Immortals after Dark 04 - Tanz des Verlangens
für alle Zeit bei mir bleibst. Ich werde einen Weg finden, wie wir zusammenbleiben können. Das sollst du wissen.“ Er zog den Ring aus seiner Hosentasche.
Als sie ihn sah, traten ihr erneut Tränen in die Augen, aber sie lächelte. „Ich liebe diesen Ring so sehr.“ Er steckte ihn ihr zum zweiten Mal an den Finger. „Und ich liebe den Mann, der dazugehört. Weißt du eigentlich, wie schwierig es war, ihn dir an dem Abend im Ballett zurückzugeben?“
„Ungefähr so schwierig, wie ihn zurückzunehmen?“
„Es tut mir so unendlich leid, mon coeur . Ich hatte keine Wahl. Wie konnte ich ein Versprechen für eine Zukunft geben, die ich nicht besaß? Aber jetzt kann ich freiheraus sagen, wie stolz es mich macht, dich zu heiraten.“
„Néomi, selbst wenn nichts zwischen uns stünde, fürchte ich, dich nur zu enttäuschen. Ich werde wieder das Falsche machen oder deine Gefühle verletzen. Das wird sich nicht über Nacht ändern, aber du sollst wissen, dass ich mich bemühe.“
„Mehr verlange ich nicht.“ Sie runzelte die Stirn. „Genau genommen schon. Ich möchte, dass wir hier wohnen, Conrad. Würde dir das gefallen? Können wir Elancourt deinem Bruder abkaufen?“
„Ich kaufe dir jedes Anwesen, das du haben möchtest. Bist du sicher, dass du hier leben willst? Du wurdest hier ermordet. Wird es dich nicht unaufhörlich daran erinnern?“
„Ich wohne seit achtzig Jahren hier, ich hab mich dran gewöhnt. Außerdem – wenn ich nicht ermordet worden wäre, hätte ich heute nicht dich. Du hast mir einmal gesagt, du hättest diesem Russen dabei geholfen, sein Schwert zu führen, um mit mir zusammen zu sein. Und ich wäre freiwillig in Louis’ Klinge gelaufen, um die Chance auf ein Leben mit dir zu haben.“
Seine Brauen zogen sich zusammen, als die Intensität seiner Gefühle ihn zu überwältigen drohte. Dann küsste er sie – ein brennender, besitzergreifender Kuss. Als er endlich schwer atmend von ihr abließ, sagte er mit rauer Stimme: „Wir bleiben hier. Aber nur, wenn ich das Haus für dich wieder zum Leben erwecken darf.“
„Warum nicht?“ Sie seufzte und strich ihm das Haar aus der Stirn. „Bei seiner Herrin ist es dir ja auch gelungen.“
Von unten ertönte ein lautes Krachen, gefolgt von Gebrüll.
Néomi schnappte nach Luft. „War das Bowen? Sind sie immer noch hier?“
„Oh, Mist, die Hexe!“, sagte Conrad. „Sie wurde wieder von den Spiegeln gebannt.“
„Bring mich zu ihr, Conrad!“ Er half ihr dabei, sich abzutrocknen und einen Bademantel anzuziehen, und translozierte sich dann mit ihr ins Studio.
Dort fanden sie Bowen, der Mari an seine Brust drückte. Er war blutverschmiert und hatte zahllose klaffende Wunden, während Mari bleich und benommen aussah.
„Dann hat es funktioniert?“, fragte Bowen Conrad, ohne die Hexe in seinen Armen auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
„Ja, das verdanken wir …“
„Ich bring mein Mädchen jetzt nach Hause.“ An Mari gewandt fügte er hinzu: „Und du nimmst dir ab sofort unbegrenzten Urlaub.“
Mari nickte schwach. „Ich sehe nie wieder in einen Spiegel. Nie wieder.“
Als Bowen aufstand und mit Mari auf dem Arm in den Spiegel trat, warf sie noch einen letzten Blick zurück, ihre Miene wirkte ernst. Dann legte sie zur Warnung an Néomi den Zeigefinger an ihre Lippen.
Was soll das bedeuten? Néomis Brauen zogen sich zusammen.
Doch dann waren sie fort und ließen die Spiegel zurück – sie hatten keinen Kratzer mehr. Als Néomi hineinblickte, sah sie, wie ihr Spiegelbild sich für Sekundenbruchteile in ihr altes Geistergesicht zurückverwandelte.
43
Die darauf folgenden Wochen wären die glücklichsten ihres ganzen Lebens gewesen.
Wenn ich nicht verdreht zurückgekommen wäre , dachte Néomi, während sie dem schlafenden Conrad das Haar aus der Stirn strich.
Kurz nach ihrer Rückkehr hatten sie ohne großen Trubel geheiratet. Anfangs war sie noch von den Ereignissen jener turbulenten Nacht geschwächt gewesen, aber sobald sie sich ausreichend erholt hatte, hatte Conrad einen Beamten der Mythenwelt geholt, um die einfache Zeremonie auf Elancourt zu vollziehen.
Sie hatte ein schlechtes Gewissen, die Ehe einzugehen, ohne Conrad von ihren Bedenken zu erzählen. Vor allem als sie erfuhr, dass es Bowen fast nicht gelungen wäre, Mari von dem Spiegel zu befreien. Irgendwie war der Zauber schiefgegangen.
Néomi konnte es fühlen. Sie war verändert.
Sie führte ihre neue Gewohnheit fort, tagsüber zu schlafen,
Weitere Kostenlose Bücher