Immortal 3 - Schwarze Glut
»Sie gehört uns.«
Kalen sah Leannas Halbblutlakaien ungerührt an. »Nein. Das reicht jetzt!«
»Tut’s nicht!«
Dougal wollte sich auf die Hexe stürzen, doch Kalen erwischte ihn mit einem weißen Lichtblitz, der den Oger-Sidhe zu Boden schleuderte – hart genug, dass es weh tat, allerdings nicht hart genug, um ihn ernstlich zu verletzen. Dougal rappelte sich wieder auf. »Kalen, gib uns die Frau!
Das hier geht dich nichts an.«
Hinter ihm zitterte die Hexe wie ein verängstigtes Kaninchen. »Jetzt schon«, erwiderte er. »Nehmt eure Herrin und verschwindet! Ich kümmere mich um die Hexe.«
»Niemand beleidigt uns ungestraft!«, zischte Dougal.
»In diesem Fall doch.«
»Warum? Sie ist bloß ein Mensch.«
Darauf entgegnete Kalen nichts. Leanna stöhnte, und ihr Kopf kippte zur Seite. Der Fesselzauber ließ bereits nach. So 112
mächtig er auch gewesen sein mochte, war er doch für Menschen gedacht, nicht für Sidhe.
»Kalen«, murmelte Leanna. »Dougal!«
Ihr Lakai eilte an ihre Seite, kniete sich neben Leanna und hob ihren Kopf an seine breite Brust. Die menschlichen Touristen bekamen immer größere Augen und fragten sich anscheinend, ob diese Szene nun im Drehbuch stand oder nicht. Leanna zuckte heftig und knurrte und stöhnte vor Wut, als sie mit den unsichtbaren Fesseln kämpfte.
Kalen beschloss, dass es unklug war, länger hierzubleiben. Stattdessen nutzte er die Gelegenheit, während alle von Leanna abgelenkt waren, drehte sich um und nahm die Hexe in die Arme. Ihr kleiner zitternder Körper wog so gut wie nichts, als er sie anhob. Ohne die Sidhe aus den Augen zu lassen, die um Leanna herumstanden, ließ er all seine Energie in die Erde fl ießen, bis er ebenso schutzlos war wie jeder gewöhnliche Mensch. Zum Glück waren Dougal und die übrigen Sidhe zu sehr von Leannas zunehmend wilderem Zucken gebannt. Eine Sekunde, zwei, drei. Seine Magie erreichte ihren Tiefstpunkt und bündelte sich unter seinen Füßen zu einer dichten Spirale. Dann setzte er sie mit einem Kopfnicken frei. Es gab eine gewaltige Explosion, die einen Spalt ins RaumZeit-Gefüge riss. Mit der Hexe auf dem Arm schritt Kalen durch das Portal und war verschwunden.
Mit einem Schlag wich sämtliche Luft aus Christines Lunge, und ihr Herz drohte auszusetzen. Ein scharfes Heulen dröhnte in ihren Ohren wie beißender Winterwind, der durch Dachspalten pfi ff. Die Erde schwand unter ihr, die Sterne über ihr verwirbelten sich zu einem schwarzen Nichts, und Christine 113
drehte sich der Magen um. Vor lauter Panik schnürte sich ihr die Kehle zusammen, und einen Sekundenbruchteil lang glaubte sie, sie sei tot.
Dann aber …
Stille.
Sie fühlte, wie sie auf etwas Hartes traf. Erschrocken holte sie tief Luft und merkte, wie ihre Knie unter ihr nachgaben. Doch sie fi el nicht. Starke Arme umfi ngen sie und hielten sie aufrecht.
»Ich muss sagen«, sprach eine Männerstimme mit einem Anfl ug von ungläubiger Bewunderung, »es ist lange her, seit ich zuletzt eine Frau so etwas Bescheuertes tun sah.«
Kalen .
Unsicher rang Christine immer noch nach Atem, traute sich jedoch nicht, die Augen zu öffnen. Ihre übrigen Sinne versanken buchstäblich in ihm. Seine Stimme – sie allein konnte eine Frau schon halb zum Orgasmus bringen! Tief und rauh vibrierte sie in seinem Brustkorb. Seine Lippen streiften Christines linkes Ohr. Er war zu nah. Und seine Arme umfi ngen sie fest, ohne ihr Schmerzen zu bereiten. Dazu noch dieser Duft, eine schwindelerregende Mischung aus Würze und sonnenverbrannter Erde!
Der Wollstoff seines Kilts rieb sich an ihrem nackten Bauch, und seine leicht behaarte Brust erhitzte ihren Busen. Dennoch war seine physische Präsenz – vielmehr: die spärlichen Informationen, die ihre menschlichen Sinne ihr übermittelten – nichts, verglichen mit dem, was ihr Hexensinn ihr über seine Magie verriet. Sein Zauber war wie ein liebkosender Funkenregen auf ihrer Haut, der selbst an ihre intimsten Stellen vordrang. Göttin, sie steckte in ernsthaften Schwierigkeiten! Bei diesem sinnlichen Feuerwerk fürchtete sie, sie könnte 114
auf der Stelle vor Erregung explodieren, falls sie ihn nun auch noch ansah. Und das wäre unvorstellbar peinlich!
In seiner Umarmung, seine Haut direkt an ihrer, fühlte sie seine Energie so deutlich, als wäre es ihre eigene. Allerdings würde eine so starke Magie ihren allzu sterblichen Körper schlicht zerreißen, weil sie unfähig wäre, sie zu beherrschen. Kalens Magie war so weit und
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