Immer eine Frau auf Eis
im
Augenblick nicht hier«, erwiderte sie. »Aber ich erwarte ihn. Kann er Sie
anrufen, Mr. Boyd ?«
»So lange kann ich leider nicht
warten«, erklärte ich. »Ich muß ihn sofort sprechen .«
Sie zuckte behutsam die
Schultern. »Da kann ich Ihnen leider nicht helfen, aber wie gesagt, ich erwarte
ihn heute im Laufe des Abends, die genaue Zeit kann ich Ihnen nicht sagen. Um
ehrlich zu sein, Mr. Boyd, ich weiß nicht mal mit Bestimmtheit, ob er wirklich
kommt. Peter ist etwas unberechenbar... aber vielleicht wissen Sie das schon ?«
»Haben Sie eine Ahnung, wo ich
ihn finden könnte ?«
»Nein.« Sie lächelte und
entblößte dabei hübsche, gleichmäßige Zähne. »Wenn ich sagte, er sei unberechenbar,
so ist das untertrieben. Er kann innerhalb der nächsten Viertelstunde hier
auftauchen oder auch erst in zwei Wochen. Bei ihm weiß man nie, woran man ist .«
Das klang ja alles ganz lieb
und brav, aber eigentlich ein bißchen zu unverfänglich, um wahr zu sein.
»Sind Sie sicher, daß er nicht
irgendwo mit Karen Vanossa untergetaucht ist ?« sagte ich kalt.
»Was?«
»Hören Sie«, schnarrte ich,
»ich bin Privatdetektiv. Diesmal hat es die Dame Vanossa ein bißchen zu weit getrieben. Ihr Mann ist davon überzeugt, daß sie mit diesem
Pell unterwegs ist, und hat mich engagiert, um den beiden auf die Spur zu
kommen. Wenn Sie also wollen, daß Pell ungeschoren davonkommt, sagen Sie mir
lieber, wo er steckt. Bis jetzt will Vanossa nur
seine Frau zurück, nichts weiter. Aber vielleicht hat er es sich schon morgen
anders überlegt und reicht die Scheidung ein. Deshalb...«
»Oh!« Ihre Miene hellte sich
auf, sie strahlte mich an. »Sie sind der Mr. Boyd! Warum haben Sie das nicht
gleich gesagt ?«
»Wie ?« sagte ich benommen.
»Kommen
Sie doch herein, Mr. Boyd .« Sie riß die Tür auf und
trat zur Seite, um mich vorzulassen. »Einen Augenblick haben Sie mir richtig angst gemacht .« Sie lachte
erleichtert.
Ich
taumelte fast in die Diele und wartete etwas hilflos, bis sie die Tür
geschlossen hatte. Dann ging sie mir voran ins Wohnzimmer, wobei das schwarze
Muster ihres Kleides munter auf ihrem wohlgerundeten Hinterteil wogte. Die
Einrichtung des Raumes war ein skandinavisch-japanischer Alptraum, der ärgste
Schock war jedoch der Mann, der mich, auf einer Art Schaukelstuhl sitzend, mit
einem schwachen Lächeln begrüßte.
»Da
sind Sie ja, Mr. Boyd .« Er schleuderte energisch den
Kopf zurück, um sein Auge von der langen, blonden Strähne zu befreien. »Tut mir
schrecklich leid, daß ich Ihnen heute vormittag einen falschen Tip gegeben habe. Mein Verdacht
hinsichtlich Peter hat sich als völlig unbegründet
erwiesen. Er hat Karen in den letzten Wochen überhaupt nicht gesehen, weil er
wegen einer neuen Fernsehserie wahnsinnig beschäftigt war .« Er lächelte Miss North zu. »Nicht wahr, Nina ?«
»Es
könnte Peters großer Durchbruch werden«, bestätigte sie eifrig. »Die Story...«
Als sie mich ansah, zeigte sich echte Betroffenheit in ihrem Blick. »Fühlen Sie
sich nicht wohl? Sie sind ja ganz blaß .«
Ich
sank auf eine S-förmige Couch und hoffte nur, daß mein Verstand bald
zurückkehren möge. » Mhmh !« erklärte ich.
»Vielleicht
könnte Mr. Boyd einen Drink vertragen«, schlug Vanossa hilfreich vor. »Er wirkt etwas erschöpft. Vermutlich hat er einen anstrengenden
Tag hinter sich — und nur durch meinen dummen Irrtum .«
»Ich
mache ihm gleich etwas zurecht«, sagte Nina North mit zuckersüßer Stimme. »Was
möchten Sie denn gern, Mr. Boyd ?«
»Bourbon«,
krächzte ich. »Mit einem Eiswürfel.«
Sie
füllte das Glas mit der peinlichen Genauigkeit einer Krankenschwester, brachte
es dann zu meiner Couchecke und ließ das Glas erst los, nachdem sie sich
vergewissert hatte, daß ich es auch halten konnte. Ich nahm zwei kräftige Züge,
und wenige Sekunden später schien sich ein Bruchteil meiner Gehirnmasse wieder
zu beleben.
»Na,
bitte !« sagte Miss North triumphierend. »Wie geht es
Ihnen jetzt ?«
»Miserabel«,
erwiderte ich. »Aber im Vergleich zu vorhin ist das schon ein Fortschritt .«
»Das
freut mich aber .« Sie strahlte mich wieder an. »Lassen
Sie sich ruhig Zeit, Mr. Boyd. Ich bringe Ihnen gern noch einen Whisky .«
»Danke
sehr .« Ich leerte das Glas und reichte es ihr.
»Sie
haben Karen natürlich im Wochenendhaus nicht angetroffen«, sagte Vanossa mit ausdruckslosem Gesicht. »Es ist meine Schuld,
daß Ihre Bemühungen vergeblich waren. Die Angelegenheit ist mir
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