Immortals after Dark 08 - Eiskalte Berührung
zuvorkommend zu sein«, beendete sie seinen Satz mit gehauchter Stimme. »Du musst dich sehr hingebungsvoll um die Frauen gekümmert haben.«
»Das habe ich.« Ja, um die Frauen , aber niemals nur um eine einzige Frau. »Doch das ist noch nicht alles. Ich … « Er verstummte.
»Was? Was wolltest du sagen?«
»Ich will nicht, dass du denkst … « Er verstummte und fuhr sich mit den Fingern durch sein dunkles Haar. »Verdammt noch mal, ich habe genauso hart im Krieg gekämpft wie meine Brüder.«
»Murdoch, manchmal springt die Geschichte nicht sehr nett mit einem um … «
»Ich will nicht, dass du denkst, ich hätte mich vor meinen Pflichten gedrückt. Ich habe mich genauso unermüdlich eingesetzt, um mein Volk zu beschützen. Und ich war immer da, wenn’s drauf ankam. Der einzige Unterschied zwischen mir und meinen Brüdern besteht darin, wie wir die Zeit zwischen den Kämpfen verbrachten. Sebastian las, Conrad verschwand aus unbekannten Gründen, Nikolai lief in seinem Zelt auf und ab und trug die Last der ganzen Welt auf seinen Schultern. Ich war sorglos, unbekümmert … «
»Und du hast die Gesellschaft der Frauen genossen«, sagte sie. »Wieso interessiert es dich, was ich über dich denke?«
Wieso? Darauf wusste er keine gute Antwort. Weil die Erweckung mich dazu zwingt. Alles, was er in dieser Nacht dachte und fühlte, wurde ihm von der Erweckung eingegeben. Das musste der Grund dafür sein. Denn sonst wäre er ein Masochist, der drauf und dran war, sich in eine Frau zu verlieben, die er niemals würde berühren können.
19
»Ich sag dir, wieso, wenn du mir sagst, worum es sich bei dem Angebot handelt, das der Dämon dir gemacht hat«, sagte Murdoch.
»Nein, danke, Vampir. Ich habe dir letzte Nacht schon mehr als genug erzählt«, erwiderte Danii kurz angebunden. Sie war immer noch sauer, dass er sie so ausgequetscht hatte.
»Du hast mir viel erzählt«, sagte er, »aber ich glaube nur wenig davon.«
»Ach, tatsächlich?«
»Du hast gesagt, du würdest nicht essen.«
Sie hob die Augenbrauen.
» Kannst du essen?«
Sie zuckte die Achseln. Walküren konnten es schon, aber da sie sich von der elektrischen Energie der Erde ernährten, hatten sie keinerlei Bedürfnis dazu. Außerdem diente ihnen der Verzicht auf Essen als Mittel zur Geburtenkontrolle. Ihre Art hatte keine Monatsblutung und blieb unfruchtbar, es sei denn, sie »aßen von der Erde«.
»Und du hast gesagt, du seist zweitausend Jahre alt.«
Seine behandschuhte Hand ruhte nach wie vor auf ihrer Taille, und er sorgte dafür, dass sie einen gehörigen Abstand zu den anderen Fußgängern einhielten. Seit er von der Gefahr des thermalen Schocks wusste, schien er unaufhörlich ihre Körpertemperatur zu überprüfen und sie dahingehend zu überwachen, ob ihre Atemzüge als kleine Dampfwolken sichtbar waren.
Seine Aufmerksamkeit war schmeichelhaft und linderte ihre Verärgerung. »Stimmt, ich bin ungefähr zweitausend Jahre alt.«
»Und zwei deiner drei Elternteile sind Götter?«
Sie sah ihn mit betont ausdrucksloser Miene an, was ihm ziemlich auf die Nerven ging, wie sie wusste.
»Und warum lassen sie es dann zu, dass dir wehgetan wird?«
»Weil sie schlafen.«
»Götter … schlafen?«
»Um ihre Kräfte zu schonen. Sie beziehen ihre Stärke von ihren Anhängern, die sie anbeten. Wann bist du zum letzten Mal an einem Tempel vorbeigekommen, der Freya geweiht war?«
Geschickt steuerte er sie zur Seite, als von einem der Balkons über ihnen ein großer Becher geflogen kam. »Weißt du, was das Einzige ist, was ich dir sofort geglaubt habe? Du hast gesagt, dass du, wenn du anfangen würdest, mich zu küssen«, seine Schultern strafften sich und ein freches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, »vermutlich nicht mehr damit aufhören könntest.«
Was war er doch für ein gut aussehender Kerl! Auch wenn sie wusste, dass es tausend Gründe gab, aus denen sie sich nicht zu ihm hingezogen fühlen sollte, war seine Anziehungskraft auf sie so stark wie eh und je.
Die ganze Nacht schon hatte Danii diese Verlockung gefühlt – was allerdings keine Überraschung war. Jedes Mal wenn sie diese breiten Schultern und die stahlgrauen Augen betrachtete, erinnerte sie sich daran, wie es war, mit ihm im Bett zu sein. Jedes Mal wenn ihm diese eine Locke in die Stirn fiel, konnte sie nur mit Mühe einen Seufzer unterdrücken.
Obwohl sie eine Eiskönigin war, fiel es ihr zunehmend schwerer, sich ihm gegenüber kalt und gleichgültig zu geben.
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