Immortals after Dark 01 - Nacht des Begehrens
letzte Mal gewesen war.
Sie würde nicht zulassen, dass so etwas noch mal passierte, denn das würde sie womöglich nicht überleben. Und wenn doch, hatte sie jedenfalls keine Lust, den Leuten vormachen zu müssen, dass die Blutergüsse an ihrer Kehle und die geplatzten Äderchen im Auge daher kamen, dass sie mit einer verdammten Tür zusammengestoßen wäre. Warum bloß hatte er sie mitgenommen?
Um seinen Schmerz an ihr auszulassen? Er hatte sie wie einen gemeinen Vampir behandelt. Hatte sie tagelang als solchen geschmäht. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie noch anfangen, sich wie einer zu benehmen, um sich zu schützen.
Noch diese Nacht würden sie in Kinevane ankommen, und morgen bei Sonnenuntergang würde sie fort sein.
Emma saß ans Fenster gelehnt da und hatte wieder dieses Ding in den Ohren, auch wenn sie diesmal nicht mitsang, so wie gestern.
Er hätte es ihr am liebsten weggenommen und mit ihr geredet. Er wollte sie um Verzeihung bitten, denn er war über seine Tat tief beschämt. Noch nie im Leben hatte er sich für etwas mehr geschämt, aber er glaubte, wenn er es ihr wegnahm, würde sie zusammenbrechen. Seit dem Moment, in dem er sie entführt hatte, hatte er sie in Angst und Schrecken versetzt und sie verletzt. Er spürte deutlich, dass sie am Ende ihrer Kräfte und kaum noch in der Lage war, mit den Ereignissen der vergangenen vier Tage fertig zu werden.
Die Straßenlaternen beleuchteten ihr Gesicht von oben und die Quetschungen an ihrer blassen Kehle, was ihn aufs Neue zusammenzucken ließ.
Wenn er nicht gerade noch rechtzeitig zur Besinnung gekommen wäre, hätte e r … er hätte sie umbringen können. Und da er nicht verstand, warum er das getan hatte, konnte er auch nicht dafür sorgen, dass es nie wieder vorkommen würde. Er konnte nicht dafür garantieren, dass sie in seiner Nähe in Sicherheit war.
Er schreckte auf, als plötzlich ein Klingeln ertönte. Sie beugte sich zu ihm hinüber, um einen Blick aufs Armaturenbrett zu werfen, und nickte angesichts der Tankanzeige, die jetzt rot aufleuchtete. Sie zeigte auf die nächste Ausfahrt, immer noch ohne ein Wort. Er wusste, dass sie nur deshalb schwieg, weil es ihr Schmerzen bereitete zu reden.
Er war unkonzentriert, wurde unruhig in diesem Wagen, der für ihn viel zu eng zu sein schien, und umklammerte das Lenkrad. Ja, er war durch die Hölle gegangen, aber verdammt noch mal, wie hatte er seine Gefährtin würgen können, ganz egal, in welchem Geisteszustand? Wenn sie zu finden doch alles gewesen war, was er je begehrt hatte? Wenn sie doch seine Rettung war?
Es spielte keine Rolle, dass er noch keinen Anspruch auf sie erhoben hatte. Wenn er sie nicht gefunden hätte und in ihrer Nähe hätte sein können, um durch ihre mitfühlenden Worte und sanften Berührungen Linderung für seine Qualen zu erfahren, dann läge er jetzt in irgendeiner finsteren Gasse, unwiderruflich wahnsinnig. Als Gegenleistung hatte er ihr das Leben zur Hölle gemacht.
Kurz hinter der Ausfahrt entdeckte er das Schild einer Tankstelle. Er bog auf den unbefestigten Hof ein und parkte vor der Zapfsäule, auf die sie deutete. Gerade als er die Zündung abschaltete, zog sie sich die Dinger aus den Ohren. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber bevor er ein Wort hervorbringen konnte, blickte sie nach oben, seufzte und hielt ihm die Hand hin, was bedeutete, dass er ihr die Kreditkarte geben sollte. Er tat es und folgte ihr dann nach draußen, um zu lernen, wie man das Auto tankte.
Während sie warteten, sagte er: „Ich möchte gerne mit dir reden über das, was geschehen ist.“
Sie winkte ab. „Schon vergessen.“ Ihre Stimme klang heiser und strafte ihre lächerliche Behauptung Lügen. Im harten, unnatürlichen Licht der Tankstelle schien ihr rechtes Auge vollkommen rot zu sein. Sie musste doch vor Wut außer sich sein. Warum leugnete sie es?
„Warum stellst du mich nicht zur Rede? Beschimpfst mich? Ich erteile dir die uneingeschränkte Genehmigung, mich anzuschreien.“
„Fragst du mich etwa, warum ich Streitigkeiten aus dem Weg gehen möchte?“, fragte sie mit leiser Stimme.
„Aye. Genau“, sagte er. Als er ihren wütenden Blick sah, wünschte er, er hätte geschwiegen.
„Ich hab es satt, dass mir das alle Welt vorhält! Und jetzt muss ich mir das auch noch von jemandem anhören, der mich nicht mal richtig kennt.“ Ihre kratzige Stimme wurde vor Zorn immer lauter. „Die bessere Frage wäre doch wohl, warum sollte ich einem Konflikt nicht aus
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