Immortals after Dark 03 - Versuchung des Blutes
für den gesamten Clan das Beste war.
Nach kurzem Zögern antwortete Bowe: „Die Stimme des Instinkts schweigt schon lange in mir.“
Lachlain blickte zur Seite. Die Vorstellung, dass seinem Cousin die tröstliche Präsenz des Instinkts versagt blieb, war für ihn schmerzlich, aber er wollte nicht, dass Bowe auf die Idee kam, er bemitleide ihn. Selbst in der Zeit der Folter hatte der Instinkt Lachlain niemals im Stich gelassen.
„Entscheidend ist doch wohl, dass die Götter nicht so grausam sein können, ausgerechnet mir eine Hexe als Gefährtin an die Seite zu stellen“, fügte Bowe hinzu.
Das war ein gutes Argument. Alle Lykae misstrauten Hexe n – ihr Instinkt mahnte sie unaufhörlich zur Vorsich t – , aber Bowes Abneigung war schon immer ausgeprägter gewesen als die der anderen. Seit er ein Junge war, hatte er eine ausgesprochene Aversion gegen sie, sogar bevor er von der tragischen Begegnung seines Vaters mit einer Hexe wusste.
Trotzdem entgegnete Lachlain: „Mir wurde eine Gefährtin gegeben, die halb Vampir und halb Walküre ist, und ich könnte sie unmöglich mehr lieben.“
„Ich könnte mit allem zurechtkomme n … nur nicht mit einer verfluchten Hexe, Lachlain.“
Lachlain ließ es erst mal auf sich beruhen. „Du kannst nicht reisen, ehe du wieder zu Kräften gekommen bist. Und denk doch mal nach, wenn du sie tatsächlich, aus welchen Gründen auch immer, als deine Gefährtin ansiehst, dann kannst du jetzt auf keinen Fall zu ihr gehen. Heute ist Mittwoc h – am Freitag ist Vollmond.“ Alle Lykae, die einen Gefährten oder eine Gefährtin besaßen, verwandelten sich in der Hitze des Mondes.
„Oh, ihr Götter. Wenn ich mich verwandle, setze ich ihr am Ende noch nach und erhebe Anspruch auf sie als meine Gefährtin.“
Bowe sagte das, als ob dies ein Szenario sei, das es um jeden Preis zu vermeiden galt, aber Lachlain hatte doch das Aufblitzen freudiger Erwartung angesichts dieser Vorstellung bemerkt. Sein ganzer Körper hatte sich angespannt. Seit fast zwei Jahrhunderten hatte Lachlain nicht mehr erlebt, dass sein Cousin derartig erregt war.
„Du wirst eben warten müssen.“
Bowe schüttelte den Kopf. „Ich werde sie dazu bringen, den Zauber vorher von mir zu nehmen.“
„Und was, wenn sie sich weigert?“
„Dann erwürge ich sie.“
„Verdammt noch mal, Bowe, ich werde an deiner Stelle gehen.“
„Jetzt, wo sich der Vollmond nähert? Du würdest dich von deiner Frau trennen?“
Bowe wusste nicht, dass Lachlain schon den letzten Vollmond mit Emma versäumt hatte, da sie sich zu dieser Zeit auf der anderen Seite der Welt befunden hatte, um mit ihrer Familie Totenwache für Kaderin zu halten. Für Lachlain war es schrecklich gewesen, diese Zeit ohne Emma verbringen zu müssen, und ihm graute vor der Aussicht, diese Erfahrung jetzt noch einmal durchmachen zu müssen, aber er würde nicht zulassen, dass sein Cousin ins offene Messer lief. „Es wird weitere Vollmonde geben. Emma wird es verstehen.“
„Und warum schickst du nicht Munro oder Uilliam?“
Die Lykae-Zwillinge gehörten zu Lachlains vertrauenswürdigsten und treuesten Soldaten. „Sie sind noch nicht von der letzten Mission zurückgekehrt, auf die ich sie gesandt habe.“
„Und Garreth?“
Lachlains jüngerer Bruder hatte vor zwei Tagen erst angerufen. „Er verfolgt immer noch Lucia, seine Walküren-Jägerin. Es hat sich herausgestellt, dass sie keine leicht zu erlegende Beute ist, selbst für ihn. Und sonst gibt es niemanden, dem ich diese Aufgabe anvertrauen möchte. Das ist mein letztes Wort in dieser Angelegenheit.“
Bowes Miene verfinsterte sich. Lachlain war so sehr daran gewöhnt, Befehle zu erteilen, dass er manchmal vergaß, dass Bowe ebenfalls ein Alpha wa r – ein starker Alpha, der sich wesentlich wohler dabei fühlte, selbst Befehle zu erteilen, als welche zu bekommen. Und das berücksichtigte noch nicht die unausgesprochene Tatsache, dass Lachlain nur deshalb König war, weil Bowes Vater auf den Thron verzichtet hatte.
„Ich hab schließlich nicht vor, gegen die verdammte Hydra zu kämpfen, Lachlain. Ich setz mich in ein Flugzeug, fahre ein Stückchen mit dem Wagen und sammle eine Hexe ein. Meinst du allen Ernstes, dass ich dazu nicht in der Lage bin?“
Lachlain hatte Bowe nicht nur verärgert, sondern beleidigt. Er atmete tief aus. „Nein, natürlich nicht. Nu r … lass es mich wissen, wenn ich dir helfen kann.“
Bowe nickte. „Bevor ich mich auf den Weg mache, möchte ich aber
Weitere Kostenlose Bücher