Immer dieser Knasterbax
schönes
Kellermusik“, sagte Knasterbax grinsend. „Hört sich an wie Gesang von
gestorbenes Burgherr und ist sich doch bloß Stimme von dummes
Siebenschütz .“
Weil er von der wilden Jagerei
erschöpft war, setzte er sich auf einen Stuhl, um sich ein wenig auszuruhen.
Sofort schoß er aber wieder in die Höhe, denn er hatte einen Folterstuhl
erwischt, und der hatte ihm seine spitzen Zacken mitleidlos in das Hinterteil
gepikst. „Gut, daß ich nicht bin arme Hexe in Mittelalter“, sagte er, sich die
Sitzfläche reibend, „die muß hocken von morgens bis Nacht auf solche
Stachelstuhl!“
Kurzentschlossen drehte er das
Marterinstrument um und setzte sich auf die Stuhlbeine.
Nach einigen Minuten hatte er
sich erholt und verließ den muffigen Keller.
Als er die schwere Eichentür
öffnete, sah er sich einer Gruppe von Besuchern gegenüber, die gekommen war,
die Burg zu besichtigen. Die Leute hielten ihn, weil er in einer so schönen
Uniform ruhigen Schrittes in den Hof hinaustrat, für den Burgführer. Eine
rundliche Dame ging auf ihn zu, blickte ihn freundlich an und sagte: „Ach,
würden Sie wohl so nett sein, für uns eine Sonderführung einzuschieben? Wir
wissen ja, daß die nächste Führung eigentlich erst um vierzehn Uhr stattfindet,
aber unser Bus kann nicht so lange warten, sonst kommen wir heute abend nicht rechtzeitig ins Hotel.“
Knasterbax sah die Frau an,
zupfte sich am Bart, schaute über die Gruppe der Wartenden und antwortete:
„Tja, wollte ich eigentlich gerade verschwinden, hab’ ich nämlich großes Eile.“
Die Frau nahm das Zögern als
halbe Zustimmung, trat dicht an ihn heran und flüsterte ihm ins Ohr: „Tun Sie
uns den Gefallen, wir werden uns dafür erkenntlich zeigen!“
„Na, wenn den Sache steht so“,
sagte Knasterbax, „wollen wir mal machen großes Ausnahme. Bin ich also bereit
für Führung durch schönstes Burg auf diese Berg. Muß ich aber warnen vorher:
Nichts berühren mit die Finger! Ist sich bei strengstes Strafe verboten!“ Die
Leute lächelten über die fehlerhafte Sprechweise des Burgführers und freuten
sich auf eine lustige Führung. Bereitwillig folgten sie Knasterbax auf den
Wehrgang hinauf, der vollständig erhalten war und rund um die Burg herumlief.
„Hier haben alle Besucher
schönstes Überblick über ganze Burg“, begann Knasterbax, als die Leute oben
waren und sich um ihn drängten. „Vorne, wo Nase hinzeigt, ist das tiefe Burggraben, und hinten, wo Nase nicht hinzeigt,
ist das Burg. Hier oben auf Wehrgang stand grimmiges Ritter Heribert mit viele
andere Ritterkameraden und hat gegossen immerzu glühendes Wasser und Pech auf
böse Feinde, bis Burggraben war ganz voll, und alle, die konnten wegen dummes
Eisenrüstung nicht schwimmen, mußten ertrinken. Einmal, so erzählt Sage, hat
sich schönes und bißchen dummes Fräulein Edelgard ’runtergefallen lassen, weil
liebster Schatz Adalbert hat zu laut gesungen. Als die verliebte Fräulein unten
ankam in tiefe Graben, war sie vor Schreck und
Wasserschlucker ei auf Stelle tot. Hat sein Schatz schnell abgestellt
gewaltiges Liederkonzert und gemacht Sprung hinterher. Und plumps, Kopf auf
Kopf, war auch er nicht mehr viel lebendig. Da hat sich altes Ritter Heribert
drei Tage und fünf Nächte geweint und verjammert und dann auch gemacht Springesprung nach unten. War aber nichts mehr zu retten
von Schwiegersohn und eigenes Tochter. Darum ist armes Heribert auch lieber schnell gestorben. So ist gewesen verhärmtes Mama Krimigunde ganz allein mit Kinderlosigkeit und Langeweile.
Ist sie vor lauter Kummer auch bald tot gewesen siebzehn Jahre später. Jaja, wo den Liebe hinfällt, ist oft Mensch ganz und gar
kaputt.“
Den Besuchern gefiel die
lustige Redeweise des Burgführers sehr. So etwas hatten sie bisher noch nicht
erlebt. Ein schlanker Herr mit Brille, der es genauer wissen wollte, fragte:
„Stimmt es eigentlich, daß Reginhard der Schreckliche
die Burg erbaut hat?“
Knasterbax sah den Mann an und
schüttelte den Kopf.
„Hat sich nirgends in ganze
Welt irgendein Ritter jemals gebaut sein Haus selbst. Haben immer getan arme
Bauersleute. Ritter haben nur gesessen auf Pferd und böses Gesicht gemacht,
weil Arbeit ging zu langsam.“
„Ich habe ja nicht gemeint, daß Reginhard selber mit Hand angelegt hat“, verteidigte
sich der Herr mit der Brille, „sondern daß er den Auftrag gegeben und den Bau
bezahlt hat!“
„Das mag schon sein wahr“,
räumte Knasterbax ein, ,,hab’ ich gekannt
Weitere Kostenlose Bücher