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Immer Schön Gierig Bleiben

Immer Schön Gierig Bleiben

Titel: Immer Schön Gierig Bleiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Alef
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erklomm unwiderstehlich und langsam wie ein Käfer das Hochplateau der Müllkippe. Pachulke folgte ihm im Dienstfahrzeug.
    Dann blieb der Laster stehen.
    »Vielleicht hat er sich als Fahrer verkleidet«, sagte Dorfner. »Es gibt einen Film mit Vin Diesel, wo sich Vin Diesel als Müllfahrer …«
    Pachulke legte den Finger auf den Mund und deutete auf das Müllfahrzeug. Der Fahrer hatte die Ladefläche auf Kippen gestellt, sprang aus dem Fahrerhäuschen und begrüßte per Handschlag einen Kollegen, der eine breite Schaufel trug.
    »Der Müllfahrer ist echt«, sagte er. Ein riesiger Berg Müll ergoss sich aus der Luke am Ende des Fahrzeugs. Dann wurde Pachulke klar, was los war. »Verdammt, Dorfner«, sagte er. »Das Handy ist im Müll. Meier hat es weggeworfen.« Sie sahen sich an. Dorfner zeigte auf den Müllwagen.
    In der Luke erschienen ein Kopf und dann ein Arm. Dann fiel ein Mann auf den Berg Müll, den das Auto soeben freigegeben hatte, und rannte los, als stünde der Boden unter seinen Füßen in Flammen.
    Dorfner knackte seine Fingergelenke. »Zielperson sicherstellen und unschädlich machen. Ein Job für Dorfner.«
    »Wir brauchen ihn lebend«, rief Pachulke ihm nach, aber Dorfner flog bereits den Müllberg empor.
    Der Baggerführer Willibald saß in seinem Führerhäuschen bei der Frühstückspause. Ein großes Loch hatte er heute Morgen schon gegraben. Im Lauf des Tages würden viele Laster kommen und das Loch mit Müll aus der Stadt auffüllen. Er nahm gerade einen Schluck Kaffee aus der Thermoskanne, als aus der Ladeluke eines Müllwagens ein Mann kletterte. Erst kam der Kopf, der Mann blickte sich nach allen Richtungen um, dann sprang er heraus. Er trug Anzug und Krawatte, sah aber so aus, als habe er einige Zeit in einer Mülltonne zugebracht. Im nächsten Moment rannte der Mann haste was kannste quer über die Müllkippe. Das Jackett wehte, die Krawatte wehte, die Haare hingen ihm wirr ins Gesicht.
    Eine Möwe strich knapp über dem Kopf des Mannes vorbei. Oje, das konnte gefährlich werden. Die Biester wussten immer genau, wenn im Müll etwas Leckeres verborgen war. Offenbar sahen sie nicht nur sehr genau, sie konnten es auch riechen, wenn in einem Müllsack Fisch oder Fleisch vergoren war. Die zweite Möwe strich über den Kopf des rennenden Mannes. Weiter oben am Himmel sammelte sich eine kleine Gruppe von Vögeln und stieß hinunter zu ihrem Opfer. Arbeitete der Mann in einer Fischfabrik? Aber warum trug er einen Anzug? War er teuer essen gewesen? Aber warum sah er dann aus, als hätte er im Müll geschlafen?
    Der Mann verschwand kurzzeitig in einer Senke inmitten des Mülls. Der Baggerführer Willibald hörte erst den Schrei, dann tauchte der Mann wieder auf, umringt von Möwen, die alle an seinen Kleidern rissen und auf ihn einhackten. Nach ein paar Schritten brach der Mann zusammen. Über ihm hatten sich die Möwen zu einer kreischenden Wolke zusammengeballt.
    Der Baggerführer Willibald griff zum Funkgerät. »Möwenangriff Sektor Sieben. Krankenwagen, bitte.« Er packte seine Schrotflinte und sprang aus dem Führerhäuschen. In diesem Moment kam ein zweiter Mann quer über die Müllhalde gerannt. Er war deutlich schneller als der erste Mann, hatte riesige Muskelpakete und hielt direkt auf die Möwen zu.
    Dorfner lief im federnden Schritt der Wüstenläufer. Eine Sprinttechnik, bei der man sich in den Boden drückte, half hier nichts. Über den Sand gleiten wie der Adler über die Dünen, das war hier gefragt. Dorfner war leicht. Er war schwerelos. Er flog über alte Teppiche, Toilettendeckel, Schuhregale und Glasflaschen hinweg, ohne sie zu berühren. Und er kam der Zielperson unaufhaltsam näher. Die Zielperson war nicht ansatzweise austrainiert. Es war die reine Angst, die den Mann vorwärtstrieb. Eine Möwe strich an Dorfners Kopf vorbei und erreichte mit zwei Flügelschlägen den Flüchtenden. Von rechts kam eine zweite Möwe. Der Mann lief durch eine Senke, und Dorfner verlor ihn aus den Augen. Er folgte der Schar Möwen, die sich hinab in die Senke stürzte. Offenbar hatten auch sie es auf seine Zielperson abgesehen.
    Dann sah Dorfner den Mann wieder, er hatte einen Bogen geschlagen. Dadurch war Dorfner ihm viel nähergekommen. Der Mann schrie und schlug um sich, aber unter den Schnabelhieben der Möwen brach er zusammen und lag ganz still. Die Möwen sprangen auf dem leblosen Körper herum und rissen ihm Haare aus, hackten ihm in Arme und Beine.
    Wir brauchen ihn lebend
. Pachulkes

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