Immer werd ich Dich begehren
hat.“ Sie sah zu Kate. „Jemand hat mich dir weggenommen, nicht wahr?“
Kate nickte. Auch ihr standen die Tränen in den Augen. Sie öffnete den Mund, brachte jedoch kein Wort heraus. Trent sah, dass sie zu überwältigt von ihren Gefühlen war.
„Kate und ich haben dich sehr geliebt“, erklärte Trent. „Du warst unsere süße kleine Mary Kate, die Freude unseres Lebens.“
„Ich bin nicht mehr Mary Kate. Es tut mir leid, dass euer Baby gestohlen wurde und ich mich nicht an euch erinnern kann.“ Sie sah zu Mary Belle. „Oder an dich.“
„Das macht nichts, Christa“, beruhigte Kate sie. „Das ist jetzt nicht mehr wichtig. Hauptsache, du bist hier zu Besuch, und wir lernen uns alle wieder kennen.“
„Grandma mir gesagt, dass ihr versprochen habt, mich ihr nicht wegzunehmen.“
„Nein, wir werden dich niemals deiner Großmutter wegnehmen“, versicherte Kate. „Das stimmt doch, nicht wahr, Trent?“
„Absolut. Wir wollen, dass deine Grandma auch mit zu unserer Familie gehört.“
Christas Gesichtsausdruck veränderte sich sofort. Alle Wachsamkeit verschwand und wurde ersetzt durch Neugier.
„Ich habe noch nie ein so großes Haus gesehen. Es ist sehr alt, oder?“
„Ja, es ist sehr alt“, bestätigte Mary Belle. „Möchtest du, dass Kate und Trent dich herumführen? Deine Großmutter und ich trinken in der Zwischenzeit Tee im Wohnzimmer, um uns besser miteinander bekannt zu machen.“
„Darf ich, Grandma?“
„Selbstverständlich“, sagte Brenda.
„Was möchtest du zuerst sehen?“, fragte Trent und drückte Kates Hand zum Zeichen, dass alles gut werden würde.
„Ich weiß nicht.“ Christa überlegte einen Moment. „Hatte ich ein eigenes Zimmer, als ich hier lebte?“
„Du hattest ein wunderschönes Kinderzimmer“, sagte Kate.
„Es ist bestimmt kein Kinderzimmer mehr, oder?“
Kate sah Trent an. Als sie vor über zehn Jahren Winston Hall verlassen hatte, war Mary Kates Kinderzimmer unberührt gewesen und noch in exakt dem Zustand, wie an jenem Ostersonntag, an dem das Mädchen entführt wurde.
„Dein Kinderzimmer sieht noch genauso aus wie damals“, erklärte Trent. „Aber Tante Mary Belle hat ein neues, größeres Zimmer nur für dich eingerichtet – für die zwölf Jahre alte Christa Farrell.“
„Wirklich?“
„Wirklich“, sagte Trent.
„Darf ich beide sehen – mein altes Kinderzimmer und das neue Zimmer?“
„Auf jeden Fall.“
Trent bot seiner Tochter die Hand. Sie nahm sie, ohne zu zögern, und ging zwischen ihm und Kate die lange, geschwungene Treppe hinauf.
Kate wünschte, sie hätte auf ihre Intuition gehört und darauf bestanden, dass Mary Belle sich mit dem extravaganten Geburtstagsgeschenk für Christa zurückhielt. Aber vielleichtwar es albern, zu denken, Christa könnte von einer Gästeliste mit fünfzig Personen, einer Live-Band, einem Clown, einem Zauberer, umhereilenden Bediensteten, einer ein Meter fünfzig hohen Geburtstagstorte und einem Berg Geschenke überwältigt sein, nur weil Kate damals, als sie mit Trent zusammenkam, vom Luxus der Winstons eingeschüchtert war.
Trent trat neben sie und flüsterte: „Ich bin mir nicht sicher, ob die Königin von England derartig aufwendige Partys feiert. Findest du, dass Mary Belle vielleicht einen Tick übertrieben hat?“
„Meinst du?“ Kate lachte nervös. „Aber sieh dir nur Christas Gesicht an. Sie ist doch ein wenig überwältigt, so wie es mir immer ging.“
Trent legte ihr den Arm um die Schultern. „Sie erinnert mich sehr an dich. Ihr Lachen, ihre süße Schüchternheit –das alles hat sie von dir.“
„Sie gibt sich alle Mühe, ein fröhliches Gesicht zu machen, aber es ist eindeutig zu viel für sie.“ Kate schüttelte traurig den Kopf.
„Vielleicht sollten wie sie erlösen.“
„Können wir denn das? Wäre es nicht schrecklich unhöflich, wenn wir sie aus diesem Zirkus befreien?“
„Wir pfeifen darauf, ob es unhöflich ist oder nicht. Soll Tante Mary Belle all den Kindern und ihren Müttern erklären, weshalb Christas Eltern mit ihr verschwunden sind, bevor die Party zu Ende war.“
„Wie fangen wir das an?“, fragte Kate.
„Du holst Christa. Frag sie, ob sie mit uns eine Weile wegfahren möchte. Ich rede mit Brenda, um ihr Einverständnis zu bekommen.“
„Na schön, los geht’s.“
Kate bahnte sich einen Weg durch die Eis und Kuchen verschlingende Kinderhorde. Christa saß auf einem Stuhl, der wie ein kleiner Thron mitten im Raum stand, umgeben von ihren
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