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Immer dieser Knasterbax

Immer dieser Knasterbax

Titel: Immer dieser Knasterbax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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der Peitsche, daß sie zu traben anfingen und den armen
Siebenschütz hinter sich ließen.
    „Wie sind die Menschen doch
dumm!“ heulte der und warf die Rübe hinter dem Bauern drein, weil er so
enttäuscht war. „Sie müssen doch an meinem Gesicht erkennen, daß ich kein
Räuber bin! Was soll ich denn bloß tun, damit ich wieder ein ordentlicher
Schutzmann werde?“
    Er ging zurück in den Wald, um
aufs neue darüber nachzudenken. Nachdem er eine Stunde auf einem Baumstumpf
gesessen und eine halbe im Moos gelegen hatte, erinnerte er sich daran, wie es
dem gestiefelten Kater gelungen war, aus dem armen Müllerburschen einen Grafen
zu machen. Auf dieselbe Art mußte man doch aus einem Räuber einen Polizisten
oder mindestens einen ehrlichen Menschen machen können.
    „Also auf zum See!“ befahl er
sich selbst. „Er ist ja gar nicht weit von hier.“
    Hals über Kopf rannte er durch
den Wald, als könnte er zu spät kommen. Ihm wurde heiß dabei, und er freute
sich auf das Bad, das er nehmen wollte. Ich werde so lange warten, bis jemand
vorüberkommt, dachte er, und dann das Zeug verstecken und ins Wasser springen.
    Kaum hatte er den See erreicht,
der klar und freundlich zwischen grasigen Ufern schimmerte, da näherte sich auf
der Landstraße ein sehr langer Mann. Rasch warf Siebenschütz die Kleider ab,
versteckte sie hastig unter einem Haufen aus Reisig und Schilf und sprang
kopfüber in das kühle Wasser. Auftauchend schlug er wild mit den Armen und rief
laut um Hilfe. Da kam der Mann angelaufen, schwang eine lange Angel in der Luft
und setzte im Galopp über drei Zäune, um den Weg abzukürzen. Siebenschütz
beobachtete ihn, während er weiter den Ertrinkenden spielte. Der wird mir
bestimmt helfen, dachte er, wenn er sich solche Mühe macht, mich zu retten!
    Aber er irrte sich!
    Der lange Mann beeilte sich gar
nicht, weil er Siebenschütz helfen wollte, sondern aus einem ganz anderen
Grund.

    „Was fällt Ihnen ein, in meinem
Forellenteich zu baden!“ schrie er, noch bevor er heran war. „Machen Sie
sofort, daß Sie herauskommen!“
    „Ich kann nicht, man hat mir
mein Zeug gestohlen“, stotterte Siebenschütz.
    „Das ist mir doch egal! Meinen
Sie, ich lasse mir von Ihnen meine Fische verjagen!? Raus, aber sofort!“
    „Erst, wenn Sie mir eine Hose
und Jacke gebracht haben“, erwiderte Siebenschütz.
    „Ach, Sie wollen wohl ein
bißchen gestiefelter Kater spielen, was?“ rief der Lange. Meinen Sie, ich gehe
jetzt fünf Kilometer ins Dorf zurück, um Ihnen ein paar Kleider zu holen?“
    „Aber Sie können mich doch hier
nicht ertrinken lassen“, jammerte der arme Polizist und schlug wieder mit den
Armen auf das Wasser.
    Doch das machte keinen Eindruck
auf den Mann.
    „Hören Sie endlich auf, mit der
dummen Plantscherei!“ rief er. „An der Stelle ist der Teich ja nur einen Meter
tief.“ Nach diesen Worten nahm er seine Angel und warf sie schwungvoll aus.
    Siebenschütz machte einen
letzten Versuch.
    „Sie können doch nicht von mir
verlangen, daß ich unbekleidet ans Land gehe!“ sagte er.
    Der Mann legte die Angel aus
der Hand und sah sich um. „Flechten Sie sich einen Lendenschurz wie die Neger“,
sagte er grimmig. „Hier haben Sie Stroh und Schilf!“ Damit bückte er sich und
nahm ausgerechnet den Haufen auf, unter dem das Räuberzeug lag.
    „Was ist denn das!?“ rief er im
selben Augenblick. „Der feine Herr ist ein Räuber und versucht, ehrliche Leute
zu betrügen! Na, das soll ihm teuer zu stehen kommen. Ich laufe sofort zur
Polizei und lasse Sie einsperren, Sie Halunke!“ Und schon drehte er sich um und
rannte los.
    Siebenschütz schrie ihm nach:
„Sie sind ein Esel! Ich bin selber von der Polizei!“ Aber das hörte der Lange
nicht mehr.
    „Was soll ich bloß machen?“ seufzte
der Schutzmann. „Will man mich denn mit Gewalt zwingen, ein richtiger Räuber zu
werden?“
    Langsam stieg er aus dem Wasser
und zog wieder die zerlöcherten Lumpen an. Mutlos trottete er in den Wald
zurück und suchte sich einen geschützten Platz, wo ihn die Polizei nicht finden
konnte. Dort blieb er einige Stunden, bis es dunkel wurde und der Hunger ihm
die Ruhe nahm. Dann stand er entschlossen auf und machte sich auf den Weg in
den nächsten Ort, um sich wie ein echter Räuber Brot und Wurst und Schinken zu
holen.

 
    „Hab ich immer geglaubt, das
Polizei ist faul“, murmelte Knasterbax. „Geht sich in schönes Uniform gemütlich
durch Straßen, macht strenges Gesicht und schreibt armes

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