Immortals after Dark 06 - Zauber der Leidenschaft.epub
eindeutig waren, ja, er brauchte diese Einfachheit und Klarheit sogar.
Doch nun war nichts mehr, wie es schien, oder wenn doch, lief es vollkommen falsch. Er war nach Hause zurückgekehrt, aber als Gefangener. Möglicherweise hatte er seine ihm vom Schicksal vorherbestimmte Königin gefunden, nur dass sie eine hinterhältige und amoralische Mörderin war. Bis es ihm gelingen würde, zu entkommen, lag sein Schicksal und das Schicksal seines Volkes in Cadeons Händen – und das war eine eher prekäre Lage. Vor allem jetzt, da Cadeon von der Frau begleitet wurde, die er einmal im Vollrausch als »Höhepunkt meiner Existenz« bezeichnet hatte.
Rydstrom war dabei gewesen, als Cadeon Holly Ashwin zum ersten Mal zu Gesicht bekommen hatte, und er hatte deutlich die Energie zwischen ihnen gespürt. Jedoch war es Cadeon nicht möglich gewesen, sie zu erproben, da er davon ausgehen musste, dass sie ein Mensch war. Mittlerweile wusste Cadeon, dass Holly eigentlich eine Walküre war, also stand den beiden nichts mehr im Weg.
Wie konnte Rydstrom von seinem Bruder erwarten, dass er nicht nur auf seine Frau verzichtete, sondern sie dazu auch noch an Groot, einen psychotischen Mörder, übergab, dessen einziges Ziel es war, sich mit ihr fortzupflanzen? Als das Königreich ihn beim letzten Mal gebraucht hatte, hatte Cadeon Rydstrom und ihrer ganzen Familie den Rücken gekehrt. Warum sollte es diesmal anders sein?
Als er so über Cadeon und Holly nachgrübelte, kam ihm ein neuer Gedanke. Diese beiden waren vollkommen gegensätzlich. Cadeon, ein Chaot und kaltherziger Söldner, hatte seine Gefährtin in einer genialen Mathematikerin mit Brille und Putzfimmel gefunden. Die Wissenschaftlerin mit Zwangsneurose und der Glücksritter ohne Zuhause – eine völlig unerwartete und absurde Paarung.
Rydstrom war als aufrichtig und gut bekannt, Sabine als heimtückisch und böse. Doch das schien keine Rolle zu spielen. Er konnte nicht ignorieren, wie sein Körper auf die Zauberin reagiert hatte. Er wusste instinktiv, dass das Siegel brechen würde, wenn er erst einmal in sie eintauchte. Endlich würde er wissen, wie es war, seinen Samen zu vergießen, und von da an würde er für alle Zeit dazu fähig sein.
Kürzlich hatte er die Hellseherin Nïx über seine Zukunft befragt. Sie hatte mit einem Grinsen geantwortet: »Erste Sahne.« Anscheinend hatte sie sich insgeheim prächtig amüsiert, als ob sie eine gewisse Ironie gesehen hätte.
Nichts konnte ironischer sein, als dass Sabine Rydstroms Königin war. Diese Situation wäre in der Tat etwas, woran Nïx ihren Spaß hätte. Die Walküren verehrten das Schicksal wie eine Religion. Und sie waren die Ersten, die zugeben würden, dass das Schicksal ein launisches Biest war.
Ich kann es leugnen …
Die Zellentür öffnete sich mit lautem Ächzen, und einige Diener traten ein. »Wir sollen Euch für diesen Abend vorbereiten.« Wieder spürte er das Brennen von Pulver in seinen Augen.
8
Als Sabine aus dem Schlaf hochschreckte, stellte sie fest, dass ihr Bett im strömenden Regen mitten in dem matschigen Feld stand, in dem sie vor all diesen Jahren bei lebendigem Leibe begraben worden war.
Sie blinzelte ein paarmal, bis ihr klar wurde, dass es nur ein Schreckbild aus einem Traum war. Schon immer ließ sie Illusionen um sich herum entstehen, wenn sie sich in den Fängen eines Albtraums befand. Während sie nun geistesabwesend über die Narbe an ihrem Hals strich, verblasste die Illusion, und ihr Schlafzimmer kam zum Vorschein.
Angeblich war dieses Turmzimmer einst das Privatgemach von Rydstrom gewesen. Es lag im Westturm, der dem Wasser am nächsten lag, und verfügte über riesige Fenster, die sie meist weit offen stehen ließ, damit die Meeresbrisen ungehindert hereinwehen konnten. Sie hatte das Zimmer mit wallenden Bannern in Schwarz und Scharlachrot umdekoriert, die im Wind hin und her glitten.
Sie wusste, dass sie jetzt keinen Schlaf mehr finden würde, nachdem sie ohnehin nur unter Schwierigkeiten eingedöst war.
»Du hast gar nicht von deinem Gefangenen geträumt«, erklang eine Stimme aus den Schatten ihres Gemachs.
Hastig zog sie sich an das Kopfende ihres Bettes zurück, als sie Omorts gelbe Augen in der Dunkelheit glühen sah. Nachdem sie ihr knappes Nachthemd mit einer Illusion bedeckt hatte, ließ sie das Zimmer in fluoreszierendem Licht erstrahlen.
Das war der Grund, wieso sie keine Nacht durchschlief. Omort könnte ihr die Hände hinter dem Rücken fesseln; eine
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