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Immer dieser Michel

Immer dieser Michel

Titel: Immer dieser Michel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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wissen.
    "Aber wer kann schon sagen, wie lange dieser Bengel wirklich drin bleibt", brummte sie vor sich hin und ging dann ganz leise zum Tischlerschuppen und schob den Riegel auf der Außenseite der Tür wieder vor.
    Alfred spielte auf der Ziehharmonika und sang und bemerkte Linas Missetat nicht. "Die Husaren reiten vom Schlachtfeld heim.
    . ." sang Alfred. Michel hörte es. Er saß auf dem Hauklotz und seufzte tief.
    Aber Lina legte die Arme um Alfreds Hals und quengelte, wie sie es immer tat, und Alfred antwortete, wie er es immer tat: Ja, natürlich kann ich dich heiraten, wenn du es durchaus willst, aber das hat doch keine Eile."
    "Im nächsten Jahr aber bestimmt", sagte Lina hartnäckig, und Alfred seufzte noch tiefer als Michel und sang das Lied von der Löwenbraut. Michel hörte es auch, und er dachte, wie lustig es doch wäre, mit Alfred zum See zu gehen.
    "Warum eigentlich nicht?" sagte er zu sich selbst. "Ich könnte doch wirklich auf einen Sprung mit Alfred baden gehen. Und danach kann ich ja wieder in meine Tischlerbude kriechen - wenn ich will."
    Michel lief zur Tür und schob den Riegel zurück. Aber was half das, da doch die arglistige Lina den Riegel auf der Außenseite vorgeschoben hatte? Die Tür ging nicht auf, obgleich er sich mit aller Kraft dagegen warf. Da begriff er, wer ihn jetzt eingesperrt hatte.

53
    "Aber der werde ich es zeigen", sagte er. "Die wird schon sehen."
    Er guckte sich im Schuppen um, in dem es nun ziemlich dunkel wurde. Einmal, als Michel etwas Tolles ausgefressen hatte, war er durch das Fenster geflohen. Aber danach hatte sein Vater von außen kreuz und quer Latten über das Fenster genagelt, nur damit Michel nicht etwa wieder denselben Fluchtweg nehmen und in die Brennesseln fallen konnte, die unter diesem Fenster wuchsen.
    Michels Vater war sicher besorgt um seinen Jungen und wollte ihn nicht mit Brennesselbrand sehen.
    "Durchs Fenster geht es nicht", sagte Michel, "und durch die Tür auch nicht. Um Hilfe schreien will ich ums Leben nicht. Wie komme ich also raus?"
    Nachdenklich sah er nach hinten zum offenen Kamin. Den gab es im Tischlerschuppen, damit es dort im Winter warm war und damit Michels Vater ein Feuer hatte, wo er, wenn es nötig war, den hartgewordenen Leim wieder flüssig machen konnte.
    "Es geht nur durch den Schornstein", sagte Michel und stieg rasch über die Kaminumrandung mitten hinein in die Asche, die noch von den Feuern des letzten Winters liegengeblieben war und die sich nun weich um seine nackten Füße schmiegte und zwischen seine Zehen drang.
    Michel guckte in den Schornstein, und da entdeckte er etwas Lustiges. In dem Loch, genau über ihm, saß ein roter Julimond und sah auf ihn herab.
    "Hallo, Mond", rief Michel, "jetzt sollst du mal einen sehen, der klettern kann!"
    Und er stemmte sich gegen die rußigen Schornsteinwände und schob sich nach oben.
    Wenn du jemals versucht hast, durch ein enges Kaminloch zu klettern, dann weißt du, wie schwer das ist und wie schwarz man dabei wird. Aber glaub nur nicht, daß das Michel aufhalten konnte.
    Lina, die Ärmste, saß neben Alfred auf der Treppe, hatte ihre Arme um seinen Hals geschlungen und ahnte nichts. Aber Michel hatte ja gesagt, daß sie schon sehen sollte, und sie sah auch.

54
    Wie es so ging, hob sie die Augen auf, um den Mond anzusehen, und da stieß sie einen Schrei aus, der in ganz Lönneberga zu hören war.
    "Ein Gespenst!" schrie Lina. "Auf dem Schornstein steht ein Gespenst!"
    Vor Gespenstern hatten die Menschen in Smaland früher große Angst. Lina hatte auch von Krösa-Maja schaurige Geschichten über Gespenster gehört, denen man begegnen konnte, und deshalb schrie sie so wild, als sie nun dort oben auf dem Schornstein eines stehen sah, schwarz im Gesicht und von oben bis unten zum Grausen.
    Alfred sah auch hinauf, aber er lachte nur.
    "Das Gespenst kenne ich", sagte er. "Komm runter, Michel!"
    Michel in seinem rußigen Hemd war aus dem Schornstein geklettert und stand nun auf dem Dach, kühn wie ein Heerführer.
    Er hob seine schwarzen Fäuste zum Himmel empor und schrie, daß es über ganz Lönneberga zu hören war:
    "Heute abend wird der Tischlerschuppen dem Erdboden gleichgemacht, und ich werde niemals mehr darin sitzen!"
    Alfred ging zum Tischlerschuppen und breitete die Arme aus.
    "Spring, Michel", sagte er.
    Und Michel sprang. Direkt in die Arme von Alfred. Dann gingen sie beide zum See hinunter und badeten. Michel hatte es nötig.
    Lina legte sich knallwütend ins Bett und

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