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Immer Schön Gierig Bleiben

Immer Schön Gierig Bleiben

Titel: Immer Schön Gierig Bleiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Alef
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tausend Mark Nachlass rausgehandelt. In der Nacht wurde der Stern abgebrochen, hat der Kunde noch einmal zweitausend Mark Nachlass gekriegt. Nicht mein bestes Geschäft. Was soll’s? Ist ja lange her.«
    »Wie ich der Anzeige entnehme, ist der Täter von Ihren Überwachungskameras aufgezeichnet worden. Gibt es diese Aufzeichnungen noch?«
    »Hätten Sie mal gestern angerufen, junger Mann. Die CDs bringt mein Sohn gerade auf den Müll, zwei große Koffer voll.«
    »Wo ist Ihr Sohn?«
    »Hier auf der Müsam nebenan. Goldammerstraße in Rudow gleich bei der Mühle.«
    »Vielen Dank.«
    Stiesel rief Bördensen zu Hause an. Mit Lilly und den beiden Kindern hauste der Kollege in einer kleinen Zweiraumwohnung in der Juliusstraße in Neukölln südlich des S-Bahnrings. Von dort war es ein Katzensprung nach Rudow. Stiesel gab ihm die Zieladresse durch. »Wir brauchen die Überwachungs-CD vom 23. Juni 2001. Bitte beeil dich, die landet gleich im Schredder.«
    »Vielleicht ist es Schicksal, Herr Kommissar, dass wir uns begegnet sind. Vielleicht sollte ich Ihnen dankbar sein, dass Sie mich aus meinem Alltagstrott herausgeholt haben. Ich bin dabei, mich neu zu erfinden, und ein paar Impulse – kritisch-empathisch versteht sich – kann ich gut brauchen.«
    Carsten Meier – er war es tatsächlich, wie anhand seines Personalausweises festgestellt werden konnte – lag in einem Krankenhausbett und redete vor sich hin, als Pachulke ins Zimmer kam. Seine Augen waren bandagiert, Kopf und Hände auch, aber sein Mund war unablässig in Bewegung. Meiers Eltern waren mit ihrem Sohn von Frankfurt am Main nach Zürich gezogen. Dort war Meier aufgewachsen und hatte in Freiburg studiert. Pachulke hörte einen Hauch von Schwyzerdütsch.
    »Vielleicht sollte ich meine Autobiographie schreiben:
Der Mann ohne Eigentumswohnung
. Wie gefällt Ihnen das? Ja, Sie verdächtigen mich, das ist Ihr Job. Irgendjemand muss es ja gewesen sein. Und irgendwo unter den Fettschichten ist auch bei Ihnen der Polizistenehrgeiz verborgen.«
    Pachulke leckte sich die Lippen. Woher wusste Meier, dass er fett war?
    »Woher ich weiß, dass Sie fett sind? Weil Sie schnaufen, wenn Sie zur Tür hereinkommen. Weil der Stuhl ächzt, wenn Sie sich darauf setzen. Weil Sie eine enge Stimme haben, eingeklemmt zwischen den Fettwülstchen an Ihrem Hals. Tun Sie, was Sie wollen, Sie können mir nichts beweisen.«
    »Ihnen wird zur Last gelegt, die neunzehnjährige Melanie Schwarz …«
    »Ach ja, Melanie hat sie geheißen. Mein persönlicher Kosename war Maeve. Sie war rothaarig und hat in einem Irish Pub gearbeitet. Dazu passte Maeve einfach viel besser.
Fair Erin’s Daughter
. Aber ich habe sie nicht getötet.«
    »Sie sind ihr nach ihrem Feierabend nachts ums zwei Uhr gefolgt und haben sie erschlagen.«
    »Nein, ich bin ihr nicht gefolgt. Unser Wohnheim war in Moabit, in der Wiclefstraße. Da waren wir eingebucht, unsere ganze Gruppe aus Freiburg. Ich saß vielleicht zufällig im gleichen Bus mit ihr.« Carsten wandte den Kopf zu Pachulke, obwohl er ihn unter seinen Bandagen nicht sehen konnte. »Mit was soll ich sie denn erschlagen haben, bitteschön. Ich kann keiner Fliege was zuleide tun.«
    »Aber Verena Adomeit war keine Fliege, sie war ein Mensch.«
    »Sie war Geschmeiß. Niemand wird ihr eine Träne nachweinen, am wenigsten ich.« Carsten wischte sich mit dem Handrücken über den Augenverband. »Aber auch das können Sie mir nicht beweisen. Wissen Sie, es gibt dieses Märchen. Da wird ein Mann zum Tode verurteilt. Sein letzter Wunsch ist, dass sein Kopf, nachdem er ihm abgeschlagen wurde, in Gold aufgewogen wird. Er will, dass seine Witwe mit den Kindern versorgt ist. Der Mann wird hingerichtet, man legt seinen Kopf auf die eine Waagschale und schüttet Gold auf die andere. Nichts tut sich. Die Schale mit dem Kopf bleibt unten liegen. Erst als man die Augen schließt, steigt die Schale mit dem Kopf nach oben.«
    Pachulkes Handy machte pling. Er zog es aus der Hosentasche und las eine SMS von Stiesel:
Tatwaffe Schwarz vermutlich Mercedesstern. Tenbrink gleicht Wunden an der Schläfe ab
.
    »Wissen Sie, was die Moral von der Geschichte ist, Herr Kommissar?« Carsten Meier betätigte den Steuerungsmechanismus seines Betts und richtete sich ein wenig auf. »Das Auge des Menschen ist unersättlich. Diese Verena war auch unersättlich. Und im Moment bin ich deshalb gar nicht unfroh, hier zu sein und nichts zu sehen. Ihre Ratlosigkeit spüre ich auch so. Ich lasse meine

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