Immortals after Dark 01 - Unsterbliche Sehnsucht
geben, und wollte sie von niemand anderem als einem mächtigen König entgegennehmen. Ich wollte, dass auch mein Bruder gewandelt würde, sollte er ebenfalls dem Tode nahe sein, so wie auch einige vertraute Landsmänner. Kristoff ging darauf ein.« Das war noch nicht alles. Wroth hatte um sechzig Jahre gebeten, damit Murdoch und er den Rest ihrer Familie beschützen könnten – ihren Vater, vier Schwestern und zwei weitere Brüder.
Sie hatten nur drei Monate gebraucht.
»Ich hatte schon von dir gehört, als du noch ein Mensch warst, weißt du? Haben sie dich nicht den ›Oberherren‹ genannt?«
Das überraschte ihn. »Freundlich gesinnte Stimmen, ja. Aber wie kannst du von mir gehört haben? Dein Akzent stammt nicht aus den Nordlanden.«
Sie seufzte. »Nein, nicht mehr. Ich hatte von dir gehört, weil ich mich für alles interessiere, was mit dem Kriegshandwerk zu tun hat. Du warst ein ziemlich gnadenloser Anführer.«
Er spürte, wie seine Miene erkaltete. »Wir haben uns verteidigt. Ich war alles, was ich sein musste, um mein Land zu beschützen.« An ihrer Reaktion erkannte er, dass seine Antwort ihr gefiel. Ihre Lippen öffneten sich, als sie ihm den Kopf zuneigte. Dann rutschte sie ein Stück näher an ihn heran, als ob sie gar nicht anders könnte.
»Doch am Ende hast du verloren«, sagte sie mit sanfterer Stimme.
Er starrte an ihr vorbei. »Alles.« Die Schlacht war nur der letzte Todesstoß für einen sterbenden Mann gewesen. Zuvor hatte der Feind ihr Land gebrandschatzt und verwüstet. Es folgte eine Hungersnot, und es gab nichts, was sie gegen die dann ausbrechende Pest tun konnten.
»Wroth«, sagte sie leise. Er richtete seinen Blick auf sie. Ihre Augen in diesem elfengleichen Gesicht waren so hinreißend, so klar und hell in diesem Moment. »Lass uns einen Pakt schließen.« Sanft spreizte sie seine Beine und kniete sich zwischen sie. »Lass uns schwören, dass wir dem anderen in diesem Raum nichts zuleide tun werden.« Sie legte ihm die Hand auf die Brust und drückte ihn zurück, bis er auf dem zusammengerollten Kissen lag. Was würde sie wohl als Nächstes tun?
Als er ihr mit einem raschen Nicken seine Zustimmung signalisierte, schenkte sie ihm ein warmes Lächeln, das ihm das Gefühl gab, ein Lob erhalten zu haben. Ihr feuchtes Haar ergoss sich über seine Beine, und als sie es mit dem Handrücken zur Seite schob, entblößte sie ihren verlockenden Hals. Der Duft ihres Haars berauschte ihn wie eine Droge. Süß und zart so wie ihre Haut. Wenn sie schon so roch, vermochte er sich nicht auszumalen, wie sie wohl schmecken würde. Er wünschte, sie hätte ihre Haut entblößt, um sie ihm darzubieten.
»Wroth, das ist jetzt wirklich peinlich«, murmelte sie mit ihrer sinnlichen Stimme, »aber ich glaube, ich habe dich dabei erwischt, wie du meinen Hals anstarrst.«
»Das hast du«, gab er zu – seltsamerweise, ohne auch nur die geringste Scham darüber zu empfinden, das innerhalb seines Ordens am meisten verachtete Verbrechen in Erwägung zu ziehen.
Sie strich mit den Fingerspitzen über seine Haut. »Bist du etwa versucht, von mir zu trinken?«
Mehr als er es je gewesen war.
Er fragte sich, wie oft Ivo sie wohl genossen haben mochte, und verspürte die Klauen eines fremden Gefühls in seinem Unterleib wüten. »Im Gegensatz zur Horde trinken wir nicht von lebenden Wesen. Daher haben wir unseren Namen.« Dies war das feierliche Versprechen seines Ordens, ihr Pakt. Wroth hatte nie Fleisch gekostet, während er trank. Allerdings hatte er auch noch nie die leiseste Versuchung dazu verspürt, bevor er ihr begegnet war.
»Wieso?«
»Damit wir niemals in Versuchung geraten zu töten«, sagte er. Dies war die offizielle Begründung, die auch der Wahrheit entsprach, aber die ganze Wahrheit war komplizierter, und sie hielten die Einzelheiten, die sie herausgefunden hatten, geheim. Lebendiges Blut, Blut, das nicht von seiner Quelle getrennt worden war, hatte Nebenwirkungen. Es konnte einem Vampir schlimme Qualen zufügen, beispielsweise in Form der Erinnerungen des Opfers. Kristoff war davon überzeugt, dass es diese Erinnerungen waren, die gebürtige Vampire in den Wahnsinn trieben und ihre Augen dauerhaft rot färbten. Soweit sie wussten, war der einzige Weg, diese Nebenwirkungen zu vermeiden, ausschließlich totes Blut zu trinken, und so die üblen Folgen – und zugleich die Vorteile – zu umgehen.
»Was wäre, wenn du von einem Unsterblichen tränkest, der davon nicht getötet werden
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