Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Immortals after Dark 04 - Tanz des Verlangens

Immortals after Dark 04 - Tanz des Verlangens

Titel: Immortals after Dark 04 - Tanz des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kresley Cole
Vom Netzwerk:
Sermon fortsetzt. Er hört nur vereinzelte Satzfetzen, die er wiederholt, so wie er es oft macht, wenn er müde ist und allein gelassen werden möchte. In einer anderen Sprache murmelt er vor sich hin.
    „Sie frisst Nikolai auf, die Schuld … sie kämpfen seit dreihundert Jahren gegen die Vampirhorde … wir können uns ihrer Armee anschließen … sie alle töten … nicht alle Vampire sind schlecht.“
    Er blinzelt, als Sebastian verstummt.
    Sebastian sagt mit zusammengekniffenen Augen: „Du führst überhaupt keine Selbstgespräche. Du wiederholst einfach nur unsere Worte. Dieses Mal auf Griechisch! Du hast gar nicht halluziniert – du hast zugehört .“ Sebastian nickt, als ob er diesen Gedanken ermutigend fände. „Ich frage mich, was du sonst noch tun kannst, von dem wir nichts wissen.“
    Ich kann Geister sehen.
    „Rechts von dir, siehst du da nicht irgendetwas Seltsames? Eine Frau in diesem Zimmer?“, fragt er Sebastian auf Estnisch.
    Sebastian blickt sich um und antwortet dann langsam in derselben Sprache. „Es sind nur wir vier hier im Zimmer, Conrad.“ Sein Tonfall klingt so, als ob er ihm erklären würde: „Eigentlich, mein Bruder, ist der Himmel nicht grün. Er ist blau .“
    Die Frau scheint mit ihren Diebstählen fertig zu sein. Sie scheint langsamer zu werden, schwächer. Ob sie müde ist?
    „Conrad, siehst du noch jemanden hier?“, fragt Sebastian. „Ihr sollt angeblich unter schweren Wahnvorstellungen leiden …“
    Seine „Wahnvorstellung“ belauscht gerade Murdochs und Nikolais im Flüsterton geführte Unterhaltung am Rande des Zimmers.
    „Er stinkt nach Blut und Dreck“, sagt Nikolai. „Es mag schon sein, dass er sich erholt, aber für andere wird es nicht so aussehen. Wenn wir unseren Plan je rechtfertigen müssen …“
    Ohne Vorwarnung lässt sie sich auf dem Bett neben ihm nieder. Viel zu dicht an seinem Ohr fragt sie: „Ist das wahr, Vampir?“ Ihre Worte kommen diesmal sehr viel schneller, es klingt fast schon normal. Jetzt kann er erkennen, dass sie mit einem leichten französischen Akzent spricht.
    „Stinkst du, dément? Ich kann nicht riechen. Aber es leuchtet ein … so schmutzig, wie du bist.“
    Ihm wird schmerzlich bewusst, dass sein Gesicht mit Blut und Dreck verkrustet ist und sein Haar vor Schmutz starrt. Dément . Ist das alles, was sie in ihm sieht? Ein Verrückter, den man am besten ignoriert? Oder schlimmer noch – bemitleidet? Ja, genauso sieht sie ihn. Als einen verdreckten, sexuell unerfahrenen Irren.
    Sie hat ihn Blut spucken sehen. War sie auch dabei, als er seinen Kopf stumpfsinnig wieder und wieder gegen die Wand geschlagen hat? Verdammt noch mal, langsam beginnt diese Klarheit in seinen Gedanken ihm auf die Nerven zu gehen! Wieder sehnt er sich nach dem Zustand des Vergessens. Es ist einfacher, sich in fremden Erinnerungen zu verlieren, zu hassen, zu verletzen …
    Doch die Frau neben ihm hält seinen Verstand in der Gegenwart fest wie ein Anker.
    „ Sie sollten dich ein Bad nehmen lassen “, sagte sie in ihrer Flüsterstimme, im selben Moment, in dem Sebastian verkündet: „Nur die Ruhe, Conrad. Die Halluzinationen werden verschwinden. Ehe du dich versiehst …“
    „Lass mich allein!“, fährt er ihn an. Fast hätte er gesagt: „Lass uns allein!“
    Der Geist schwebt davon, ordnet seine Beutestücke, um zu verschwinden. Nein, du doch nicht! Als sie mitsamt den Gegenständen verschwindet, bleibt von ihr nichts als das Blütenblatt auf dem Laken. Er schiebt sich in Richtung des Blattes, will es berühren. Aber es beginnt zu verblassen und verschwindet schließlich ebenfalls.
    Unruhig wälzt er sich auf dem Bett hin und her, scheuert sich an seinen Fesseln die Haut wund. Ich will sie hier haben.
    Sebastian erhebt sich. „Na gut, wir werden gehen. Ruf uns, wenn du irgendetwas brauchst. Oder wenn du trinken möchtest.“
    Sie lassen ihn in dem dunklen Zimmer allein.
    „Hast du mein Handy gesehen?“, erkundigt sich Nikolai auf dem Weg nach draußen.
    Noch bevor er Zeit hat zu überlegen, wieso ihn ihre Abwesenheit derartig enttäuschen könnte, steigen die Erinnerungen anderer in seinem Geist auf wie Luftblasen in einer Quelle.
    Er hat im Laufe der Jahre keine ehrenhaften Männer getötet, ganz im Gegenteil, einige von ihnen waren sogar noch monströser als er. Und ihre Erinnerungen, die jetzt auch seine Erinnerungen sind, lassen ihn bis ins Mark erstarren.
    Er sieht Bilder von Folterungen vor sich, für die er nicht verantwortlich ist,

Weitere Kostenlose Bücher