Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Immortals after Dark 04 - Tanz des Verlangens

Immortals after Dark 04 - Tanz des Verlangens

Titel: Immortals after Dark 04 - Tanz des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kresley Cole
Vom Netzwerk:
grauenhafte Morde an Frauen und Kindern, die er nicht begangen hat. Glasige, blinde Augen starren ihn an, und doch nicht ihn .
    Diese Erinnerungen wollen anerkannt werden. Ehe sie sich zerstreuen lassen, muss jede einzelne von ihnen noch einmal durchlebt werden. Dabei nagen sie unerbittlich an seiner geistigen Gesundheit.
    Und die ist ohnehin schon stark angegriffen.

 
    8
    Néomi war im Großen und Ganzen ein offenes Buch – offen in Bezug auf ihre Sexualität, ihren Körper, ihre Ansichten. Aber sie besaß zwei kleine schmutzige Geheimnisse.
    Eines davon war ihre Neigung, den ein oder anderen Gegenstand, der ihr nicht gehörte, an einen anderen Ort zu bringen. In ihrer verborgenen Kammer, hinter der verborgenen gotischen Eingangstür, stellte sie ihre Neuerwerbungen auf den Ausstellungstisch. Hier lagen all ihre Schmuckstücke und Schätze, die sie im Verlauf der Jahre von ihren Mietern stibitzt hatte. Der Tisch war schon fast voll. Bald würde sie auch noch ihr Beistelltischchen dazunehmen müssen. Gar nicht mal schlecht, wenn man bedachte, dass Elancourt nur für ungefähr ein Drittel ihres Lebens nach dem Tode bewohnt gewesen war.
    Ich bin eine regelrechte diebische Elster.
    Sie eignete sich nicht unbedingt Dinge von Wert an, es handelte sich eher um Gegenstände, die sie faszinierten. Ihre Sammlung umfasste unter anderem: ein batteriebetriebenes Fernsehgerät, dessen Batterien seit Langem leer waren, ein ziemlich moderner BH, ein Grammofon und eine Schachtel mit Kondomen, für die sie in den Zwanzigern gerne ein kleines Vermögen bezahlt hätte.
    Sie besaß Streichhölzer und Medaillen vom Mardi Gras, Süßigkeiten, die sie niemals essen würde, und ungefähr ein Dutzend Farbsprühdosen, die sie von den zahlreichen Vandalen im Teenageralter konfisziert hatte.
    Mithilfe von zugeschlagenen Türen, umherfliegenden Bettlaken und wild wirbelnden Blättern hatte sie die artistes graffiti über den Punkt spontanen Urinierens hinausgetrieben – in diesem Moment ließen sie für gewöhnlich ihre Dosen fallen und rannten um ihr Leben. Dies war Néomis Zuhause, ihre ganze Welt. Sie dachte gar nicht daran, bis ans Ende ihrer Tage diese grauenhaft schlechten „Kunstwerke“ erdulden zu müssen.
    Wie ein Vogel, der sein Nest mit Federn auspolstert, hatte sie Dinge aus der Außenwelt gesammelt und sie in ihre verborgene Enklave gebracht. Dieser Raum war früher einmal ihr Tanzstudio gewesen. Mit Ballettstangen, einem hölzernen Parkettfußboden und Spiegeln, die die ganze Wand bedeckten. Das Studio selbst war großenteils unverändert, nur lagen jetzt überall Zeitungsstapel herum, und die Spiegel waren modifiziert worden, um zu ihrem gegenwärtigen Erscheinungsbild zu passen. Mit anderen Worten: Sie hatte sie zerstört.
    In den Tagen nach ihrem Tod, als Möbelpacker Kartons für all ihre Besitztümer gebracht hatten, hatte sie sich so schrecklich danach gesehnt, sie in diesen Raum zurückzuschmuggeln, dass sie sie tatsächlich bewegt hatte. So hatte sie zum ersten Mal erkannt, dass sie die Fähigkeit besaß, Dinge durch die Kraft ihrer Gedanken zu bewegen.
    In panischer Hast hatte sie sämtliche Dinge, die ihr lieb und wert waren, in Sicherheit gebracht: ihren Schmuck, Kleider, Alben, ihren Geheimvorrat an verbotenen alkoholischen Getränken und sogar ihren schweren Safe. Sie hatte alles in ihr verborgenes Studio schweben lassen.
    Doch jetzt konnte sie nichts tun, als dabei zuzusehen, wie ihre Besitztümer vor ihren Augen alterten. Genau wie ihr Heim. Sie konnte nichts davon berühren, konnte mit ihren gierigen Fingerspitzen weder über eine Lage kühler Seide noch über die kitzelnde Spitze einer Feder fahren …
    „Und jetzt?“, fragte sie laut.
    Die dröhnende Stille schien sie zu verspotten. Allein … allein … allein …
    Néomi erwog kurz, sich im Zimmer des Vampirs zu materialisieren – beziehungsweise sich dorthin zu translozieren . Sie versicherte sich, dass es nur die drückende Stille sei, wegen der sie dorthin zurückkehren wollte, und nicht etwa der Wahnsinnige selbst. Aber er schien sie am besten von allen, die jemals einen Fuß nach Elancourt gesetzt hatten, zu spüren.
    Auch wenn er verrückt und ungewaschen war, irgendetwas an ihm zog sie an. Sie verspürte den unbestreitbaren Drang, mit ihm zu sprechen.
    Doch am Ende war sie zu erschöpft, um zurückzukehren. Ihre Essenz war jeglicher Energie beraubt, die sie für ihre konzentrierte Telekinese benötigt hatte. Sie musste sich ausruhen und schwebte

Weitere Kostenlose Bücher