Immortals after Dark 03 - Versuchung des Blutes
unglaublic h – wenn man nicht wusste, wofür er gekämpft hatte. Aber nach all diesen Wettkämpfen und vor allem nach seiner großen Niederlage konnte Lachlain absolut nicht verstehen, wieso Bowe sich nicht einfach in diese Feuergrube gestürzt hatte. Wenn Lachlain seine Gefährtin Emma nicht ein Mal, sondern genau genommen zwei Mal verloren hätte, hätte er sich auf der Stelle hineingeworfen. Warum hatte Bowe das nicht getan? Was trieb ihn an? Über dieses Thema wurden innerhalb des Clans allerlei Mutmaßungen angestellt.
„Hör auf damit, mich zu analysieren, Cousin.“
Lachlain atmete aus. „Manchmal verstehe ich dich einfach nicht.“
Bowe schob seine Beine vorsichtig über die Bettkante und biss die Zähne zusammen, als ihn offenbar ein stechender Schmerz durchzuckte. „Wenn du das nach zwölfhundert Jahren immer noch nicht kannst, dann wird’s dir wohl nie gelingen.“
Lachlain wusste, dass er recht hatte. Aber schließlich war Bowe innerhalb des Clans schon immer einzigartig gewesen.
Wie die meisten Lykae war Bowe ungeduldig und unbeherrscht, doch gleichzeitig war allgemein bekannt, dass er viele Stunden damit verbrachte, Kindern geduldig die Grundlagen von Rugby beizubringen, seinem Lieblingssport, bevor die Amerikaner dann ihren American Football entwickelt hatten. Obwohl Bowe sich stets als Erster in jeden Kampf stürzte, allzeit bereit, vermeintliche oder tatsächliche Kränkungen zu bestrafen, war er nach dem Ende einer solchen Auseinandersetzung auch stets der Erste, der bereitwillig jegliche Kränkung vergab.
Im Norden Schottlands konnten die Winter hart sein, und der Frühling wurde vom Clan oft sehnsüchtig erwartet, aber Bowe bedauerte es immer, wenn das Ende seiner Lieblingsjahreszeit nahte. Lachlain vermutete, dass er den Winter darum so schätzte, weil er so rau war wie er selbst.
Zumindest war es so gewesen, bis Bowe seine Mariah mitten im Winter verloren hatt e …
„Was ist denn so wichtig, dass du dich nicht noch ein wenig ausruhen oder essen kannst?“ Lachlain zeigte auf die Päckchen mit Aufbaunahrung und seltsam riechenden Mineraliendrinks neben seinem Bett, die Bowe eigentlich jetzt zu sich nehmen sollte, nachdem er gerade erst so eine lange Zeit ohne Nahrung und Wasser auskommen musste. Bislang hatte er aber kaum etwas davon angerührt. „Hat das was mit deiner Rache an Wroth zu tun?“
Bowe antwortete nicht, sondern schien vollkommen mit seinen Bemühungen, das Bett zu verlassen, beschäftigt zu sein und stellte seine Füße einen Schritt weit auseinander auf den Holzfußboden.
„Wenn das der Fall ist, bitte ich dich, noch einmal darüber nachzudenken. Und nicht nur, weil ich seinem Bruder noch etwas schulde.“ Wenn Nikolai Wroth nicht gewesen wäre, wäre Emm a … tot. Bei dem bloßen Gedanken verspürte Lachlain mit einem Mal das Bedürfnis, sie zu sehen, sie zu spüren, obwohl er wusste, dass sie zwanzig Minuten weit weg auf ihn wartete, bei ihrer wilden Walkürenfamilie. In Val Hall war sie vollkommen sicher, hinter dicken Vorhängen, die sie vor der Sonne schützten, und spielte Videospiele. „Bowe, du darfst nicht vergessen, dass es sich um einen Wettkampf handelte. Und sämtliche Berichte, die wir erhielten, besagten, dass der Lykae der skrupelloseste Konkurrent wa r – und dass er sogar noch schmutzigere Tricks draufhatte als Kaderin bei den drei vorherigen Touren.“
Bowe zuckte die Schultern.
„Wir haben auch gehört, dass du Kaderin mit einem glitzernden Gegenstand hypnotisiert hast, damit du sie hinter einer Gerölllawine einsperren konntest. Stimmt es nicht, dass du sie dort mit drei hungrigen Basilisken allein zurückgelassen hast?“
Irgendeine Emotion flackerte in Bowes Auge n – beziehungsweise dem einen Aug e – auf, von der Lachlain annahm, dass es sich um Genugtuung handelte.
„Außerdem haben wir gehört, dass du während der Aufgabe im Kongo Sebastian Wroth mit einer Schaufel das Gesicht zertrümmert, ihn bewusstlos geschlagen und anschließend in einen reißenden Fluss geworfen hast, sozusagen die Neuverfilmung von Fluss ohne Wiederkehr , wenn’s nach dir gegangen wäre.“
Offensichtlich hatte diese Tat seinem Cousin einen ziemlichen Kick gegebe n – und tat es immer noch.
„Das hat nichts mit Wroth zu tun“, sagte Bowe. „Noch nicht.“
„Dann bist du in Gedanken wohl bei dieser Hexe?“
Endlich sah Bowe ihn interessiert an. „Was hast du gehört?“
„Ich weiß von dem Fluch. Und dass du an diesen Wunden tatsächlich
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