Immortals after Dark 01 - Unsterbliche Sehnsucht
das Bad. Als sie eine Viertelstunde später in ein Handtuch gewickelt wieder herauskam, ging sie stracks auf seinen Schrank zu. Sicherlich hatte sie auch seine Zahnbürste benutzt.
Was ihn aus irgendeinem Grund … bezauberte.
Als das Handtuch fiel, stand sie nur noch mit der Kette bekleidet da und präsentierte ihm ihren perfekten Hintern.
Er schluckte. »Hast du denn gar kein Schamgefühl?« Nie zuvor in seinem Leben war er einer Frau begegnet, die es so eilig gehabt hatte, sich auszuziehen. Andererseits war er auch noch nie einer Frau begegnet, die sich nach Möglichkeit bei jeder sich bietenden Gelegenheit vollkommen nackt zeigen sollte .
»In meinem Alter nicht mehr«, sagte sie, während sie begann, seine gerade erst ausgepackten Kleidungsstücke zu durchsuchen. Wie seltsam, sie so etwas sagen zu hören, wo sie doch so jung aussah. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er den Kopf hin und her bewegte, um jeder ihrer Bewegungen zu folgen. Die Kette um ihre Taille schwang hin und her, und ihr feuchtes langes Haar ergoss sich wie ein Wasserfall über ihre Brüste. Er unterdrückte ein Stöhnen bei einem besonders aufschlussreichen Einblick – eine echte Rothaarige . Er schloss die Augen. Und er konnte sie nicht haben.
»Wie alt bist du?«, fragte er mit rauer Stimme, als er die Augen wieder zu öffnen wagte.
»Physiologisch gesehen bin ich fünfundzwanzig. Chronologisch gesehen … nicht.«
»Dann bist du unsterblich?«
Ein amüsiertes Lächeln umspielte ihre Lippen. »Das bin ich.« Sie zog eins seiner Hemden über, obwohl es so groß war, dass es eine Schulter frei ließ und ihr bis auf die Beine hinabhing.
»Warum bist du im Alter von fünfundzwanzig stehen geblieben?«
»Weil ich zu der Zeit am stärksten war. Nicht aus dem Grund, aus dem du mit … «, sie verstummte und musterte ihn gründlich, »vierunddreißig stehen geblieben bist.«
»Fünfunddreißig. Und was glaubst du, aus welchem Grund ich damals aufhörte zu altern?«
Sie ignorierte ihn und fuhr fort, seine Sachen zu durchstöbern. Kurz darauf zog sie ein altes, mit Edelsteinen besetztes Kreuz aus seiner Tasche. Sie hielt die Reliquie von sich weg und wandte den Blick ab. »Du bist katholisch?«
»Ja. Es war ein Geschenk meines Vaters.« Das ihn in den Zeiten des Krieges am Leben erhalten sollte. Wroth schüttelte den Kopf angesichts der Ironie, wie gut es funktioniert hatte. »Ich dachte, ich wäre derjenige, der sich davon abgestoßen fühlen sollte.«
»So was kann auch nur von einem gewandelten Menschen kommen. Außerdem fühle ich mich in keiner Weise abgestoßen . Bei diesen Juwelen? Wenn ich es ansehe, will ich es haben.«
»Dann würdest du es also nicht besitzen wollen, weil du katholisch bist. Verstehe ich das richtig?«
»Meine Familie zählte zu den besonders orthodoxen Heiden. Kann ich es haben?« Sie hielt es ihm hin, nach wie vor, ohne es anzublicken. »Kann ich, kann ich, Wroth?«
»Leg es zurück«, sagte er. Er kämpfte gegen den ungewohnten Drang zu grinsen an. Mit schmollender Miene legte sie es wieder in die Tasche, während sie etwas über geizige Vampire vor sich hinmurmelte, und steckte die Füße in seine Stiefel. Als sie sich mit in die Hüften gestemmten Armen wieder zu ihm umdrehte, hätte sich bei ihrem Anblick um ein Haar ein Lächeln auf seinen Lippen ausgebreitet – eine wahnsinnige, heidnische Unsterbliche, die in seinen Stiefeln fast versank.
»Womit hat deine Mutter dich bloß gefüttert?«, stichelte sie. »Gab es in der Renaissance überhaupt schon Anabolika?«
Ihm verging das Verlangen zu lächeln. »Meine Mutter starb jung.«
»Genau wie meine.« Er glaubte, sie »das erste Mal« murmeln zu hören.
»Und ich wurde nach der Renaissance geboren.«
Sie zog die Füße wieder aus seinen Stiefeln und stolzierte an ihm vorbei. »Aber nicht sehr lange.«
»Das ist wahr. Und warum glaubst du, ich hätte mit fünfunddreißig aufgehört zu altern?«, fragte er noch einmal.
Sie runzelte die Stirn, als ob sie sich nicht erklären könnte, wie er auf diese Frage kam, und antwortete dann: »Weil der unartige Kristoff dich auf irgendeinem Schlachtfeld aufgelesen hat, wo du gerade im Sterben lagst. Er fand, du würdest einen würdigen Rekruten abgeben, und ließ dich von seinem Blut trinken. Hat sich vielleicht ins Handgelenk gebissen. Als du dann sein vampirisches Unglücksblut in den Adern hattest, ließ er dich sterben. Es sei denn, er hätte es eilig gehabt, dann hätte er den Prozess etwas
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