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Immer dieser Michel

Immer dieser Michel

Titel: Immer dieser Michel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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schwieg sie, denn sie sah die teigverschmierten Augen ihres Vaters, und die blickten finster.
    Michels Mutter ließ Lina Kartoffeln für die Puffer reiben. Michels Vater hatte die Schüssel längst vom Kopf genommen - er wollte ja nicht den ganzen Tag wie ein Wiking umherlaufen. Lina hatte bald einen dicken, prächtigen, braungelben Teig in der Schüssel.
    Michels Vater aber ging, sobald er einigermaßen gesäubert worden war, hinaus aufs Feld, um mit dem Roggenschnitt zu beginnen, während er darauf wartete, daß die Kartoffelpuffer 48
    fertig wurden. Und da ließ Michels Mutter Michel aus der Tischlerbude.
    Michel hatte lange stillgesessen. Nun spürte er, daß er sich bewegen mußte.
    "Wir spielen Kickse-kickse-hu", sagte er zur kleinen Ida, und Ida lief sofort los. Kickse-kickse-hu war nämlich ein Laufspiel, das Michel sich ausgedacht hatte. So spielte man es: Man lief wie ums Leben aus der Küche in den Flur und vom Flur in die Kammer, von der Kammer in die Küche und wieder von der Küche in den Flur, daß es nur so pfiff. Aber Michel und Ida liefen jeder in eine andere Richtung, und immer, wenn sie sich begegneten, stachen sie sich den Zeigefinger in den Bauch und schrien: "Kickse-kickse-hu!" Daher hatte das Spiel seinen Namen.
    Es war ein durch und durch lustiges Spiel, fanden beide, Michel und Ida,
    Aber als Michel seine achtundachtzigste Runde machte und in die Küche gerannt kam, traf er Lina. Sie hatte die
    Steingutschüssel in den Händen und war auf dem Weg zum Herd, um endlich die Kartoffelpuffer zu backen. Weil Michel ihr auch etwas Spaß gönnte, bohrte er ihr den Zeigefinger in den Magen und rief: "Kickse-kickse-hu!" Das hätte er nicht tun sollen. Er wußte doch, wie kitzlig Lina war.
    "Jiiiih!" machte Lina und krümmte sich wie ein Wurm. Und -kann man sich so etwas Schreckliches denken? - die Schüssel flog ihr aus den Händen, ehe jemand recht begriff, wie es geschah. Aber so viel steht jedenfalls fest, daß Michels Vater, der gerade, wild vor Hunger, zur Tür hereinkam, den ganzen Kartoffelpufferteig mitten ins Gesicht kriegte.
    "Blupp", sagte der Vater wieder, denn mehr kann man nicht sagen, wenn man das Gesicht voll Kartoffelpufferteig hat. Michel und Ida machten später daraus so etwas wie ein geflügeltes Wort.
    "Blupp, sagte der Vater im Kartoffelpufferteig", pflegten sie lachend zu sagen - oder auch: "Blupp, sagte Vater im Blutkloßteig" -eins von beiden paßte immer.

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    Jetzt aber hatte Michel keine Zeit zum Lachen, denn seine Mutter nahm ihn wieder bei der Hand und hastete mit ihm zum Tischlerschuppen. Hinter sich hörte Michel das Geschrei seines Vaters, zuerst noch vom Kartoffelpufferteig gedämpft, aber dann so, daß es über ganz Lönneberga zu hören war.
    Als Michel auf dem Hauklotz saß und an seinem hundertsten Holzmännchen schnitzte, war er überhaupt nicht in
    Jubiläumsstimmung. Im Gegenteil, er war so wütend wie eine wild gewordene Ameise. Es war zuviel, dreimal am selben Tag im Tischlerschuppen sitzen zu müssen, fand er - und ungerecht war es außerdem.
    "Kann ich denn etwas dafür, daß unser Vater überall im Wege ist", fauchte er. "Man kann ja hier auf diesem Hof nicht einmal eine Rattenfalle aufstellen - schon kommt er und steckt seinen Zeh hinein. Und warum muß er stets seinen Kopf dort haben, wo der Teig für Blutklöße oder für Kartoffelpuffer am schlimmsten umherwirbelt!''
    Du darfst aber nicht denken, daß Michel seinen Vater nicht mochte und daß Michels Vater Michel nicht mochte.
    Normalerweise mochten sie sich, aber auch Menschen, die das tun, können schon manchmal in Streit geraten, wenn es mit Rattenfallen oder dem Teig von Blutklößen und Kartoffelpuffern schiefgeht.
    Dieser Samstag, der 28. Juli, ging seinem Ende zu. Michel saß im Tischlerschuppen und wurde wütender und wütender. So hatte er sich sein Hundert-Männer-Jubiläum nicht gedacht. Zuerst einmal war es ein Samstagabend, und wie sollte er da Alfred zu seinem Fest einladen? An den Samstagabenden hatte Alfred etwas anderes zu tun. Da saß er auf der Treppe des Knechtshauses und tat schön mit Lina und spielte ihr auf seiner Ziehharmonika etwas vor. Nein, Alfred hatte wahrhaftig keine Zeit für Festlichkeiten.
    Michel schleuderte das Schnitzmesser weg. Nicht einmal Alfred hatte er, er war allein und wurde immer wütender, als er daran dachte, wie sich die Leute ihm gegenüber benahmen. War das etwa eine Art, ihn hier den ganzen langen Samstag im Hemd 50
    herumsitzen zu lassen - nicht

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