Ein letztes Mal...
1. KAPITEL
Hilton Head Island, South Carolina
Vor zwei Monaten
Sebastian Landis hatte mehr Zeit in Gerichten zugebracht als jeder rückfällig gewordener Kriminelle. Schließlich war er einer der erfolgreichsten Anwälte in South Carolina. Aber heute hatte er aus erster Hand erfahren, wie es war, wenn Anwälte vollkommene Macht über sein Leben hatten.
Und ihm gefiel das ganz und gar nicht.
Natürlich rangierte Sich-scheiden-zu-lassen ganz unten auf seiner Liste der Dinge, die er gern tun würde. Er wollte einfach den Prozess durchziehen, damit der Richter die Scheidung amtlich machen konnte.
Er nahm die Akten vom Tisch in einem der Konferenzräume des Gerichts und verabschiedete sich geistesabwesend von seinem und auch Mariannas Anwalt. Mit voller Kraft voraus. Das Ziel im Auge behalten. Als Sebastian den Blackberry wieder an seinem Gürtel befestigte, vermied er es, seine Frau anzusehen, die einzige Frau, die es geschafft hatte, seine Gelassenheit zu erschüttern – ihm die Ruhe zu nehmen, die er auch unter Stress wahrte und die in Gerichtskreisen sein Markenzeichen war.
Wenigstens hatten sie den größten Teil des Papierkrams mit ihren Anwälten an diesem bedeckten Sommertag erledigt, sodass nur noch der abschließende Gerichtstermin blieb. Die Vereinbarung, die sie getroffen hatten, war fair, kein leichtes Unterfangen bei seinem Familienvermögen und ihrem Beruf als erfolgreiche Innenarchitektin. Sie hatten sich nicht einmal darüber gestritten, wie sie ihr Vermögen von mehreren Millionen Dollar auflösen sollten – vermutlich das erste Mal, dass sie es nicht getan hatten.
Das einzige Problem war aufgetaucht, als zu entscheiden war, was mit ihren beiden Hunden geschehen sollte. Keiner von ihnen wollte Buddy und Holly verlieren oder die Hundegeschwister trennen. Letztendlich hatte jedoch jeder einen der Terriermischlinge, die sie aus dem Tierheim geholt hatten, übernommen.
Und was hätten sie gemacht, falls er und Marianna tatsächlich Kinder gehabt hätten?
Sebastian verdrängte dieses schmerzliche Thema schnell wieder. Heute würde er sich auf keinen Fall damit beschäftigen, denn selbst ein Gedanke daran brachte ihn an einem grässlichen Tag wie diesem aus der Fassung.
Was dazu führte, dass er wider besseres Wissen seine Aufmerksamkeit auf Marianna richtete.
Sie erhob sich gerade aus dem Ledersessel, einfach unglaublich hübsch, aber das war sie ja schon immer gewesen. Mit ihren dunklen Augen und dem noch dunkleren langen Haar war sie der exotische Traum jeden jungen Mannes gewesen, als sie sich auf einer Kreuzfahrt in die Karibik begegnet waren.
An diesen heißen erotischen Sommer zu denken könnte Sebastian glatt in den Wahnsinn treiben. Also griff er nach seiner Aktentasche und konzentrierte sich auf das, was er noch an diesem Nachmittag in seinem Büro erledigen musste. Natürlich konnte er auch bis in den Abend hinein arbeiten. Niemand wartete zu Hause auf ihn, jetzt, da er eine Suite auf dem Anwesen seiner Familie bewohnte.
Im selben Moment wie Marianna erreichte er den Ausgang. Sebastian hielt ihr die Tür auf, und dabei stieg ihm der Duft ihres Chanel-Parfüms in die Nase. Ja, er wusste viel über seine baldige Ex, zum Beispiel, welche Düfte sie mochte. Was sie nach einer Liebesnacht am liebsten aß. Welche Wäschemarken sie bevorzugte. Er wusste einfach alles.
Außer, wie er sie glücklich machen konnte.
„Danke, Sebastian.“ Sie sah ihn nicht einmal an, als der Rock ihres leichten Sommerkostüms ihn auf ihrem Weg zur Tür hinaus streifte.
Das war alles? Nur ein Dankeschön?
Anscheinend empfand er immer noch mehr als bloße Anziehung für sie, denn im Moment war er wütend. Er erwartete nicht, dass sie ihre Scheidung mit einem festlichen Champagnerdinner begingen, aber, du liebe Güte, sie sollten ja wohl in der Lage sein, sich höflich zu verabschieden. Nicht, dass Höflichkeit je eine Stärke seiner launenhaften Frau gewesen wäre. Sie war einem Streit nie aus dem Weg gegangen.
Warum also rannte sie auf ihren schicken Designerpumps dann regelrecht zum Fahrstuhl? Himmel, hohe Absätze ließen ihre endlos langen Beine noch hinreißender aussehen. Sie war immer verrückt nach Schuhen gewesen, aber das hatte ihn nicht gestört, da sie ihm ihre Neuerwerbungen stets vorgeführt hatte.
Nackt.
Verdammt, wie lange würde es dauern, bis die Momentaufnahmen des Lebens mit Marianna in seiner Erinnerung verblassen würden? Er wollte seinen höflichen Abschied, wollte das Ganze
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