Immer eine Frau auf Eis
unterwegs
aufgehalten worden .«
»Was ist denn mit deinem blauen
Auge ?« fragte ich, da mir plötzlich einfiel, was mir
die ganze Zeit an ihr gefehlt hatte.
»Ich habe den Nachmittag damit
verbracht, es wegzuschminken , damit ich schön und
begehrenswert für dich bin«, erwiderte sie mit tragischer Stimme. »Und jetzt
verschmähst du mich. Wirfst mich beiseite wie eine leere Bierflasche, ich warne
dich, Boyd, mehr kann eine Frau nicht ertragen .«
»Nina, mir blutet das Herz«,
sagte ich schnell. »Aber ich werde alles wieder gutmachen .« Ich eilte zur Wohnungstür. »Falls du inzwischen deinen Kopfstand üben willst,
laß dich nicht stören«, sagte ich großzügig.
Das Whiskyglas traf die Tür in
dem Augenblick, als ich sie hinter mir zugezogen hatte.
Es war ein trüber, regnerischer
Abend. Der Portier pfiff ohne rechte Hoffnung auf Erfolg, aber o Wunder, fünf
Sekunden später stand tatsächlich ein Taxi vor mir. Ich stieg vorsichtig ein
und wagte mich kaum zu bewegen aus Angst, es könnte sich wie eine
Fata Morgana plötzlich in Luft auflösen und mich in einer Pfütze
zurücklassen.
»Wollen Sie vielleicht auch
irgendwohin, Meister ?« brummte der Fahrer. »Oder
wollten Sie bloß ins Trockene ?«
»Zum Cathay «, erwiderte ich.
»Weiter als bis zur Battery fahre ich nicht. Von da an müssen Sie die Fähre
nehmen .«
»Es liegt irgendwo in der Nähe
vom Times Square«, erklärte ich. »Wir können ja unser Glück mal versuchen .«
Er fand das Hotel rein
zufällig, als er in einen Verkehrsstau geriet. Nina hatte mit ihrer
Beschreibung ins Schwarze getroffen: Das Cathay wirkte ausgesprochen halbseiden. Falls es noch nicht zum Stundenhotel
herabgesunken war, konnte es jedenfalls nicht mehr lange dauern. Ich steuerte
geradewegs auf den Fahrstuhl los und schaukelte langsam bis zum fünften Stock
empor. Zimmer 503 lag am Ende des Flurs. Ich klopfte höflich an und wartete.
»Wer ist da ?« ich erkannte die vorsichtige Stimme Karen Vanossas .
»Der Hausdetektiv, Mrs. Vanossa «, sagte ich eisig.
»Würden Sie und Mr. Pell bitte sofort das Zimmer verlassen, Mr. und Mrs. North möchten es zurückhaben !«
Etwa fünf Sekunden später
öffnete sich die Tür einen Spalt, und ein mißtrauisches Auge starrte mich an. »Sie !« sagte Karen mit einer
gewissen Resignation und öffnete die Tür ganz.
Ich betrat das Zimmer, schloß
die Tür hinter mir und lehnte mich dagegen. Die ganze Situation erinnerte an
den dritten Akt einer verstaubten Schlafzimmerkomödie. Karen, in einem weißen Spitzennegligée , hatte die Arme unter den kleinen Brüsten
verschränkt, ihr sinnlicher Mund war verzerrt. Der Schauspieler hockte auf der
Bettkante, nackt bis auf ein kleines Höschen, und starrte mich offenen Mundes
an.
Ich musterte ihn und schüttelte
langsam den Kopf. »Warum so entsetzt? Es hätte schließlich sogar Karens Mann
sein können !«
»Na schön, Boyd«, sagte Karen
giftig. »Sie haben uns also gefunden. Charlie wird Ihnen eine dicke Prämie
zahlen — von meinem Geld .«
»Ich arbeite nicht mehr für
Charlie .« Mein Blick war vorwurfsvoll. »Sie haben mich
doch selber abgeworben, erinnern Sie sich nicht mehr? Allerdings ist der
versprochene Scheck niemals eingetroffen, deshalb mußte ich mich nach einer
neuen Klientin umsehen .«
»Nach wem?«
» Mrs. Frederic Randolph«, erwiderte ich beiläufig. »Sie hat mich gebeten, ihren Mann
zu suchen, der seit über einer Woche verschwunden ist. Darum bin ich hier .« Ich lächelte Peter Pell liebenswürdig an. »Wo haben Sie
die Leiche gelassen ?«
»Was?« Seine Stimme war nur ein mißtönendes Krächzen. »Welche Leiche?«
»Die Leiche Frederic Randolphs
des Dritten«, sagte ich. »Karen kann doch nicht alles allein gemacht haben. Der
Tote mußte aus dem Haus geschafft und an einem Ort versteckt werden, wo er
nicht allzu leicht gefunden werden konnte. Schließlich waren auch noch die
Blutspuren zu beseitigen .«
»Ich weiß überhaupt nicht,
wovon Sie reden«, protestierte er. »Dies ist ein Einbruch in meine Intimsphäre,
Boyd, und ich werde...«
»Sei still, Peter«, warf Karen
dazwischen. »Ich will hören, was er zu sagen hat. Reden Sie weiter, Boyd .«
»Jane Randolph hat die letzten
beiden Tage im Wochenendhaus verbracht«, fuhr ich fort. »Sie fand auf der Couch
eine Krawattennadel, die sie mir als dem vermeintlichen Eigentümer aushändigte .« Ich holte die Nadel aus der Tasche und reichte sie ihr.
»Mir gehört sie nicht, aber sehen Sie das
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