Immortals after Dark 04 - Tanz des Verlangens
schwerfiel, es zu servieren. Schon jetzt hatte sich seine Gesichtsfarbe verbessert, und seine Muskeln waren sogar noch stärker geworden.
Und je besser es ihm ging, umso mehr redeten sie miteinander – zwei Leute, die unbedingt reden mussten . Oftmals entwickelte sich dabei ein gewisser Rhythmus, ein regelmäßiger Austausch, als ob ihre Gedanken ineinandergreifen würden.
„Es gefällt mir, wie unsere Worte hin und her fließen, wenn wir uns unterhalten“, hatte sie einmal zu ihm gesagt. „Es scheint gar nicht nötig zu sein, jede Bemerkung zu kommentieren oder weiter auszuführen, was man meint. Es ist, als ob wir beide verstehen, dass wir einander verstehen. Es ist wie beim Tanz.“
„Oder beim Sex?“
Sie hatte gelächelt. „Nur, wenn es toller Sex ist.“
Er hatte ihr zuversichtlich zugenickt. „Dann hätten wir richtig tollen Sex.“
Oh Gott, das hätten sie …
Sie schienen in jeder Beziehung zueinander zu passen. Sicher, er war halb wahnsinnig, aber als ein Geist aus der Zeit der Prohibition mit einem Hang zum Stehlen von Kondomen, Plätzchen und BHs hatte sie wohl selbst ein wenig den Bezug zur Realität verloren.
Conrad konnte sie sehen; ihre Gegenwart schien das Einzige zu sein, das seinen Geist beruhigte. Er war auf dem Weg der Genesung, und sie war glücklicher, als sie es in den vergangenen achtzig Jahren je gewesen war. Zwei gebrochene Seelen gemeinsam an diesem gebrochenen Ort hatten eine Art von stillem Glück gefunden.
Vielleicht war sein Aufenthalt hier gar nicht der Zufall, für den sie ihn gehalten hatte. Sie konnte nicht glauben, dass das alles völlig willkürlich geschah. Vielleicht sollte er sie aus ihrem verfluchten Leben nach dem Tod erretten?
Aber vielleicht hatte sie die Lektion, die ihr das Leben von Marguerite L’Are erteilt hatte, immer noch nicht gelernt. Wenn jemand Néomi retten würde, dann würde sie es selbst sein …
Bei Anbruch der Abenddämmerung kam Conrad zu ihr.
„Ich werde dein Haus nie wieder beschädigen“, sagte er, wobei er es fertigbrachte, gleichzeitig stolz und zerknirscht auszusehen.
„ Merci d’avance.“
Er streckte die Hand aus. „Ich möchte, dass du mit mir ins Haus kommst.“
„Nein, Conrad, heute Nacht nicht“, sagte sie, woraufhin er begann, mit den Zähnen zu knirschen.
Sie wusste, dass ihre Weigerung ihn nicht nur deshalb enttäuschte, weil er sie in seiner Nähe haben wollte. Sie war inzwischen davon überzeugt, dass es ein tief sitzendes Bedürfnis für ihn war, sie zu beschützen , als ob das wirklich notwendig wäre. Als ob er es für sein Recht hielte.
Wann immer er sie jetzt ansah, vertiefte sich die Farbe seiner Augen, und sein Blick wurde immer besitzergreifender …
„Ich habe sicherlich einiges beschädigt, aber ich habe manches auch wieder repariert“, wandte er ein.
„ C’est vrai .“ Seitdem er in dem alten Schuppen neben der Einfahrt einige Werkzeuge entdeckt hatte, war er damit beschäftigt, das Haus zu befestigen. Er hatte Fensteröffnungen geflickt oder abgedeckt und die Haustür, die er aus den Angeln gerissen hatte, wieder eingesetzt.
Dann hatte er damit begonnen, ihr ehemaliges Zimmer wieder bewohnbar zu machen, als ob er einem unbestreitbaren Instinkt folgte, dafür zu sorgen, dass sie es warm hatte und in Sicherheit war. Er hatte die neue Matratze auf das Bettgestell gelegt und alle möglichen Möbel dort zusammengetragen. Auf dem Dachboden hatte er eine antike Kommode und einen Stuhl aufgestöbert, von denen sie nicht mal gewusst hatte, dass sie sich dort befanden.
Irgendwann hatte er wunderbarerweise den Schornstein gereinigt, sodass er ein Feuer anzünden konnte, obwohl er nicht zu frieren schien, und ihr war ganz gewiss nicht kalt. Dann hatte er sie davon in Kenntnis gesetzt, dass sie von jetzt an zusammen mit ihm in diesem Zimmer schlafen würde.
Sein Ton hatte sie daran erinnert, dass er als Adliger auf die Welt gekommen und im siebzehnten Jahrhundert ein Kriegsherr gewesen war. Conrad Wroth war es gewohnt, dass man seinen Wünschen Folge leistete.
Er schien aufrichtig verblüfft zu sein, als sie bloß gelacht und erklärt hatte, dass sie seine herrische Art très charmant finde und dass sie bereits einen Ort habe, an dem sie sich ausruhe. Die Tatsache, dass sie über ein Geheimversteck verfügte, in das sie sich jeden Tag zurückzog, störte ihn schon sehr …
„Und, kommst du jetzt?“
Als sie keinerlei Anstalten machte, ihm zu folgen, sah sie gleich, wie sehr es ihn drängte, sie
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