Immer verlasse ich dich
nickt. Weiter
ist hier nichts zu holen. Arlene hat hervorragende Arbeit geleistet. Doch die
Beschreibung klingt nicht nach Steele, Darling oder Langevin, und erst recht
nicht nach Winx. Dennoch sagt mir das Bild etwas. Ich habe das unbestimmte
Gefühl, den Täter zu kennen.
Als Arlene und Jane weg sind,
besprechen wir die Ergebnisse der Sitzung.
»Die Beschreibung paßt auf niemanden?«
fragt Kip.
»Sie paßt zu keinem der Ladenbesitzer,
aber er kommt mir bekannt vor.«
»Nun, sie hat keinen ungewöhnlichen
Menschen beschrieben.«
»Das ist wahr.« Trotzdem nagt etwas in
mir. »Wie wär’s damit: Meg war im Begriff, alles auffliegen zu lassen, der
Partner der Ladenbesitzer erfuhr davon und ließ sie durch einen Handlanger
erledigen.«
»Ich mag es nicht, wenn du so redest.«
»Wenn ich wie rede?«
»›Durch einen Handlanger erledigen.‹«
»So werden Killer genannt.«
»Du machst es, damit du nichts zu
fühlen brauchst.«
Ich gehe nicht darauf ein, weil es
stimmt. »Aber die Drahtzieher konnten nur Wind davon bekommen, wenn einer der
Ladenbesitzer geplaudert hat. Die Beschreibung paßt nicht auf Faye, Malcolm,
Margolis oder Pesh. Das Problem ist, es ist so gut wie unmöglich für mich,
einen Hand... Killer aufzuspüren.«
»Was ist mit der Person, die ihn
engagiert hat? Könnte es nicht auch einer der Ladenbesitzer sein?«
»Es ist möglich, aber wenig
wahrscheinlich. Ich glaube, da steckt ein größerer Boß dahinter, vielleicht
hatte die Mafia ihre Hand im Spiel, Kip.« Ich bin mutlos, niedergeschlagen.
Sie legt den Arm um mich. »Vielleicht solltest
du es der Polizei überlassen, Liebes.«
»Ja. Ich glaube, du hast recht.« Noch
während ich das sage, weiß ich, daß ich es nicht kann.
Kip sagt: »Du weißt, daß ich recht
habe, aber du machst weiter, nicht wahr?«
Woher weiß sie das bloß immer? »Es muß langweilig sein, mit jemandem
zusammenzuleben, der so leicht zu durchschauen ist.«
Sie lächelt. »Noch nicht. Lauren, ich
weiß, wieviel es dir bedeutet, aber es macht mir angst, wenn die Mafia daran
beteiligt war.«
»Einerseits denke ich, es hat mit der
Mafia zu tun, andererseits weiß ich nicht recht, ich kann mir nicht vorstellen,
daß die sich mit einem Fahrchipbetrug abgeben. Wieviel würde dabei schon für
sie herausspringen?«
»Vielleicht hat es sich später zu etwas
anderem entwickelt.«
»Nämlich?«
»Von Fahrchips zu Drogen.«
»Ja, daran habe ich auch schon gedacht.
Und es stimmt
vermutlich. Aber in ganz kleinem
Maßstab.« Das erinnert mich an William, und eine unglaubliche Traurigkeit
überwältigt mich.
»Was ist denn?«
Ich sage es ihr.
»Er fängt sich schon wieder, Lauren. Er
geht nicht vor die Hunde.«
»Wie kannst du so sicher sein?«
»Weil er leben will. Im Grunde ist er
nicht selbstzerstörerisch.«
»Er ist süchtig, Kip.«
»Ich weiß.«
Ich schüttle den Kopf, als könnte ich
mich so von dem Gedanken an William befreien. »Ich muß mich jetzt auf diese
andere Sache konzentrieren. Fahrchips und Drogen. Und der Killer. Wo war die
Waffe? Warum hat Arlene die Waffe nicht gesehen?«
»Vielleicht steckte sie in seinem
Hosenbund.«
»Oder vielleicht hat er sie dagelassen,
in Megs Laden. Und dann kam er später zurück, um sie zu holen, und traf dort
auf Fingers Faye.«
»Aber hat die Polizei am Abend des
Mordes nicht jeden Zentimeter des Ladens durchsucht?« fragt Kip.
»Ja, das stimmt.«
»Und würde ein Profi nicht auf jeden
Fall die Waffe mitnehmen?«
»Ja. Und für einen Profi wäre es auch
kein Problem, auf Fingers zu treffen. Es ist so vertrackt. Ich kann nicht glauben,
daß er die Waffe im Hosenbund hatte. Wenn er rannte, wäre sie mit Sicherheit
herausgefallen. Und an diesem Szenarium gibt esnocheine andere Schwachstelle:
Ich kann mir einen Profi nicht in Joggingklamotten vorstellen.«
»Damit habe ich auch Probleme.«
»Ich habe meine Meinung geändert. Ich
glaube nicht, daß es ein Profi war. Ich glaube, der Mörder hat die Waffe
irgendwo im Laden gelassen, und die Cops konnten sie nicht finden. Woraus
folgt, daß er ein Versteck kannte, woraus folgt, daß er sich im Laden
auskannte, was beweist, daß er Meg kannte — was ich von Anfang an gesagt habe,
weil sie einem Fremden nicht die Tür geöffnet hätte — und daß Megs Killer
zurückkam, um die Waffe zu holen. Dann traf er auf Fingers, der dort nach den
Fahrchips suchte, tötete ihn in einer Kurzschlußreaktion und nahm die Fahrchips
an sich.«
»Aber die Fahrchips wären
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