Immortals after Dark 05 - Verfuehrung der Schatten
Tim gehörte.
Ihr fiel wieder die Verletzung an ihrem Arm ein. Sie war bis zum nächsten Morgen vollständig geheilt, ohne auch nur die kleinste Narbe zu hinterlassen. Holly war inzwischen zu der Überzeugung gelangt, dass es für die Umkehrung sowieso zu spät war. Und dieser Gedanke machte ihr gar nicht so viel aus, wie sie erwartet hatte.
Genau genommen hatte sie angefangen, sich mehr und mehr in einer Beziehung mit Cadeon zu sehen. Inzwischen hatte sie sich an seinen rauen Humor gewöhnt. Er brachte sie zum Lachen und sorgte dafür, dass sie sich nicht zu ernst nahm. Und sie könnte stundenlang in seine grünen Augen starren …
Außerdem hatte er sich als durchaus fürsorglich erwiesen. Unermüdlich kümmerte er sich um ihre Bedürfnisse, nahm Rücksicht auf ihre Marotten. Solange er in der Nähe war, musste sie nicht mal eine Flasche selbst öffnen.
Und er trainierte unermüdlich mit ihr. Jedes Mal wenn sie für ein paar Stunden in einem Hotel abstiegen, erteilte er ihr eine weitere Übungsstunde in Sachen Selbstverteidigung. Wenn sie dann wieder unterwegs waren, fragte er sie nach allem aus, was sie gelernt hatte.
Als sie endlich fertig war, nahm sie die Brille ab und klappte den Computer zu. „Okay, ich bin bereit.“
„Na gut. Was ist das Erste, was du tust, wenn du mehreren Angreifern auf einmal gegenüberstehst? Und warum?“
„Ich zähle sie, denn wenn ich beschließe, die Flucht zu ergreifen, werden sie sich wahrscheinlich aufteilen. Das hilft mir dann dabei festzustellen, ob ich umzingelt bin.“
Ein kurzes Nicken. „Du triffst auf einen Feind – wohin siehst du zuerst?“
„Die Augen. Sie verändern ihre Farbe, wenn er aufgebracht ist. Danach sehe ich auf seine Hände, um zu überprüfen, ob er bewaffnet ist.“
„Sagen wir mal, er ist stinkwütend und hat eine Waffe in der Hand. Wie ist deine Position?“
„Ich biete ihm ein möglichst kleines Ziel, indem ich einen Fuß vor den anderen stelle und eine Schulter nach hinten nehme.“ Bevor er fragen konnte, fuhr sie fort: „Meine linke Schulter, weil ich Rechtshänderin bin.“
„Nenne mir zwei Beispiele, wie du dir deine Umgebung zunutze machst.“
„Ich bringe Hindernisse zwischen mich und meinen Angreifer“, sagte sie. „Und ich nutze die Blitze zu meinem Vorteil – denn Schatten verzerren die Wahrnehmung.“
„Wie viel Druck braucht es, um ein Knie zu brechen?“, fragte er.
„Nicht mal ein Bar.“
„Und was machst du, wenn dich ein menschlicher Mann bedroht?“
„Ich polier ihm die Fresse und zeig ihm, wo der Hammer hängt.“
„Das ist mein Mädchen.“ Er tätschelte ihr zärtlich das Kinn, und sie errötete vor Freude.
„Warum muss ich eigentlich immer noch trainieren?“
„Weil wir noch lange nicht fertig sind. Es gibt noch genug Leute, die dich umbringen wollen, und wir haben noch mindestens einen Checkpoint vor uns. Der könnte sich als genauso gefährlich erweisen wie der letzte.“
Cadeon hatte sich auf die Suche nach gedämpften, ungeöffneten Schalentieren gemacht und Holly im Hotel zurückgelassen, „denn Codes schreiben sich nicht von selbst“.
Aber sie war blockiert, unfähig zu arbeiten. Also beschloss sie, Mei anzurufen, um sich zu vergewissern, dass mit ihren Studenten alles in Ordnung war. Die Jungs konnten manchmal ziemlich … ungestüm sein.
„Alles ist bestens“, sagte Mei, ohne das weiter auszuführen. „Und wie geht’s deiner Familie?“
„Langsam besser. Viel besser. Ich denke, alles wird gut.“
„Das freut mich.“
Hollys Ohr zuckte, und sie runzelte die Stirn. „Mei, willst du mir noch irgendwas sagen?“
„Also, ich wollte dich deswegen nicht anrufen, weil ich weiß, dass du im Moment viel um die Ohren hast, aber es wäre möglich, dass die Zeit bei deiner Arbeit eine ganz entscheidende Rolle spielt, und ich hab es so satt, dass Frauen bei diesen Jobs immer übergangen werden.“
In Hollys Bauch machte sich ein unangenehmes Gefühl breit. „Worüber redest du?“
„Du weißt doch, dass Scott auf dieser Tagung in Kalifornien war, oder?“
„Sicher, er hat sich in letzter Sekunde dazu entschlossen.“ Scott war Meis Freund, ein respektierter Mathematiker und überhaupt ein netter Kerl.
„Heute Morgen hat er mich angerufen, mit ziemlich beunruhigenden Neuigkeiten …“
„Sag’s mir einfach, Mei.“
Sie holte tief Luft. „Tim hat deine Arbeit geklaut – und gibt sie als seine aus.“
35
Während Cade auf das Essen wartete, meldete er sich kurz bei
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