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Immer wenn er mich berührte

Immer wenn er mich berührte

Titel: Immer wenn er mich berührte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einfach wegwerfen würde. Und man konnte doch nicht gleichzeitig zweimal lieben …
    »Jürgen« – Angst schwang in ihrer Stimme – »du würdest es mir doch sagen, wenn du mich nicht mehr liebtest?«
    Er sah sie an und lachte. Langsam stand er auf, legte eine Platte auf, schaltete die Stereoanlage ein.
    »Tanzen wir?«
    Wie schön es war, mit ihm zu tanzen, nichts zu denken, nur ihn zu fühlen, ihn und die Musik. Janine schmiegte sich an ihn. Alles war plötzlich so wie immer. Sie war schwindlig vor Liebe, von seiner Nähe.
    »Liebling«, flüsterte er, »du hast das Rosarote noch nicht probiert. Vielleicht habe ich nicht die richtige Größe erwischt.«
    Sie lachte, und es war auf einmal ganz leicht, zu lachen und glücklich zu sein. Sie küßte ihn auf die Nasenspitze, ehe sie ins Schlafzimmer ging, ihr Kleid abstreifte und in diesen Hauch von einem Nachtgewand schlüpfte.
    Als sie in in den Spiegel blickte, wußte sie, daß ihre blauen Augen den alten Glanz wiedergefunden hatten. Ihre Lippen glänzten, ihre Haare strahlten wie Gold …
    »Stimmt die Größe?« fragte sie lächelnd, als sie ins Zimmer zurückkehrte.
    Jürgen zog sie schnell in seine Arme. »Du siehst aus, als wärst du heute siebzehn geworden.«
    Ihr Herz schlug schneller. Immer schlug es schneller, wenn er sie so fest an sich zog, wenn seine Hände ihre Haut berührten, wenn alles um sie herum versank …
    Nein, dachte sie, bei Gott, nein, er hat keine andere Frau, ich spüre es doch. Er liebt mich, mich, nur mich …
    Am nächsten Morgen begleitete Janine ihren Mann wie immer zur Garage.
    »Ich habe einen schweren Tag heute«, sagte Jürgen, »eine Besprechung nach der anderen – und für die neue Zahnpasta müssen wir uns auch noch etwas einfallen lassen. Die Werbung soll ganz goß übers Fernsehen laufen.«
    »Kommst du zum Mittagessen?«
    »Ich glaube nicht.«
    Weg war er. Sie ging ins Haus zurück, warf die leeren Sektflaschen von gestern abend in den Mülleimer, setzte die Geschirrspülmaschine in Betrieb, versuchte, auf irgendeine Weise ihre Gedanken zu betäuben.
    Aber es gibt im Gehirn gewisse Zentren, die lassen sich nicht betäuben. Die bohren und bohren, stellen Fragen, quälende Fragen …
    Pünktlich um neun Uhr kam Frau Ulisch, die das Haus versorgte.
    »Ob ich heute mal die Fenster putze?« fragte sie.
    »Ja, das wäre an der Zeit«, antwortete Janine geistesabwesend. Und hielt ihre kleine schwarze Tasche in der Hand, in der der Schlüssel steckte.
    Was ist mit dem Brief, Janine? bohrten die Gedanken. Willst du ihn verbrennen? Willst du so tun, als hättest du ihn nie bekommen? Und wenn es doch stimmt, was drinsteht? Was für ein Interesse könnte so ein anonymer Briefschreiber denn haben … Wieso hat er einen Schlüssel beigelegt? Stell dir vor, einen Schlüssel, mit dem du hingehen und aufsperren kannst … dich von allen Zweifeln befreien …
    Es war gegen halb zwölf, als Janine das Haus verließ. Elfter Dezember. Das Wetter war danach. Ein kalter Wind pfiff um die Hausecken, und der Regen war wie Eis. Schmutzige braune Bäche liefen die Rinnsteine entlang.
    Berlin war immer noch eine fremde Stadt für Janine. Sie war in Straßburg geboren und aufgewachsen. Nach dem Tod ihrer Eltern ging sie als Hosteß nach Paris. Sie arbeitete im Flughafen Orly am Informationsschalter, ein hübsches und tüchtiges Mädchen in dunkelblauer Uniform, das dank seiner Herkunft zwei Muttersprachen hatte, Französisch und Deutsch, und außerdem noch recht gut Englisch sprach.
    Und vor diesem Informationsschalter stand dann eines Tages Jürgen Siebert, in einem hellen Sommeranzug, seine netten braunen Augen unverwandt auf sie gerichtet.
    »Was kann ich für Sie tun?« fragte sie routinemäßig.
    »Sehr viel«, antwortete er. »Sie können zum Beispiel heute abend mit mir zum Essen gehen.«
    Natürlich hatte sie zuerst abgelehnt. Aber natürlich hatte das nichts genützt – nicht bei Jürgens Charme. Und dann war es eine zauberhafte, warme Sommernacht in Paris, sie saßen in einem kleinen Lokal am Montmartre, später tanzten sie bei ›Gigi‹ in St. Germain, zum Schluß bummelten sie die Seine entlang – wie so viele, die sich in Paris verliebten …
    Jetzt fror sie trotz ihres gefütterten Wildledermantels. Am Innsbrucker Platz stieg sie von der S-Bahn in die U-Bahn um und stieg am Nollendorfplatz aus.
    Als sie vor dem großen Appartementhaus in der Eisenacher Straße stand, zögerte sie ein letztes Mal. Sollte sie umkehren? Noch nie hatte

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