Immer dieser Knasterbax
gewesen, nein,
sie war ausgefüllt mit dem unverschämtesten aller Räuber, mit Knasterbax.
Dieser böse Kerl war also gar nicht ertrunken! Lebendig und wohlbehalten stand
er vor dem überraschten Schutzmann und richtete die Dienstpistole auf ihn.
„Mach zu großes Mund, dummes
Knasterbax, und zieh an dein Räuberzeug“, sagte er, „aber mit Schnelligkeit,
wenn ich darf bitten.“
Der Polizist hielt das Ganze
für einen Scherz. Er lachte und sagte: „Donnerwetter, Knasterbax, das ist mal
ein Spaß! Wirklich, der ist dir gelungen. Die Uniform steht dir nicht schlecht.
Du siehst aus wie ein ordentlicher Mensch, wie ein richtiger Schutzmann. Ach,
bin ich froh, daß du nicht ertrunken bist!“
„Was redest du langes
Blödsinn“, unterbrach Knasterbax ihn, „ich bin richtiges Schutzmann, du bist
böses Räuber Knasterbax. Jetzt ich dich führe in die Gefängnis und hole ab den
Belohnung, was ist gesetzt auf deine Kopf. Marsch, ziehe an dein Zeug!“
Siebenschütz erschrak.
„Aber, lieber Knasterbax“, bat
er, „nun wollen wir wieder vernünftig miteinander reden. Gib mir meine Uniform
wieder und zieh dein eigenes Zeug an.“
Da wurde der falsche Polizist
wütend.
„Du siehst den Pistole“, schrie
er, „ist sich geladen mit sechs Schuß! Willst du, daß ich dich böses Räuber auf
Flucht erschieße?“
Nun merkte Siebenschütz, daß
Knasterbax es ernst meinte. Was sollte er tun? Nackt konnte er doch nicht
herumlaufen! Also zog er das Lumpenzeug des Räubers an.
„Du bist ein gemeiner Kerl,
Knasterbax“, sagte er dabei. „Spielst den Ertrunkenen und läßt mich nach dir
tauchen. Und dann ziehst du auch noch meine Uniform an. Aber es wird dir nicht
gelingen, mich als Räuber in das Gefängnis zu bringen. Du siehst zwar äußerlich
aus wie ich, aber wenn du den Mund aufmachst und sprichst, erkennt dich jeder
an den vielen Fehlern.“
„Halt dein freches Mund“, sagte
der Räuber barsch, „alle Leute sehen an die Uniform, wer ist Schutzmann und wer
ist Räuber hier.“
Und schnapp hatte er
Siebenschütz die Handschellen angelegt. Einen Augenblick später marschierten
beide den Weg entlang, ein vollkommener Schutzmann und ein vollkommener Räuber.
Wie wollte Siebenschütz jemals beweisen, daß er in die Uniform und sein
Begleiter in das Räuberzeug gehörte !
Knasterbax kannte sich gut aus
in der Gegend. Er wollte den gefangenen Schutzmann nach Hammerwede führen. Dort gab es ein winziges Gefängnis mit nur einer Zelle, und der
Wachtmeister, der es leitete, Knattel Windig, gehörte
nicht zu den Klügsten. Der würde ohne weiteres glauben, daß Siebenschütz ein
echter Räuber war.
Das alte Fahrrad, das
Knasterbax schieben mußte, ärgerte ihn sehr. Am liebsten hätte er es einfach in
den Graben geschoben. Da kam der Briefträger ihnen wieder in die Quere,
schleppte an seiner schweren Tasche und sah schon ganz müde aus. Dem gab
Knasterbax das Rad, wobei er sagte: „Räuber gefangen, Rad zurück, Bäckersfrau.
Hier!“ Der Briefträger verstand sofort.
„Das paßt wunderbar!“ rief er
freudig. „Ich muß den Bäckersleuten sowieso noch einen Eilbrief bringen, den
ich heute morgen vergessen habe. Mit dem Rad komme ich
viel schneller hin!“ Da machte Siebenschütz einen Schritt auf ihn zu und sagte:
„Ich bin der Polizist! Der Räuber hat mich ins Wasser gelockt und einfach meine
Uniform angezogen. Sie müssen mir helfen! Sagen Sie im Ort, daß man sofort
einen Schutzmann hinter uns herschicken möchte, der den Fall aufklärt!“
„Das könnte dir so passen“,
antwortete der Briefträger und lachte. „Meinst du, ich laß mich von dir
gemeinem Kerl an der Nase herumführen? Ich werde allen Leuten erzählen, daß man
dich endlich gefangen hat!“
Damit stieg er auf das Rad und
fuhr los.
„So ein dummer Mensch!“
schimpfte Siebenschütz hinterher. „Er muß doch sehen, daß ich kein Räuber bin.“
„Schutzmann erkennt man an Uniform,
Räuber an schlechtes Lumpenzeug“, sagte Knasterbax. „Halte jetzt freches Mund und geh voran. Ich will endlich haben dickes
fettes Belohnung und machen schönes faules Leben wie Polizist.“
Er zog an der Kette und bog in
den Weg nach Hammerwede ein. Am Abend erreichten sie
den kleinen Ort. Knasterbax marschierte mit seinem Gefangenen schnurstracks in
die Dumme-Gans-Straße, wo das Gefängnis lag. Einige Kinder, die in der
Dämmerung noch Verstecken spielten, sahen den Räuber und schlichen mit wohligem
Schauder hinterher.
Wachtmeister Knattel
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