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Immer dieser Michel

Immer dieser Michel

Titel: Immer dieser Michel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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recht, wenn sie meinte, er sei ein netter kleiner Junge und sehe aus wie ein Engel mit seinen frommen blauen Augen und dem hellen wolligen Haar. Sicher war Michel artig, und seine Mutter trug auch das gewissenhaft in das blaue Schreibheft ein.
    "Gestern war Michel artig", schrieb sie am 27. Juli in ihr Heft.
    "Den ganzen Tag hat er keinen Unfug gemacht. Vielleicht lag es daran, daß er hohes Fieber hatte und es einfach nicht schaffte."
    Aber bereits am 28. Juli war Michels Fieber so weit gefallen, daß der Bericht über seinen Unfug mehrere Seiten im Schreibheft füllte. Denn der Junge war stark wie ein kleiner Ochse, und wenn er nur gesund war, schaffte er jede Menge Unfug.
    "So einen Jungen wie diesen kann es nicht noch einmal geben", sagte Lina.
    Vielleicht hast du schon gemerkt, daß Lina Michel nicht recht leiden konnte. Sie hielt mehr von Ida, Michels kleiner Schwester, die ein braves und folgsames Kind war. Aber Alfred, dem Knecht auf Katthult, dem gefiel Michel - warum, weiß keiner. Und Michel mochte Alfred. Sie hatten ihren Spaß zusammen, wenn Alfred mit seiner Arbeit fertig war und Feierabend hatte. Von Alfred lernte Michel allerlei Nützliches, wie man ein Pferd anschirrt und wie man Hechte in Schlingen fängt und wie man Tabak kaut. Ja, dieses letzte war sicher nicht besonders nützlich, und Michel versuchte es auch nur einmal, aber er versuchte es, 41
    denn er wollte alles können, was Alfred konnte, und alles machen, was Alfred machte.
    Alfred hatte ihm ein Gewehr aus Holz geschnitzt - nett von ihm, nicht wahr? Diese Büchse war Michels kostbarster Schatz. Sein nächstkostbarer Schatz war seine häßliche blaue Schirmmütze, die sein Vater einmal gekauft hatte, als er in der Stadt war und offenbar eine Anwandlung von Leichtsinn hatte.
    "Ich mag meine Busse und meine Müsse", sagte Michel immer.
    Nicht einen einzigen Abend ging er schlafen, ohne die Büchse und die Mütze mit ins Bett zu nehmen.
    Aber jetzt willst du wahrscheinlich etwas von Michels Unfug hören? Den machte er ja alle Tage - wenn er kein Fieber hatte.
    Wir können also ganz ruhig irgendeinen Tag, gleichviel welchen, aus dem großen Haufen seines Unfugs herauspicken und sehen, was er da anstellte. Ja, warum übrigens nicht gerade diesen 28.
    Juli? Es war

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    Samstag, der 28. Juli, als es Michel zuviel wurde,
    dreimal an einem Tag eingesperrt zu werden.

    In der Katthult-Küche stand eine blau angemalte, aufklappbare Küchenbank, und darin schlief Lina. Zu der Zeit, als all dies geschah, standen in allen Küchen in Smaland solche Schlafbänke mit Mägden darin, die dort auf ausgebeulten Matratzen schliefen, von Fliegen umsummt.
    Warum also sollte es auf Katthult anders sein? Lina schlief gut in ihrer Küchenbank, und vor fünf Uhr am Morgen, wenn der Wecker schrillte und sie aufstehen und melken mußte, kam kein Leben in sie.
    Sobald Lina hinausgegangen war, kam Michels Vater leise in die Küche geschlichen, um dort in Ruhe und Frieden seinen Morgenkaffee zu trinken, bevor Michel aufwachte. Er fand es herrlich, dort ganz allein an dem großen Küchentisch zu sitzen, nirgendwo einen Michel zu sehen, nur von draußen das Gezwitscher der Vögel und das Gegacker der Hühner zu hören, den Kaffee zu schlürfen, ein wenig mit dem Stuhl zu wippen, die sauberen Dielenbretter unter den Füßen zu spüren, die Lina so geschrubbt hatte, daß sie schneeweiß waren. Nein, es waren die Dielenbretter, die sie geschrubbt hatte, und nicht die Füße von Michels Vater, wenn die es vielleicht auch ebenso nötig gehabt hätten - wer weiß. Morgens lief der Vater immer barfuß umher, aber nicht nur, weil er es schön fand.
    "Auch am Schuh werk kann man ein wenig sparen", sagte er zu Michels Mutter, die darin widerspenstig war und nicht barfuß gehen wollte. "So, wie du deine Schuhe abläufst, müssen wir ja wirklich, aber wirklich, alle zehn Jahre neue für dich kaufen."
    Ja, genau das", antwortete die Mutter, und dann wurde nicht mehr darüber gesprochen.
    Vorhin habe ich schon erzählt, daß Lina nicht ohne den schrillenden Wecker wachzubekommen war; aber an einem Morgen wurde sie durch etwas anderes geweckt. Es war am 27.
    Juli, gerade an dem Tag, als Michel Fieber hatte. Kann man sich 43
    etwas so Unheimliches denken - schon um vier Uhr morgens wachte Lina auf, weil ihr eine große Ratte genau über das Gesicht lief. Sie fuhr mit einem Aufschrei hoch und griff schnell nach einem Holzscheit, aber die Ratte war bereits in einem Loch neben der Holzkiste

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