Immortals after Dark 08 - Eiskalte Berührung
dass sie allein war. Und nackt.
Während sie sich blinzelnd in dem verdunkelten Zimmer umschaute, drängten verschwommene Erinnerungen an die vergangene Nacht herauf. Sie erinnerte sich an die Brutalität des Vampirs im Kampf. Ebenso erinnerte sie sich, wie er später mit zusammengezogenen Brauen und vom Blutverlust bleichem Gesicht auf sie in der Badewanne heruntergeblickt hatte. Wie unermüdlich er über sie gewacht hatte.
Doch ab dann – nichts . Sobald ihr Körper damit begonnen hatte, das Gift abzubauen, hatte sie das Bewusstsein verloren.
Also … nackt? Sie war sicher, dass sie ihren Slip noch angehabt hatte, als er sie in die Badewanne gelegt hatte. Jetzt hatte er sie vollkommen unbekleidet gesehen. Ob ihm gefallen hatte, was er gesehen hatte? Na ja, als nicht erweckter Vampir dürfte ihn das wohl kaum interessiert haben.
Bei einer flüchtigen Untersuchung ihres Körpers stellte sie fest, dass sie immer noch ziemliche Schmerzen hatte, ihre Wunden sich aber zum größten Teil geschlossen hatten, bis auf einen noch nicht vollständig verheilten Riss unter ihrem Schlüsselbein. Ihre Temperatur war immer noch erhöht, würde aber von Tag zu Tag abnehmen.
Sie musterte ihr Handgelenk, das er berührt hatte. Auch diese Verbrennung war geheilt.
Selbst nach all diesen Jahrhunderten überraschte es sie immer wieder, welche Schmerzen ein Haut-zu-Haut-Kontakt verursachte. Aus irgendeinem Grunde waren diese Wunden die schlimmsten. Wenn sie hingegen einen Auspuff streifte, verspürte sie allenfalls für einige Zeit ein leichtes Stechen. Doch die Haut einer anderen Person an ihrer war wie Feuer …
Sie blickte sich in dem spartanisch eingerichteten Zimmer um. In Anbetracht der noch nicht ausgepackten Reisetasche und der kargen Möblierung – ein Sessel, ein Schreibtisch und die Matratze – war dies hier wohl nicht sein fester Wohnsitz. Danii wusste, dass die Devianten in der düsteren Burg Mount Oblak wohnten. Was machte er dann hier?
Jetzt hörte sie neben dem Brummen der Klimaanlage auch noch das Laufen der Dusche. Der Vampir hatte sie nicht allein zurückgelassen? Sie erinnerte sich nur zu gut an die Verletzungen, die er erlitten hatte, als er ganze acht dieser Eisfeyden-Mistkerle ausgeschaltet hatte. Ihr fiel wieder ein, dass er wesentlich ernster verletzt war, als sie anfangs angenommen hatte. Sie hatte keine Ahnung, wie er es geschafft hatte, aufrecht stehen zu bleiben, geschweige denn, sich um sie zu kümmern.
Wenn er nicht gewesen wäre, wäre sie jetzt tot. Das Gift hätte sich in ihrem Köper ausgebreitet, bis selbst ihre Unsterblichkeit sie nicht mehr hätte retten können. Er hatte sie gerettet.
Sie grinste. Jetzt fand sie ihn nicht mehr widerlich.
Murdoch hatte nicht einmal versucht, von ihr zu trinken, als überall Blut war und Danii hilflos vor ihm lag. Dabei hieß es, dass Vampire dem Blut einer Walküre nicht zu widerstehen vermochten. Myst hatte Danii anvertraut, dass sie vor fünf Jahren Nikolai den Kriegsherrn einen einzigen Tropfen hatte schmecken lassen, und er ganz verrückt danach gewesen war.
Oh Myst … Was sollte Danii jetzt nur gegen die Entführung ihrer Schwester unternehmen? Ausgerechnet Myst, die ihr einst einen so großen Liebesdienst erwiesen hatte, dass sie sich niemals dafür würde revanchieren können.
Die Antwort schien offensichtlich zu sein: Sie musste Nïx anrufen und ihr sagen, sie solle eine Suchaktion einleiten und, wenn unbedingt nötig, einen Krieg beginnen. Auf Murdochs Schreibtisch stand ein Satellitentelefon.
Aber hatte er ihr nicht gesagt, dass er Danii zu ihrer Schwester bringen konnte, weil Myst bei Nikolai war? Dann waren die beiden jetzt also tatsächlich zusammen? Und höchstwahrscheinlich waren sie allein und bemühten sich, die verlorene Zeit nachzuholen.
Wenn Danii jetzt den Koven benachrichtigte, würde sie damit eine kreischende, kampfbereite Horde loslassen, die die Tür zu dem Liebesnest des Vampirs kurz und klein schlagen würde.
Was würde ihre Schwester von ihr erwarten? Die Tatsachen: Myst war eine meisterhafte Intrigantin, die jeden zu bezaubern wusste. Keine andere Walküre besaß ihr Talent, Männer so zu manipulieren, dass sie ihr jeden Wunsch von den Augen ablasen. Sie würde mit Nikolai schon fertigwerden.
Eine weitere Tatsache: Als sie hörte, dass Devianten in der Stadt gesichtet worden waren, war Myst sehr aufgeregt gewesen, und ihre grünen Augen hatten aufgeleuchtet. Und ehe sie losgezogen war, um die Vampire zu jagen, hatte
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