Immer wieder Lust auf dich
“Wer ist denn hier aufgeregt? Ich bestimmt nicht.”
Sie beachtete ihn gar nicht. “Lass uns bitte einen Moment allein, Tom. Rafe und ich kommen gleich nach draußen. Ich möchte, dass du dabei bist, wenn ich ihm die Landebahn und die anderen Dinge zeige, die er noch nicht kennt.”
Parker nickte nur wortlos und schlug die Tür hinter sich zu, als er nach draußen marschierte.
“Der Knabe ist wohl ziemlich wild aufgewachsen”, bemerkte Rafe bissig. Er stand auf und schenkte sich noch einen Kaffee ein. Er wollte vor Mandy nicht zugeben, dass ihn dieser Tom Parker noch aus einem anderen Grund störte.
“Das musst du gerade sagen! Du hast ihn ja mehr oder weniger beschuldigt, an Dans Verschwinden Schuld zu haben, damit er sich die Ranch unter den Nagel reißen kann!” Mandy wandte sich von ihm ab und schlug zwei Eier in die Pfanne. Das fertige Rührei knallte sie auf einem Teller so schwungvoll neben Rafe auf den Tisch, das er fürchtete, das gute Porzellan würde in tausend Stücke springen.
“Iss!”, forderte sie ihn mit strenger Stimme auf.
“Und was ist mit dir?”
“Ich bin die letzten Jahre ganz gut ohne deine Hilfe zurechtgekommen, McClain. Ich brauche weder dich noch irgendeinen anderen Mann. Kapiert?”
“Ich verstehe nicht, worüber du dich so aufregst, Mandy. Ich …” Rafe überlegte einen Moment. “Ich möchte nicht, dass du dich aufregst”, sagte er schließlich nur.
“Dann setz dich endlich und iss dein Frühstück”, entgegnete sie trocken.
Obgleich er eigentlich keinen Hunger mehr hatte, gehorchte er in der Hoffnung, sie damit besänftigen zu können. Sie schien ziemlich empfindlich zu sein. Schließlich durfte er nicht vergessen, was sie in den letzten Tagen durchgemacht hatte.
“Es gibt keinen Grund, Tom vorzuwerfen, er habe es auf die Ranch abgesehen”, sagte sie schließlich nach einer Weile. Sie war gerade dabei, das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine einzuräumen. Rafe zuckte zusammen, weil es immer wieder bedrohlich klapperte und schepperte.
“Umso besser.”
“Er und Dan stehen einander sehr nah.”
“Und?”
“Wenn du also glaubst, er könnte etwas mit Dans Verschwinden zu tun haben …”
“Moment mal, Mandy. Den Zusammenhang stellst du jetzt her. Davon habe ich nichts gesagt.”
“Du hast es aber bestimmt so gemeint. Schließlich hast du angedeutet, dass Tom etwas zu gewinnen hat, wenn wir Dan nicht finden.”
“Ach ja? Merkwürdigerweise habe ich daran gar nicht gedacht. Ich werde mich hüten, solche Vermutungen zu äußern, wenn ich noch gar nicht weiß, was eigentlich genau passiert ist.”
“Wie hast du es denn dann gemeint?”
Er lächelte. “Ich wette, dass er mir nur klarmachen wollte, dass ich ihm nicht ins Gehege kommen soll, was dich angeht.”
“Mich?”
“Komm schon, Mandy. Jetzt spiel nicht die Naive. Der Mann fühlt sich doch offensichtlich dazu berufen, den wackeren Beschützer zu machen. Ich will ihm das gar nicht vorwerfen. Ich würde mich an seiner Stelle genauso verhalten. Aber wenn Dan nicht über irgendetwas beunruhigt gewesen wäre, hätte er mir doch nicht diesen Brief geschickt. Und sein Verschwinden zeigt uns doch, dass er zu Recht gewisse Befürchtungen hatte. Angenommen, Dan ist etwas passiert, was hoffentlich nicht der Fall ist, wird es für dich nicht einfach werden.”
Sie sah ihn an. “Wie meinst du das?”
“Du bist eine schöne, anziehende Frau, Mandy. Und du bist noch dazu die einzige Erbin der Ranch, wenn Dan etwas passiert ist. Das könnte so mancher Typ ausnutzen, wenn er will.”
“Ach so ist das. Du denkst, dass Tom darauf hofft, mit mir und der Ranch einen guten Deal zu machen. Wie nett von dir, dass du davon ausgehst, dass jemand nicht nur um meinetwegen um meine Hand anhalten könnte. Und nicht nur das. Du hast sogar schon herausgefunden, dass Tom einer von diesen Typen ist.”
Rafe entschied sich dafür, das Gespräch zu beenden. Es würde besser sein, wenn er endlich in Angriff nehmen würde, was er sich vorgenommen hatte.
Er stand auf und trug seinen Teller zur Geschirrspülmaschine. Als er Mandy ansah, stellte er belustigt fest, dass ihre Augen zornig funkelten. Er hatte ganz vergessen, dass er sie früher oft nur deshalb geärgert hatte, damit sie ihm diesen Blick zuwarf.
Plötzlich hatte er große Lust, sie zu küssen. Er beugte sich zu ihr herunter und fragte sich, ob sie wohl immer noch so süß schmeckte wie damals. Inzwischen hatte sie sich von ihm abgewandt und starrte
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