Immer wieder Lust auf dich
sah er den Gehweg auf sich zukommen.
3. KAPITEL
Rafe saß in der Küche und hielt sich eine Kühlkompresse gegen die schmerzende Stelle an seinem Hinterkopf. Mandy entschuldigte sich bei ihm.
Während Rafe sich seine Beule hielt und immer noch damit zu kämpfen hatte, dass er am helllichten Tag überfallen worden war, erklärte Mandy dem Verwalter, dass Rafe kein Eindringling war. Doch statt sich bei ihm zu entschuldigen, war Tom Parker immer noch erbost darüber, dass es Rafe letzte Nacht gelungen war, unentdeckt das Haus zu erreichen.
“Ich hatte eigentlich vor, euch heute Morgen miteinander bekannt zu machen, Tom”, sagte Mandy mit betont freundlicher Stimme. “Ich hatte nicht mitbekommen, dass Rafe schon aufgestanden war, sonst hätte ich euch beide zu einer Tasse Kaffee eingeladen.”
“Dann stell uns doch jetzt einander vor”, erwiderte der Mann mürrisch.
“Rafe McClain, das ist Dans Verwalter, Tom Parker. Er arbeitet schon seit mehreren Jahren hier.” Dann wandte sie sich an Tom. “Rafe ist ein Freund der Familie.”
Rafe war wütend. Er hatte nicht die geringste Lust, freundlich zu sein. Dieser Typ soll sich nur nicht so aufblasen, dachte er. Wo war er denn letzte Nacht, als Ranger wie ein Verrückter angeschlagen hatte? “Sind Sie immer so voreilig, wenn es darum geht, zuzuschlagen?”, wandte er sich an Tom, der ihm ebenfalls einen feindseligen Blick zuwarf.
“Sie waren in meinen Augen ein Fremder. Außerdem haben wir im Moment eine Ausnahmesituation. Wir müssen eben vorsichtig sein. Deshalb konnte ich nicht lange fackeln.”
“Ja, das habe ich bemerkt.”
“Ich hoffe, Sie erwarten nicht von mir, dass ich mich entschuldige”, ergänzte Parker. “Solange Dan nicht da ist, will ich jedes Risiko vermeiden, wenn es um Mandys Sicherheit geht.”
Jetzt mischte sich Mandy ein. “Tom, ich habe doch bereits gesagt …”
Parker ließ sie nicht ausreden. “Ich weiß, Mandy. Aber hast du dir schon klargemacht, was es bedeutet, wenn es diesem Typen …”
“Rafe …”, verbesserte Rafe trocken.
“… wenn es ihm schon gelungen ist, auf das Grundstück zu gelangen, ohne dass wir es mitbekommen haben, könnte es auch jeder andere schaffen. Solange wir nicht wissen, wo Dan ist, müssen wir mit allem rechnen. Schließlich könnte dieser Typ auch etwas mit Dans Verschwinden zu tun haben.”
Obwohl ihm immer noch der Kopf dröhnte, lächelte Rafe. “Leider kann ich über ihre verdrehten Gedanken noch nicht so laut lachen, wie ich es gerne täte. Also halten Sie sich bitte mit solchen Witzen noch zurück, okay?”
Belustigt stellte er fest, dass Tom wahrhaftig mit den Zähnen knirschte vor zurückgehaltener Wut.
“Ich muss zurück an meine Arbeit. Ich muss …”
“Mit unserem Besucher eine Besichtigungstour machen?”, fiel ihm Rafe ins Wort. “Danke, das nehme ich gerne an. Da ich jetzt hier bin, werde ich Ihnen bei der Suche nach dem Verschwundenen etwas unter die Arme greifen.”
Parker musterte ihn mit einem Blick, der gleichzeitig Wut und Erstaunen ausdrückte. “Was denken Sie eigentlich, wer Sie sind?”, zischte er.
Rafe lehnte sich zurück und lächelte überlegen. “Der Mann, der herausfinden wird, was mit Dan passiert ist.”
“Ich verstehe. Sie denken also, dass Sie das besser können als ich, Mandy oder die Polizei?”
“Ich weiß es nicht. Aber ich werde es jedenfalls versuchen.”
Da mischte sich Mandy in das Gespräch ein. “Du musst nicht bleiben, Rafe. Nur weil Dan dir geschrieben hat, bedeutet das doch nicht, dass du …”
Wieder unterbrach sie Parker. “Dan hat ihm geschrieben! Wann?” Er musterte Rafe misstrauisch. “Wie kommt es eigentlich, dass ich noch nie von Ihnen gehört habe, wenn Sie angeblich so gut mit der Familie befreundet sind?”
“Wissen Sie was, Parker? Sobald ich meine Autobiografie beendet habe, erhalten Sie das erste Exemplar. Bis dahin schulde ich Ihnen nicht die geringste Erklärung über mich, verstanden? Ich bin jetzt hier und werde so lange bleiben, wie ich es für nötig halte.” Rafe musterte den anderen. “Es sei denn, Sie betrachten sich jetzt hier schon als den Chef vom Ganzen, solange Dan nicht da ist.”
Parker machte einen Schritt auf Rafe zu. Es sah ganz so aus, als wollte er ihn schlagen. Doch Mandy hielt ihn zurück. “Hör mal, Tom. Ich kenne Rafe schon sehr lange. Du wirst diesen Streit nicht gewinnen, glaub mir. Ich werde mit ihm reden … ihn beruhigen …”
“Beruhigen?”, wiederholte Rafe empört.
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