Immortals after Dark 01 - Nacht des Begehrens
Auch wenn sie sich verzweifelt das Gegenteil einzureden versuchte, war sie nicht der Typ, der sich hingeben konnte ohne irgendeine Art von Bindung oder Verbundenheit.
Sie hielt sich in Sachen Sex nicht für altmodisc h – immerhin erkannte sie Filme wie 9 ½ Wochen auf den ersten Blic k – , und sie hatte eine vollkommen normale Einstellung zu dem ganzen Thema, auch wenn sie noch nie einen Orgasmus gehabt hatte. Aber tief in ihrem Inneren wusste sie, dass sie etwas Bleibendes braucht e – und dass sie das niemals mit ihm würde haben können.
Abgesehen davon, dass er ein brutaler und bedrohlicher Lykae war, der sich an ihrem Unwohlsein ergötzte, konnte sie sich einfach nicht vorstellen, ihn ihren Freunden vorzustellen. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie er bei ihnen zu Hause Filme guckte und das Popcorn aß, das sie immer machte, einfach nur, damit sie es riechen und jeden damit bewerfen konnte, der ihr den Bildschirm verdeckte. Er würde nicht zu ihrer Familie passen, weil die schon bei dem Anblick, wie so ein „Tier“ sie berührte, krank werden würde. Und weil sie nicht aufhören würde, Pläne zu schmieden, wie sie ihn aus dem Weg räumen könnte.
Und mal ganz von ihrer Verschiedenheit abgesehen, gab es irgendwo eine Frau, deren kosmische Bestimmung es war, seine Gefährtin zu sein. Emma hatte nichts gegen ein bisschen gesunde Konkurrenz, aber die Gefährtin eines Lykae? Also, jetzt machte sie sich aber wirklich lächerlic h …
Er klopfte an die Verbindungstür und öffnete sie, ohne auch nur einen Augenblick abzuwarten. Nur gut, dass sie sich inzwischen nicht mehr auf dem Bett räkelte und ihre eigenen Brüste streichelte.
Er hatte offenbar gerade geduscht, sein Haar war noch feucht. Wie er so in der Türöffnung lehnte, hatte sie Zeit, seine Jeans zu studieren, die locker etwas unterhalb der Taille saß – genau wie es sein sollte. Er trug kein Hemd, und sie bemerkte, dass er ein Tuch um eine seiner Hände gewickelt hatte. Sie schluckte. Die Verletzung hatte er sich zugezogen, als er während seines Höhepunkts das Kopfteil ihres Bettes zerlegt hatte.
Er verschränkte die Arme vor seiner muskulösen Brust, deren Wertschätzung ihrerseits schon an Götzenverehrung grenzte. Nur zu gerne würde sie ihm zu einem weiteren Amen verhelfe n …
„Erzähl mir etwas über dich, was ich noch nicht weiß“, verlangte er.
Als sie sich endlich durchringen konnte, ihren Blick auf sein Gesicht zu richten, antwortete sie nach kurzer innerer Debatte: „Ich war auf dem College und habe einen Abschluss in Populärkultur.“
Das schien ihn zu beeindrucken, aber natürlich lebte er noch nicht lange genug in ihrer Zeit, um zu wissen, dass die meisten Leute Popkultur für einen Abschluss hielten, der bestenfalls zu einer Karriere hinter der Theke eines Fastfood-Restaurants taugte. Er nickte und wandte sich wieder um.
„Erzähl mir auch etwas“, sagte sie rasch, weil er damit nicht zu rechnen schien.
Tatsächlich schien er über ihre Aufforderung überrascht, als er sich wieder zu ihr umdrehte. „Ich finde, du bist das allerschönste Geschöpf, das ich je gesehen habe“, antwortete er mit rauer Stimme.
Sie war sicher, dass er gehört hatte, wie sie nach Luft schnappte, bevor er die Tür wieder schloss.
Er hatte sie schön genannt!
Eben noch hatte sie nichts als traurige Resignation verspürt, aber jetzt fühlte sie sich schwindelig. Oh, mit ihr ging’s eindeutig bergab. Ihre Gefühle kreisten so wild wie die Nadel eines durchgedrehten Kompasses.
Sie kniff die Augen zusammen, als ihr klar wurde, woran sie litt: Stockholm-Syndrom. Natürlich. Sich mit seinem brutalen Entführer identifizieren? Jawohl. Eine Bindung zu ihm aufbauen? Jawohl.
Der Fairness halber musste sie allerdings noch etwas hinzufügen: Wie viel e – augenblicklich aktiv e – Entführer waren schon einen Meter neunzig große Götter mit appetitlicher sonnengebräunter Haut, einem abgefahrenen Akzent und dem heißesten, härtesten Körper, den man sich erträumen konnte? Das alles und dazu noch seine Vorliebe dafür, diesen Körper an den ihren zu schmiegen! Das alles, und außerdem fand er sie schön.
Ganz abgesehen davon, dass er ihr gar nicht genug von seinem köstlichen Blut abgeben konnte. War sie vielleicht dabei, die Patty Hearst dieses Lykae zu werden?
Ganz egal. Entscheidend war, dass sie nicht seine Gefährtin war. Also, selbst wenn er sie verführen sollte und sie ein kleines Techtelmechtel hätten, wäre sie für ihn nur
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