch. Wer nix versteht Knasterbax, ist dumm. Schluß mit Lernerei
von albernes Sprache!“
Der Schulmeister war betrübt
darüber, daß der fleißige Gartenarbeiter nicht mehr lernen mochte, und er
machte ihm Mut. Aber Knasterbax blieb bei seinem Entschluß. Von richtiger
Sprache mochte er nichts mehr hören, und außerdem war ihm das ordentliche Leben
längst zu anstrengend geworden. Verdrossen hockte er am Morgen auf dem Bettrand
und schielte zum Waschbecken, in das die Frau ihm schon warmes Wasser
eingelassen hatte.
„Verflixtes Wascherei“, brummte
er. „Jeden Tag machen naß den Gesicht! Ist schon ganz dünn das Haut.
Blödsinniges Erfindung von Menschen. Kennt man Kuh, das sich wäscht Ohren und
Hals? Oder Wolf und Hase? Aber armes Knasterbax wird gequält wie Sträfling. Hab
ich Sehnsucht nach Heu und Stroh in fremdes Scheune.“
Mißmutig erhob er sich und
tauchte den rechten Zeigefinger in das Wasser.
„Gestern linkes Finger, heute
rechtes“, knurrte er, „sonst ist Abnutzung zu groß.“
Damit war seine Morgenwäsche
beendet.
Nach dem Frühstück sagte er
seinen Gastgebern, daß er sie heute verlassen müsse, weil er wieder Dienst
hätte. Die beiden brachten ihn mit Tränen in den Augen an die Tür und baten
ihn, er möchte wiederkommen, wenn es seine Zeit erlaube.
Knasterbax nickte und
marschierte los.
„Rasch in das Wald“, flüsterte
er, „damit nicht noch passiert Unerfreulichkeit.“
Aber als er über eine
Straßenkreuzung gehen wollte, passierte doch noch eine Unerfreulichkeit. Der
Schutzmann, der mitten auf der Kreuzung den Verkehr regelte, lief auf ihn zu
und bat ihn um eine Gefälligkeit.
„Ach, Herr Kollege“, sagte er,
„ich muß dringend mal ins Krankenhaus, meine Frau bekommt ein Baby. Können Sie
mich nicht eine halbe Stunde vertreten?“
Ohne eine Antwort abzuwarten,
rannte er los und ließ den Polizisten Knasterbax allein mit Autos, Motorrädern,
Radfahrern und Fußgängern. Was sollte der nun machen? Einfach auch weglaufen? Das
ging wohl nicht. Schon hupten ungeduldige Fahrer.
Da begann der Räuber, der noch
nie auf einer Kreuzung gestanden hatte, den Verkehr zu regeln. Er hob die Arme
und drehte sie wie Windmühlenflügel, klatschte in die Hände, machte
Schwimmbewegungen, boxte, keilte nach hinten aus wie ein junges Pferd und
wunderte sich, warum die Autos nicht losfuhren.
Immer mehr Fahrzeuge kamen an
die Kreuzung heran, aber keines fuhr weiter. Was war denn bloß los? Viele
Fahrer stiegen aus, um dem sonderbaren Polizisten besser zusehen zu können, der
da auf der Kreuzung so komische Verrenkungen machte. Das war mal ein netter
Scherz von der Polizei, dachten sie. Das Leben war ernst genug, so wurde es ein
wenig aufgeheitert.
Plötzlich näherte sich ein
anderer Polizist, sah die wartenden Fahrzeuge und den tanzenden Kollegen auf
der Kreuzung.
„Ist denn der Kerl
übergeschnappt!“ rief er zornig, zwängte sich durch die Autos und marschierte
auf Knasterbax zu.
„Hören Sie mal“, brüllte er
drohend, „Sie haben wohl den Verstand verloren, was?“
Knasterbax war von seinen
ungewohnten Freiübungen schon in Schweiß geraten und froh, daß endlich Ablösung
kam.
„Halt mal Wache eben, liebes
Kamerad“, sagte er, „liegt sich meine Frau in Krankenhaus und kriegt Baby.
Gleich ich komme wieder zurück.“ Und schon rannte er auf den Fußweg hinüber und
verschwand zwischen den Leuten, die ihm so belustigt zugesehen hatten. Dem
überraschten Polizisten blieb nichts anderes übrig, als seine weißen Handschuhe
anzuziehen und den Verkehr zu regeln. Er brachte die Fahrzeuge schnell wieder
in Bewegung, aber keinen Menschen mehr zum Lachen.
Knasterbax suchte indessen in
größter Eile den Weg in den Wald. Bis dahin war es jedoch noch ein ganzes
Stück. Durch drei oder vier Straßen war er schon gegangen, da hörte er in der
Rotdornallee ein großes Geschrei. Eine Gruppe Kinder stand um einen wütenden
Mann herum, der einen Jungen an den Ohren hielt und hin und her riß. Dabei
schimpfte er so laut, daß die Nachbarn erschrocken die Fenster öffneten. Die
anderen Jungen und Mädchen versuchten ihrem Kameraden zu helfen und schrien
darum gellend auf den Wüterich ein. Knasterbax wollte sich
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